Pitch-Night Wasser: Die Trickliste der Wassertiere

Wasser bietet seinen Bewohner:innen viele Möglichkeiten, aber es fordert auch viel von ihnen. An unserer Pitch-Night im Karl der Grosse erklärten 7 Personen, wie Tiere und Menschen den Lebensraum Wasser nutzen und sich an Schwierigkeiten anpassen.

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Stefan Heller von BirdLife moderierte die P(l)litch-Night. (Bild: Anna Shao)

«Wie finde ich eine Quelle auf dem Üetliberg?»

Gut 30 naturbegeisterte Personen sassen letzten Mittwoch im Karl der Grosse und wollten mehr über unser wichtigstes Element, das Wasser, erfahren. Den Auftakt zur Pitch-Night machte Anna Carlevaro. Die Gewässerökologin startete beim Ursprung, den Quellen. Für viele Tiere sind Quellen ein wichtiger Lebensraum. «Aber wie genau erkenne ich Quellen?», fragte eine Zuhörerin in der anschliessenden Fragerunde. «Wenn ich zum Beispiel auf dem Uetliberg wandere, sehe ich eigentlich nie viel Wasser irgendwo heraussprudeln.» Das liege daran, dass es im Kanton Zürich leider nur bescheidene Quellen gibt, erklärte die Gewässerökologin. «Um die Quellen zu finden, muss man einfach lange genug einen Bach nach oben laufen», fuhr sie fort. Ein Schmunzeln machte sich im Publikum breit.

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Anna Carlevaro taucht direkt ins Thema ein. (Bild: Anna Shao)

Raffinierter Schnabel 

Weiter ging es mit den Wasservögeln, die sich nicht nur an den Quellen zuhause fühlen, sondern auch in grossen Gewässern. Der zweite Redner, Nicolas Hatt, Vorstand der Jugendgruppe Natrix, teilte während 7 Minuten seine Faszination für Wasservögel mit dem Publikum. Diese Tierart habe sich optimal an den Lebensraum Wasser angepasst. So ist zum Beispiel der Schnabel von Wasservögeln ein ausgeklügeltes Instrument. «Habt ihr schonmal probiert, einen Fisch mit euren Händen zu fangen?», fragte Hatt. «Das ist gar nicht so einfach. Fische sind glitschig.» Vögel, die sich von Fischen ernähren, hätten deswegen immer einen spitzen Schnabel, um die Fische besser packen zu können. Es gebe auch Vögel wie den Gänsesäger, der nicht nur seinen spitzen Schnabel, sondern auch kleine Zähne für den Fischfang nutze. Ihn könne man sogar in der Stadt Zürich an der Sihl beobachten, erklärte Stefan Heller während der Fragerunde am Schluss. Es brauche also nicht mal einen Zoobesuch, um das Vogelreich zu erkunden. 

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Nicolas Hatt über die faszinierenden Eigenschaften von Wasservögel. (Bild: Anna Shao)









Tierische Holzfäller und warum sie auch für andere Tiere wichtig sind

Von den Vögeln zu einem Säugetier, dem Biber. Mit einem Regenschirm in der Hand begrüsste Andreas Kunz, Gründer von naturwert.ch, das Publikum. «Passend zum Wetter habe ich euch diesen Schirm mitgebracht», sagte er. Ein Merkmal hebe den Biber signifikant vom Rest der Tierwelt ab, führte Kunz fort. «Biber gestalten ihren Lebensraum aktiv um.» Dadurch, dass sie wie Förster Bäume fällen, entstehen neue Lichtquellen auf der Ufervegetation und im Wasser. Das Licht begünstigt Pflanzenwachstum. Dadurch entstehe eine höhere Lebensraumvielfalt, was wiederum neue Nahrungsquellen für andere Tierarten hervorbringe. Viele Tiere profitieren deswegen von der Lebensweise des Bibers. «Das macht den Biber zu einer wichtigen Schirmart». Dies seien Arten, deren Schutz das Überleben der gesamten Lebensgemeinschaft eines Ökosystems sichere, erklärte Kunz, während er unter seinem Schirm hervorschaute.

