Klima-Briefing im Dezember: Nicht alles Bio, was glänzt - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Von Isabel Brun

Redaktorin

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30. Dezember 2022 um 11:00

Klima-Briefing im Dezember: Nicht alles Bio, was glänzt

Das Klima-Briefing ist der monatliche Newsletter über Klima-Themen aus Zürich und der Welt. Was uns im Dezember 2022 beschäftigt hat: Ein SVPler wird Umweltminister, die Landwirtschaft in der Mangel und die Fifa wird verklagt, weil sie sich als «klimaneutral» vermarktet hat.

Illustration: Zana Selimi

Zwischen Weihnachten und Neujahr steht so einiges still in Zürich. Als ich heute Morgen mit dem Velo ins Büro düste, waren die Strassen beinahe leer. Welch angenehme Abwechslung, reihen sich sonst doch Dutzende Autos vor den Rotlichtern in der Innenstadt – und blockieren die Velostreifen. Freie Fahrt voraus lautet auch das Motto dieses Klima-Briefings, dem letzten im Jahr 2022. Während wir in anderen Rubriken einen Blick zurück werfen, konzentriere ich mich bezüglich Klima-Themen lieber auf die Zukunft. Und versuche, nicht gänzlich die Hoffnung zu verlieren. Ganz nach der Manier des französischen Schriftstellers Victor Hugo: «Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte, für die Mutigen die Chance.»

Dass der neue Energieminister der Schweiz viel mehr ein Risiko als eine Chance darstellt, darüber sind sich viele einig. «Rösti sollte eher wegen Verbrechen an unserer Zukunft vor Gericht gestellt anstatt für den Bundesrat aufgestellt werden», twitterte der grüne Gemeinderat und Klimaaktivist Dominik Waser einige Tage vor der Bundesratswahl (siehe weiter unten). Zum Mitschreiben: Am 7. Dezember 2022 wurden Elisabeth Baume-Schneider (SP) und Albert Rösti (SVP) in den Bundesrat gewählt. Sie ersetzen Simonetta Sommaruga (SP) und Ueli Maurer (SVP). Einen Tag nach ihrer Wahl wurden auch die Departemente neu verteilt. Es passierte das, wovor sich Umweltschützer:innen gefürchtet hatten: Albert Rösti übernimmt das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation, kurz Uvek.

Albert Rösti aka Atomkraft und Autos

Der 55-jährige Politiker ist nicht gerade für seine umweltfreundliche Haltung bekannt. Als Präsident von Auto Schweiz, der Vereinigung von offiziellen Automobil-Importeur:innen, setzt sich Rösti für das Transportmittel auf vier Rädern ein. Der Druck von Seiten der «extremen Klimaschützer», die Mobilität einzuschränken, sei sehr gross, erzählte er im Mai 2022. Dabei gelte für ihn die freie Wahl des Verkehrsmittels als zentral. Und auch bezüglich erneuerbaren Energien bleibt der ehemalige Chef der Schweizer Erdöl-Vereinigung seinen Prinzipien treu. Für ihn ist klar: Das Atomkraft-Verbot muss weg. «Ich unterstütze eine Energiewende, die weg von den fossilen Brennstoffen und hin zur Elektrizität führt. Das geht aber nur, wenn wir alle fossilfreien Technologien zulassen», sagte er vor seiner Wahl zum Bundesrat im Interview mit dem «SonntagsBlick». 

Für viele links-grüne Politiker:innen und Klimaaktivist:innen glich die Nachricht, dass Rösti das Energiedepartement übernehmen wird, deshalb einer Hiobsbotschaft. Nicht nur der Zürcher Politiker Dominik Waser äusserte sich kritisch. «Der Ölbaron übernimmt das Uvek. Ein Alptraum für Klima- und Umweltschutz!», hiess es bei den Grünen Schweiz. Und auch der SP-Vizepräsident Jon Pult gab in der SRF Arena zu bedenken: «Ob es vernünftig ist, ein Mitglied einer Partei, die bis vor Kurzem den Klimawandel leugnete, zu einem Klimaminister zu machen, ist zu bezweifeln.» Röstis Parteikamerad:innen sehen das übrigens anders. Es sei gut, dass ein Bürgerlicher nun die Energiethemen realistisch angehe, so die SVP-Nationalrätin Monika Rüegger in der Arena-Sendung: «Da sind wir derzeit auf dem falschen Dampfer. Letztendlich brauchen die Menschen Strom und Sicherheit.»

