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24. Oktober 2018 um 12:15

Meinungs-Mittwoch: 8 Gründe, E-Trottinette zu boykottieren

Nach den Leihvelos schwemmen E-Trottinette zum Mieten in unsere Stadt. Redaktor Conradin Zellweger hofft, dass diese schon bald wieder aus Zürich verschwinden, denn sie sind unsauber, unsicher und uncool.

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In der Artikel-Reihe «Meinungs-Mittwoch» leistet sich jeden Mittwoch ein Redaktionsmitglied von Tsüri.ch eine Meinung. Sei es als Kolumne, Glosse oder eventuell als Video mit Tanzeinlage. Denn wie hat es Clint Eastwood als Dirty Harry damals so schön auf den Punkt gebracht: Meinungen sind wie Arschlöcher, jeder hat eins.

Die klobigen Dinger fahren ganz schön schnell. Es ist eine ziemlich holprige Angelegenheit, mit 30 Stundenkilometern vom Bellevue dem See entlang Richtung Wollishofen zu flitzen. Du dachtest, in Zürich gibt es kein einziges Schlagloch im Asphalt oder auf dem Trottoir? Spätestens auf dem Lime-E-Scooter bemerkt man, dass die asphaltierte Strasse wie eine frisch umgegrabene Offroad-Strecke ist.

Die Scooter scheinen nichtsdestotrotz beliebt zu sein: Nach «Lime» bietet jetzt mit «Bird» eine zweite Firma Trottinette mit Motor an. Droht Zürich nach der Invasion von Leihvelos auch noch eine Scooter-Invasion? Ich hoffe es nicht, denn die E-Trottinette sind das Letzte, was die Stadt Zürich braucht. Die Gründe:

1. Trottinette verursachen mehr Verkehr

E-Mobilität ist gut, wenn man damit Benzin- oder Dieselmotoren ersetzt. Aber mal ehrlich, kaum eine Stadtzürcher*in fährt mit dem Auto durch die Stadt. Und wer nicht aus Zürich ist, wird kaum auf ein solches E-Trottinett steigen und damit fürs Sightseeing über das Kopfsteinpflaster des Niederdorfs rattern. Wer sie benutzt: gestresste und faule Zürcher*innen.

2. Der Mensch ist schon faul genug

Die Trottinette eignen sich nur für wirklich kurze Strecken, die man sonst gehend oder im Tram zurücklegen würde. Aber brauchen wir wirklich einen Motor, um wenige hundert Meter voranzukommen? (In meinem Fall 1.5 km in 7 Minuten.) Bei längeren Strecken gewinnt das Velo aus Komfortgründen!

3. Umweltfreundlich? Eher nicht!

Die E-Trottinette sind keine echten Öko-Fahrzeuge. Sie sind ein zusätzlicher Stromfresser für kurze, meist sinnlose Fahrten. Wenn damit also mehr Verkehr produziert wird, dann stossen wir sinnlos CO2 aus, wenn auch sehr wenig. Auch Schweizer Strom ist nicht frei von klimaschädlichen CO2-Äquivalenten.

Motorisierter Individualverkehr ist immer eine schlechte Wahl, auch mit Elektromotoren. Das Trampeln hingegen ist klimaneutral und hält gesund. Also besser das eigene Velo oder ein Leihvelo ohne Batterie benutzen.

4. Ganz schön gefährlich

Mit den motorisierten Trottinetten fährt man nicht besonders sicher. Die kleinen Räder und das Steuern sind bei 30 Kilometer pro Stunde nicht ganz ungefährlich. So muss man bei «Lime» vor der Fahrt auch bestätigen, dass man einen Helm trägt. Aber wer hat schon immer einen Helm, aber kein Velo dabei? Ausserdem: Einhändig fahren ist auf den Tretrollern ziemlich schwierig.

5. Weder für Strasse noch Trottoir geeignet

Wo soll man fahren mit den E-Scootern?Auf der Strasse fühlt man sich damit zu unsicher, man fährt also auf dem Trottoir. Dort ist man aber mit 30 Stundenkilometern schneller als die meisten Velos, die eigentlich nicht auf dem Trottoir fahren sollten, da zu gefährlich. Das riecht nach Ärger! Einziges Territorium für die Motor-Trottinette: der Veloweg. Und wir alle wissen, dass das Zürcher Velowegnetz ein Flickenteppich ist.

6. Style: Stillos

Micro- und Kickboards hatten um das Millennium ihre Blütezeit. Die waren damals auch wirklich praktisch: zusammenklappbar und hielten fit. Im Gegensatz zu den heutigen recht klobigen E-Trottinetten.

Trends erleben gerne mal ein Revival. Beim Trottinett ist es aber zu früh dafür. Zwei Modeerscheinungen aus der Zeit um 2000 verdeutlichen das: 1. Polo-Shirts mit aufgestelltem Kragen, 2. T-Shirts, die auf die Sneaker-Farbe abgestimmt sind. Das wünscht sich niemand zurück.

7. Nicht ganz billig

Die 1,5 Kilometer kosten mich 2.40 Franken. Geld, das ich mir hätte sparen können. Würde ich also täglich mit dem Leih-Scooter 1,5 Kilometer hin und zurück pendeln, käme das im Jahr auf 1752 Franken, ein VBZ-Jahresabo kostet im Vergleich 782 Franken.

8. Warum so pressant?

Man könnte sagen, E-Trottinette seien ein Puzzleteil von einem mobilen, erschlossenen Zürich. Die E-Trottinette provozieren jedoch auch, das Schlendern und Spazieren aufzugeben. So verlernen wir, gemütlich vom Büro zur Verabredung zu gehen, ohne den Weg noch zeitlich optimieren zu müssen. Denn mit einem E-Trottinett fährt auch niemand mit Musse irgendwohin. Da gibt es nur: Entsperren und dann Vollgas!

Lassen wir uns nicht die letzte Gemütlichkeit nehmen: Boykottiert die umweltschädlichen, unkomfortablen, uncoolen, unentspannten E-Trottinette! Gebrauch oder Nichtgebrauch werden über die Anzahl weiterer Fahrzeuge entscheiden. Wir haben es also wenigstens selber in der Hand, ob künftig hunderte dieser Trottinette unsere Strassen verstellen. Denn wir erinnern uns: Das Auflehnen gegen oBike hat Wirkung gezeigt – die Schrott-Velos sind weg.

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