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Andreas Kunz über den Baumeister der Biodiversität. (Bild: Anna Shao)

Klein, schnell und karnivor

«Düsenjets und Fangmasken» stand auf der ersten Folie der Biologin Daniela Abegg. Sie wählte diese Wörter für ihren Pitch über Libellen. Abegg erklärte, dass sich Libellen mit einer Technik «explosiv wie ein Düsenjet» fortbewegen: Mithilfe der Bauchmuskulatur saugen Libellen Wasser an und nehmen dadurch Sauerstoff auf. Anschliessend wird das Wasser wieder ausgestossen. Libellen atmen also durch ihren Darm. Gleichzeitig dient diese Technik auch zur Fortbewegung, wenn es etwas schneller gehen muss. Bei der Jagd können Libellen blitzschnell nach vorne hüpfen, um Insekten zu fangen. Ihre Unterlippe wird dabei wie ein Fangarm ausgeschleudert, um die Beute zu greifen. Für das menschliche Auge ist das fast nicht zu erkennen. Düsenjet-mässig schnell eben. Warum sich Abegg als Veganerin ausgerechnet für einen Karnivor wie die Libelle interessiere, sei ihr selbst nicht ganz klar. «Vielleicht als Kompensationsstrategie», sagte sie und fing an zu grinsen.

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Daniela Abegg erklärt, dass Libellen durch ihren Darm atmen. (Bild: Anna Shao)

Offene Bäche – wertvoll für Mensch und Tier

Einige Hände gingen in die Luft, als der Kulturingenieur Robert Bänziger zu Beginn seines Pitches fragte, wer gerne an einem Bach leben würde. Glücklicherweise würden in der Stadt Zürich aktuell immer mehr Bäche ausgedolt, also wieder ans Licht gebracht. «Offene Bäche ziehen Menschen an», erklärte Bänziger. Ausserdem würden durch Ausdolungen die Kanalisationsleitungen entlastet und auch ökologisch seien offene Bäche sehr wertvoll. Er zeigte ein Foto, das er selber gemacht hat: Ein Vater mit seinem Sohn beim Döltschibach, wie sie gemeinsam Tiere unter den Steinen beobachten. «Auch in einem Stadtbach kann man wirklich Sachen sehen.» Ein grosses Lob sprach Bänziger der Dienstabteilung Entsorgung + Recycling ERZ aus, die sich momentan damit beschäftige, einige Bäche auszudolen. «Es ist nicht billig, aber sie machen es trotzdem.» Ein Laufmeter könne gut 10’000 Franken kosten, erklärte der Restaurierungs-Spezialist.

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Robert Bänziger erläutert den Prozess des ausdolen von Bächen. (Bild: Anna Shao)

Gestresste Fischotter haben anderen Kot

In den nächsten sieben Minuten ging es darum, wie man die Tiere, die im Wasser leben, überhaupt findet. Denise Karp, Verhaltens- und Wildtierbiologin, erklärte das am Beispiel des Fischotters. Ein wichtiges Hilfsmittel, um mehr über den Fischotter herauszufinden, sei der Kot, auch Losung genannt. Die Fischotter-Losung gebe zum Beispiel Auskunft über die Gesundheit des Tieres, ob das Tier gestresst ist und sogar, ob das Tier gerade Junge aufzieht. Für Menschen ist es jedoch schwer, diese Losungen zu identifizieren. Deswegen hat Karp einen Spürhund, der die Losungen auch unter den schwierigsten Umständen findet. Auf der Bühne war auch er zu Gast. 

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Denise Karp mit dem Publikumsliebling – einem Artenspürhund. (Bild: Anna Shao)

Zürcher Krebse sind gefährdet

Der letzte Gast des Abends war Rolf Schatz von der Landesgemeinschaft Flusskrebse. «Einheimische Flusskrebse gibt es in der Stadt Zürich leider keine mehr», sagte er zu Beginn. Eine Pilzkrankheit machte den Krebsen das Leben schwer. Ausländische Krebse gebe es dafür umso mehr. Diese sind zwar ebenfalls von der Pilzinfektion infiziert, aber sterben nicht daran. Jedes Mal, wenn sich ein ausländischer Krebs häutet, kann er der Krankheit entkommen. Ob die ausländischen Krebse aus Amerika gegenüber den Einheimischen einen Nachteil bringen, sei umstritten. Klar ist, dass es eine Verpflichtung gibt, die Schweizer Arten zu schützen. Denn die ausländischen Krebse würden sich zum Teil rasant ausbreiten. «Wenn die ausländischen Krebse im Herbst aus dem Wasser kommen und über Wiesen und Felder laufen, bekommt der Begriff ‘invasive Krebsart’ nochmal eine ganz andere Bedeutung», sagt Schatz. 

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Rolf Schatz brachte für die Zuhörer:innen einige Krebse mit zum Bestaunen. (Bild: Anna Shao)

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