Und ausserhalb der Politik-Bubble? Dort gingen Menschen auf die Strasse, um gegen «Ölbert Rösti» zu demonstrieren. Während in Zürich und Basel einige Dutzend Klimaaktivist:innen protestierten, wurde eine geplante Demo in Bern nicht bewilligt. Bereits vor Röstis Wahl zum Bundesrat rief die Klimastreik-Bewegung zum Protest auf – erhielt jedoch keine Bewilligung von der Stadt Bern, weil sie zum einen den Parlamentsbetrieb gestört hätte und zum anderen nicht wie vom Klimastreik erklärt als «Spontankundgebung» durchgegangen wäre. Eine heikle Argumentation, schrieb Watson daraufhin, denn die Kundgebung, die für den Abend geplant gewesen wäre, touchierte weder den Betrieb, noch waren Demonstrationen gegen eine Bundesratswahl in der Vergangenheit eine Seltenheit. Im Gegenteil: 1993 demonstrierte man wegen der Nichtwahl von Christiane Brunner und 2007 gegen die Wahl von Christoph Blocher.

Ob mit oder ohne Protest: Albert Rösti ist Bundesrat und wird das Uvek durch die kommende Amtsperiode leiten. Inwiefern das die Schweizer Klimapolitik beeinflussen wird, bleibt offen. Vermutlich werde ich im nächsten Klima-Briefing mehr dazu schreiben können, denn Rösti wird Medienberichten zufolge am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos teilnehmen, das Mitte Januar stattfindet. Am dortigen Energiegipfel will Rösti mit dem Deutschen Energieminister Robert Habeck von den Grünen sprechen. Ob dieser die selbe Meinung zu Atomkraft und Autos hat, ist fraglich. 

Mit einer vergoldeten Kuh zu mehr Klimaschutz?

Während der Neobundesrat sich also bald um Hals und Kragen reden wird, kehren wir zu seiner Wählerschaft zurück – von der politischen Elite zum Fussfolk sozusagen. Denn mal ganz abgesehen davon, dass viele Bäuerinnen und Bauern sich von der SVP längst nicht mehr so gut vertreten fühlen wie anno dazumal, hat die Landwirtschaft ein Problem. Sie ist Verursacherin und Leidtragende der Klimakrise zugleich. In der Schweiz macht die Nutztierhaltung, der Düngereinsatz sowie der Energieverbrauch fast 15 Prozent der Gesamtemissionen aus. Das meiste davon ist laut Bundesamt für Umwelt (Bafu) Methan und Lachgas – also gar nicht Kohlenstoffdioxid, wie bei den meisten anderen Emittenten. Doch wie verhindert man, dass Kühe Methan ausstossen oder dass auch ohne Dünger genügend Mais wächst? Die Antwort wäre vergleichsweise einfach, wenn nicht noch immer 95 Prozent der Schweizer Bevölkerung tierische Produkte essen würde. Angesichts einer aktuellen Studie von Vision Landwirtschaft, einer Gruppe unabhängiger Agrarwissenschaftler:innen, wäre der Verzicht nicht nur besser für unser Klima, sondern auch sozialer: Fleischkonsument:innen würden nämlich auf Kosten der Allgemeinheit leben, heisst es darin. So werde der «fleischbetonte» Ernährungsstil von dieser implizit mit 1650 Franken gefördert, der «vegane» hingegen nur mit 560 Franken.

Grund dafür seien zum einen Subventionen vom Bund, die in 80 Prozent der Fällen in tierische Produkte fliessen sowie die Umweltkosten die durch eine Ernährung mit Fleisch höher ausfallen. Neben den Treibhausgasemissionen belastet zum Beispiel Düngermittel das Grundwasser. Das führt laut den Autor:innen dazu, dass Veganer:innen mehr Geld für die Umweltsünden der Fleischkonsument:innen beisteuern müssen als umgekehrt. Oder anders gesagt: «Die Agrarpolitik ‹diskriminiert› gewissermassen bestimmte Ernährungsstile.» 

