Jana Honegger über Datenschutz: «Die politische Manipulation ist heute überall eine grosse Gefahr.»

Wie oft hast du schon auf «gelesen und akzeptiert» geklickt? Und wie oft hast du die AGB tatsächlich gelesen? Jana Honegger vom Chaos Computer Club kennt sich mit dem Internet, dem Datenschutz und den krassesten AGB aus. Wir haben sie zum Interview getroffen.

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Screengrab von linecode.ch (Jana Honegger/Kent Clelland)

Am Freitag sprichst du an einem Event über die krassestens AGB. Kannst du uns einen Spoiler geben?

Das krasseste an AGB von Apps ist, dass zwar sämtliche Rechte der User in allen Details auf alle Ewigkeit abgegeben werden, aber der Rechtsstandort sich häufig im Ausland befindet und eine tatsächliche Verteidigung nur sehr kostspielig und mit fremdem Recht verteidigt werden könnten. Hinzu kommt natürlich, dass die meisten AGB auch für alle Updates in der Zukunft gültig sein sollen. Ein völliger Irrsinn.

Liest du immer die AGB, bevor du auf «gelesen und akzeptiert» klickst?

Nein, ich tue es nicht mehr. Seit ich mich durch die Recherche für eine Performance intensiv damit beschäftigt hatte, kenne ich die Paragrafen nun tatsächlich In-und-Auswendig. Die Performance bestand im Grunde daraus, die AGB des Online Spiels PokemonGo in vollem Umfang zu rezitieren. Ich habe auch gelernt, dass viele Apps einfach ein Copy-Paste von anderen AGB sind. Fantasie ist nicht gefragt, sondern möglichst breite rechtliche Absicherung, besonders die von Games sind wenig durchdacht und extrem umfassend.

Welche Online-Dienste nutzt du? Whatsapp? Google? Facebook? Telegram?

Nein, nein und nein. Ich habe von ein/zwei Social Media einen Account den ich via Browser ansehe, aber keine lokalen Installationen erlaube. So kann ich mit meinen ’Nicht-Abstinenzler’-Bekannten dennoch einen limitierten Austausch pflegen. Ich kommuniziere dort aber nicht, sondern sehe mir an was die anderen so posten. Wer mit mir kommunizieren möchte tut dies bitte in einer digitalen Privatsphäre, so wie im analogen Leben auch. Analog ausgedrückt wird der eigene Kaffeeklatsch vom ganzen Bekanntenkreis kommentiert und auf die Billboards gesendet wenn man solche normalen Social Media nutzt.

Worüber machst du dir am meisten Sorgen?

Die ganze Datenschutz-Thematik ist keine persönliche, sondern eine gesamtgesellschaftliche Gefahr geworden. Seit dem Cambridge Analytica Aufruhr (Skandal kann ich es nicht nennen, da ja viele solche Firmen weiter arbeiten) ist mir klar, wie düster die Konsequenzen sind. Die politische Manipulation ist heute in jedem Land eine grosse Gefahr.

Ist es den Aufwand wert, nur um auf Instagram ein Bild zu posten?

Was empfiehlst du (jungen) Menschen, die nicht auf Social Media und andere Online-Dienste verzichten wollen und können?

Es ist wichtig, dass sich alle bewusst sind, welchen Preis jede*r einzelne bezahlt. Um sicher unterwegs zu sein, muss man nicht auf das Internet verzichten, sondern kann Alternativen benutzen. Statt Whatsapp nutze ich beispielsweise Signal, wo es auch Gruppenchats gibt. Je nachdem ist der Aufwand, von einer Plattform zur Alternative zu wechseln, relativ gross, weil zum Beispiel der ganze Freundeskreis überzeugt werden muss. Aber das war ja am Anfang dieser erfolgreichen Apps auch so! Es braucht natürlich auch eine gewisse Reife, um die Gefahren für sich selber und die grösseren Zusammenhänge verstehen zu können.

Und falls jemand Instagram nützen muss, gibt es Verhaltensempfehlungen?

Ja, man kann sich ein Mobiltelefon teilen und damit zum Beispiel den Firmenaccount gemeinsam bespielen. So wissen die Datensammler nicht, welche Person das Gerät nutzt. Aber ist es den Aufwand wert, nur um auf Instagram ein Bild zu posten?

Gibt es eine Anti-Tracking-App oder ein Add-on für den Browser, das du uns empfiehlst?

Ja, da gibt es ein paar. Zum Beispiel im Ratgeber der WOZ sind gute Tipps zu finden. ich nutze auch gerne das Data Detox Kit von Tactical Tech. Die öffentliche Version ist zwar auf Englisch, aber unten kannst du per Klick die Deutsche Version runterladen. Es ist schön, dass dies nicht für ein Fachpublikum, sondern für eine breitere Userschaft verständlich ist.

Und zum Schluss: Was machst du eigentlich beim Chaos Computer Club?

Bei uns sind Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen aktiv. Es geht um Hardware, um Software oder um ein soziales und politisches Engagement. Die meisten stossen zum CCC, weil sie etwas lernen oder wissen wollen und dort auf eine Community treffen. Darum möchte ich hier gerne dazu aufrufen, einfach mal vorbei zu kommen! Ich bin auch so dazugestossen und interessiere mich stark für die gesellschaftlichen Fragestellungen und Herausforderungen.

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