Weil es jedoch schwieriger ist, Menschen zum Veganismus zu zwingen – wir erinnern uns an das Nein der Stimmberechtigten zur Massentierhaltungsinitiative –, versucht die Politik auf anderen Wegen, den Emissionen in der Landwirtschaft Herrin zu werden. Dänemark will es mit einer CO2-Abgabe versuchen. Etwa 150 Franken pro Tonne CO2 müssten Bäuerinnen und Bauern nach den Plänen der dänischen Regierung bezahlen, mit dem Ziel, dass die Landwirtschaft nachhaltiger werde.

Obwohl die Idee auf den ersten Blick logisch scheint, sind weder Landwirt:innen noch Umweltaktivist:innen überzeugt. «Entscheidend ist, dass weniger konsumiert wird», sagt Martin Rufer in einem SRF-Beitrag. Der FDP-Kantonsrat ist Direktor des Schweizer Bauernverbands und vertritt die Interessen über 50'000 Bäuerinnen und Bauern. Wenn die Produktion zurückginge, dann würden wir mehr aus Ländern importieren, in denen die Ökostandards nicht dem Schweizer Niveau entsprechen, ist Rufer der Meinung. Zwar widerspricht ihm der grüne Nationalrat, und selber Kleinbauer, Kilian Baumann nicht, was die Reduktion vom Fleischkonsum betrifft, er findet aber auch: «Der Bauernverband – und leider auch das Bundesamt für Landwirtschaft – sind eingeknickt vor der Agrarindustrie.» Werbung für Fleisch, die vom Staat finanziell unterstützt wird, oder vergünstigte Importe von Futtermittel; das soll, wenn es nach Baumann ginge, per sofort gestoppt werden. Wenn man die Bevölkerung dazu bringen wolle, weniger Fleisch zu konsumieren, müsse man solche Fehlanreize eliminieren. Eine CO2-Abgabe, wie sie in Dänemark eingeführt werden soll, lehnen übrigens beide Politiker ab. 

«Landwirtschaftsland kann man nicht nach Belieben umnutzen»

Eine andere Strategie versucht die Stadt Zürich zu fahren. Noch im Jahr 2021 reichten die SP und Grüne im Gemeinderat einen Vorstoss ein, der fordert, dass man für die 30 landwirtschaftlichen Betriebe der Stadt einen Weg findet, damit auch die Bauernhöfe der Stadt zum Klimaziel Netto-Null bis ins Jahr 2040 beitragen können. Darin war unter anderem von einer Reduktion von «treibhausgasintensiven Aktivitäten und der Nutzung von Klimasenken durch Humusaufbau —auch im Sinne einer regenerativen Landwirtschaft» die Rede. Vergangenen März wurde das Postulat dem Stadtrat überwiesen und liegt nun ironischerweise bei der Person, die den Vorstoss damals eingereicht hatte und mittlerweile in der Stadtregierung sitzt: Bei Simone Brander und ihrem Tiefbau- und Entsorgungsdepartement.

Was die städtischen Bäuerinnen und Bauern zu den Plänen ihrer Verpächterin sagen, versuchte die NZZ erst kürzlich zu ergründen. Er habe nichts gegen das Netto-Null-Ziel der Stadt, meint Jürg Obrist, einer der 13 Landwirt:innen innerhalb der Zürcher Stadtgrenzen. Er lässt seine Galloway-Rinder auf dem Uetliberg weiden. «Wir spüren den Klimawandel sehr deutlich», so Obrist, weshalb er seine benzinbetriebene Motorsense durch eine elektrische ersetzt hat – und auch der Motormäher soll bald mit Strom statt mit Benzin laufen. Doch wirklich problematisch, das sieht auch Obrist ein, seien Düngermittel und seine 30 Tiere: Beide zusammen machen fast 90 Prozent der Treibhausgas-Emissionen auf Obrists Betrieb aus, rechnet die Zeitung.

Auch die Wasserbüffel des Riedenholzhofs stossen Methan aus. (Foto: Isabel Brun)

Für die Stadt wären Klimasenken eine mögliche Option, um dagegen anzukämpfen; also die Kompensation der Treibhausgase, für die der Dünger und die Kühe verantwortlich sind. So könnte eine kleine Viehherde auf einer grossen Wiese klimaneutral sein, da Bäume und das Grasland Methan und Lachgas binden können. Doch wie in der Stadt üblich, fehlt es an genügend Land, was bedeuten würde, dass Obrist die Hälfte seiner Rinder abgeben müsste. Das wiederum würde bedeuten, dass ein Teil seines Einkommens wegfällt. Gemäss der NZZ hat die Stadt keine Antwort darauf, wie die Landwirt:innen diese Einbusse wettmachen sollen. 

Denn eine Umstellung von Grasland auf Ackerland sei nicht so einfach, gibt Marcel Lusti, der in der Nähe von Leimbach einen Hof betreibt, zu bedenken. 45 Kühe, 20 Rinder und 1000 Hühner hält Lusti und verkauft einen grossen Teil seiner Produkte direkt ab Hof – auch Milch und Fleisch. «Man kann Landwirtschaftsland nicht nach Belieben umnutzen. Und wer isst dann das hier gewachsene Gras?» Vermutlich die Tiere ausserhalb der Stadtgrenzen, die danach auf den Tellern der Zürcher:innen landen. Zur Erinnerung: In der Schweiz ernährt sich nicht einmal ein Prozent vegan, nur fünf Prozent essen kein Fleisch. Der Rest konsumiert tierische Produkte – und von irgendwoher müssen diese schliesslich kommen. 

UN-Artenschutzkonferenz: Mehr Ameisen, weniger Adorno

Wir kommen zu einem weiteren Problem, das indirekt auch die Landwirtschaft betrifft, beziehungsweise diese auch ihren Teil dazu beiträgt: Die Biodiversität. Denn Dünger und Stickstoff in rauen Mengen sowie der Klimawandel bedrohen die Arten- und Sortenvielfalt extrem. Zwar brauchen alle Lebewesen Stickstoff zum Wachsen, aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft in den letzten hundert Jahren geriet der natürliche Stickstoff-Kreislauf jedoch immer mehr aus dem Gleichgewicht. Doch nicht nur unsere Felder und Wiesen, auch der Schweizer Wald leidet unter dieser Entwicklung, wie das Bafu vergangenen Mai schrieb. Umgekehrt belastet der Artenschwund auch unser Klima. Das bringt unter anderem der aktuelle Umweltbericht des Bafu wie auch der Umweltbericht 2022 des Kantons Zürich zu Tage.

Und da die Schweiz mit dieser Problematik nicht alleine ist, diskutierten Wissenschaftler:innen vor wenigen Wochen an der 15. Artenschutzkonferenz der UNO in Montréal, wie dagegen vorgegangen werden könnte. Die Ziele scheinen klar: Bis ins Jahr 2030 sollen 30 Prozent der Flächen der Erde zu Schutzgebieten erklärt werden, den Pestizideinsatz will man verringern und umweltschädigende Subventionen reduzieren.

Zur Schweizer Delegation gehörte auch die Biologin Eva Spehn an. Gegenüber Watson sagt sie: «Die Biodiversitätskrise ist mindestens so wichtig wie die Klimakrise. Es sind Zwillingskrisen, die sich gegenseitig beeinflussen und verstärken.» Wie genau, darüber habe ich auch schon geschrieben. Gemäss Spehn ist die Hälfte der Lebensräume in der Schweiz auf der roten Liste, ein Drittel aller beobachteten Arten gefährdet. Und auch die Schweiz tätige Subventionen, welche der Biodiversität schadet anstelle ihr zu helfen: Mit 40 Milliarden Franken würden diese rund vierzigmal höher liegen als die gesamten Ausgaben für die Biodiversitätsförderung.

Für diese Haltung findet der deutsche Zoologe Matthias Glaubrecht klare Worte: «Mich ärgert die Sichtweise der urbanen, gebildeten Elite, die viel Ahnung von Adorno und Horkheimer hat, aber von der Natur total entfremdet ist. Die Menschheit ist konkret von der Biodiversitätskrise betroffen: Zum Beispiel ist den wenigsten bewusst, dass sehr viele Nahrungsmittel, die wir konsumieren, von Insekten bestäubt werden müssen. Ohne Insekten gibt es keine Mangos, keinen Kaffee, keine Äpfel und keine Birnen.» Glaubrecht warnt im Interview mit der NZZ jedoch vor dem Missverständnis, die Biodiversitätskrise könne durch den Kampf gegen die Klimakrise bekämpft werden. Es gebe zwar Überschneidungen zwischen den beiden Problemen, aber sie seien als getrennte Krisen zu sehen. Als Hauptursache des Artensterbens nennt der Wissenschaftler übrigens die Überbevölkerung: «Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir acht Milliarden Menschen auch nicht am Leben halten können.» Na dann, lieber noch einen Schnaps mehr trinken.

Foto: Ladina Cavelti

Klimaköpfe des Monats: Pura Verdura

Im August 2021 besuchte unser damaliger Redaktionspraktikant Michael Schallschmidt die Felder von Pura Verdura Nahe dem Quartierhof Wynegg. Anders als im vergangenen Sommer, hatte es damals viel geregnet und die Tomaten wurden dementsprechend erst spät reif. «Wer Gemüse von Pura Verdura bezieht, bekommt solche Auswirkungen auf die Ernte mit. Dies sei so gewollt», schrieb Michael zu seinen Beobachtungen. Der Betrieb arbeitet nach dem Konzept der «solidarischen Landwirtschaft» und ist genossenschaftlich organisiert. Als Mitglied muss man zwar auch mal in den Garten, kann aber ein Gemüseabo abschliessen – und erhält im Sommer einmal wöchentlich und im Winter alle zwei Wochen einen Ernteanteil in Form einer Gemüse vom Stadtzürcher Acker. 

Dieses Konzept scheint gut anzukommen. So gut, dass Pura Verdura Anfang Dezember gar mit dem Tsüri-Award für Innovation und Nachhaltigkeit ausgezeichnet wurde. Mit ihrer Arbeit würden sie Biodiversität konkret fördern, heisst es auf der Webseite. «Auf ihren Anbauflächen setzt Pura Verdura wo möglich auf Handarbeit, beispielsweise beim Pflanzen, der Unkrautbekämpfung und bei der Ernte. Die Wiesen, die den Acker umgeben, mähen die Mitglieder mit der Sense, damit weniger Tiere und Insekten zu Schaden kommen», fasste Michael zusammen.

Ich gratuliere herzlich zur sorgfältigen und wertvollen Arbeit von Pura Verdura und natürlich auch zur Auszeichnung!

Kurz & knapp:

  1. Die Stadt Zürich lehnt die beiden «Stadtklima»-Initiativen ab. Das hat sie in eine Mitteilung von Mitte Dezember bekannt gegeben. Mit dem Netto-Null-Ziel, der Velorouten-Initiative, den neuen Richtplänen und der Dachstrategie «Stadtraum und Mobilität 2040» sei die Stadt Zürich auf einem ähnlichen Weg, heisst es darin. Das die Stadt nun einen «zahnlosen» Gegenvorschlag vorstellt, sei ein Affront gegenüber der Bevölkerung, sagt der Geschäftsleiter des Vereins «umverkehR» und Mitinitiant, Silas Hobi, im Interview zu meinem Redaktionskollegen Simon Jacoby.  Dabei hätten sie gehofft, «dass Zürich ein positives Signal setzt und eine Vorreiterrolle übernimmt. Nun hinkt Zürich sogar St.Gallen hinterher».
  2. Ende November sprachen sich die Stimmberechtigten der Stadt Zürich klar für den Ausbau der thermischen Netze aus: 84 Prozent sagten Ja zum 573 Millionen schweren Rahmenkredit. Am höchsten war die Zustimmung in den Kreisen 4 und 5. Gemäss einer Auswertung der Stadt waren dort 90 Prozent dafür. Die Stimmbeteiligung hingegen liess zu wünschen übrig: Nur knapp ein Drittel alles Stimmberechtigten gingen an die Urne.
  3. Im November schrieb ich noch darüber, dass die Stadt kein Monitoring zu ihren Klimaschutzmassnahmen hat. Well, well, well, da haben sich die Verantwortlichen wohl ganz schön ins Fäustchen gelacht. Denn nur wenige Wochen nach meinem Artikel verkündeten sie, dass sie ein Tool entwickeln werden, das die Treibhausgas-Emissionen von Zürcher:innen bemessen kann – und das als erste Stadt der Schweiz. Dadurch erhalte die Stadt jährlich ein Feedback über die verschiedenen Massnahmen und könne entsprechende «Kurskorrekturen» vornehmen. Gemäss der Medienmitteilung werden die ersten Zahlen jedoch erst Ende 2023 erwartet. Ob unser Klima-Watchdog auf die selben Zahlen kommen wird?
  4. Einer SVP-Nationalrätin wurde ein Post auf Twitter zum Verhängnis. Wie Watson schreibt, twitterte Yvette Estermann eine Grafik, die sich als Fake News herausstellte: Sie soll die Temperaturveränderungen der letzten 9500 Jahre sowie der Satz «Klimawandel gibt es, nur ist er weder neu, noch ‹menschengemacht› #Schwachsinn». Estermann schreibt dazu: «Vielen Dank. Sehr gut dargestellt...!» Die Reaktionen erfolgen prompt – und das nicht nur von irgendwelchen Usern. So antwortet der ETH-Forscher Reto Knutti auf ihren Tweet, dass seine Kolleg:innen von der Uni Bern ihr gerne erklären würden, was man daraus ableiten kann und was nicht. Gelöscht hat Estermann den Tweet nicht: Sie habe keine Zeit, sich intensiver damit auseinanderzusetzen. «Das Leben geht weiter», sagt sie.
  5. Die Stadt Zürich will, dass Private die Heizsysteme ihrer Häuser noch schneller ersetzen als bisher. Wie sie in einer Mitteilung bekannt gab, sollen es interessierte Hauseigentümer:innen deshalb noch einfacher haben, eine klimaneutrale Heizung oder eine Photovoltaikanlage einzubauen. Dazu würden nun noch mehr Fördermittel gesprochen werden. Die Gründe seien zum einen das Netto-Null-Ziel sowie die PV-Strategie der Stadt Zürich, die vorsieht, bis 2030 das Vierfache an Solarstrom zu produzieren, auf städtischen Gebäuden gar das Fünffache.
  6. Die Flugbranche gilt bekanntlich nicht als besonders klimafreundlich. Laut Bund haben Flugzeuge, die 2019 von Flughäfen in der Schweiz aus gestartet sind rund 5,7 Millionen Tonnen an Treibhausgasen ausgestossen. Trotzdem hat sich die Flugbranche zum Ziel gesetzt bis ins Jahr 2050 klimaneutral zu werden. Schaffen will sie das mit sogenannten Sustainable Aviation Fuels (SAF) also nachhaltigen Treibstoffen.Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) zeigt in einem Bericht erstmals auf, wie sich die Entwicklung und der Einsatz von SAF in der Schweiz fördern lassen. Spoiler: Bis die E-Flugzeuge geräuschlos über unsere Köpfe hinweg fliegen werden, wird es noch dauern. 

Bild: Screenshot avobelle.com

Rezept des Monats: Vegane Rüeblitorte


Zutaten für 12 Portionen
Zubereitungszeit: 60 min

Zutaten:

  1. 300 gr Karotten geraspelt (ca. 5 Karotten)
  2. 300 gr Weissmehl
  3. 225 gr Zucker
  4. 150 gr gemahlene Mandeln
  5. 1½ TL Bourbon Vanillepulver
  6. 1 TL Zimt
  7. 2 TL Backpulver
  8. 1 TL Natron
  9. Eine grosse Prise Salz
  10. 150 ml pflanzliche Milch
  11. 75 ml pflanzliches Öl (z.B. Rapsöl oder Sonnenblumenöl)
  12. 1 EL Zitronensaft
  13. 1½ TL Apfelessig

Zur Dekoration:

  1. 200 gr Puderzucker
  2. 30-35 ml pflanzliche Milch (ich verwende Hafermilch)
  3. Marzipanrüebli als Dekoration

Karotten schälen und raspeln. Beiseitestellen. Den Backofen auf 180°C (Umluft) vorheizen und eine runde Backform (Springform, 24 cm) mit Backpapier auslegen. Die trockenen Zutaten für den Teig (Mehl, Zucker, gemahlene Mandeln, Vanillepulver, Zimt, Backpulver, Natron und eine grosse Prise Salz) in einer Schüssel zusammenrühren. Die nassen Zutaten für den Teig (pflanzliche Milch, Öl, Zitronensaft und Apfelessig) in eine zweite Schüssel geben und mit einem Löffel verrühren. Die geraspelten Karotten beigeben und gut vermischen.

Das Mehlgemisch portionsweise in die nasse Rüebli-Masse geben und mit einem Löffel mischen. Es entsteht ein fester, ziemlich trockener Teig – das muss so sein! Den Teig in die Kuchenform füllen und glattstreichen. Während 30-35 Minuten backen. Danach gut abkühlen lassen. Für das Frosting Puderzucker und pflanzliche Milch verrühren. Den abgekühlten Kuchen mit Frosting bestreichen und nach Belieben dekorieren. Die Rüeblitorte in den Kühlschrank stellen, bis das Frosting fest ist.

Die Good-News zum Schluss

Was für die einen gute Nachrichten sind, kommt anderen einer Katastrophe gleich. Ich werte die News jedenfalls als positiv in Sachen Greenwashing – fight me. Die Fussball-Weltmeisterschaft in Katar wurde von Umweltschützer:innen schon im Vorfeld wie auch während der Meisterschaft stark kritisiert. Denn obwohl die Fifa wie auch der Austragungsort Katar damit geworben hatte, dass die WM klimaneutral sei, lassen Sattelitenaufnahmen und Aussgen von Expert:innen etwas anderes vermuten. Trotzdem nannten die Veranstalter:innen das Event «Zero Impact WM». Das könnte ihnen nun teuer zu stehlen kommen. 

Wie Blick berichtet, hat die Klima-Allianz Schweiz Beschwerde bei der Schweizerischen Lauterkeitskommission eingereicht, weil die Fifa «irreführende Werbung zur Klimaneutralität» verwendet haben soll. «Wir möchten, dass die Fifa ihre Ressourcen statt in Greenwashing in die Vermeidung von Emissionen investiert», so der Geschäftsleiter der Klima-Allianz, Christian Lüthi. Sie seien zuversichtlich, dass die Kommission die Verstösse der Fifa gegen lautere Werbung verurteilt und damit «ein deutliches Signal an den Weltfussballverband sendet».

Event-Tipps

Du wirst es bemerkt haben; in den letzten Monaten wurde das Klima-Briefing immer ein wenig umgestellt und -gestaltet. In Marketing-Sprache würde man jetzt von «optimiert» sprechen. Jedenfalls will ich dir die Gelegenheit bieten, deinen nächsten Monat veranstaltungstechnisch zu optimieren. Deswegen führe ich an dieser Stelle neben dem Button, der dich zu den Veranstaltungen von Klimastadt Zürich führt, auch wieder Events auf, die anderweitig an mich gelangten:

  1. 14.-15.01.2023 von irgendwo nach Davos Graubünden: Strike WEF – Wanderung nach Davos
  2. 20.01.2023 um 17 Uhr auf dem Werdmühleplatz Zürich: Eröffnung der «Bibliothek der grünen Hoffung» im Klimapavillon
  3. Noch bis am 08.01.2023 im Literaturmuseum Strauhof Zürich: Ausstellung «Climate Fiction»

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