Klima Watchdog: Wie viel CO2 die Stadt mit neuen Fahrzeugen einsparen kann - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Von Isabel Brun

Redaktorin

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16. Januar 2024 um 05:00

Klima Watchdog: Die Stadt und ihr Weg zur Klimaneutralität

Der Klima Watchdog ist ein Projekt von Myclimate und Tsüri.ch: In unregelmässigen Abständen untersucht er die Massnahmen der Stadt auf ihrem Weg zu Netto-Null bis 2040. Aktuell: So viel CO2 spart die Stadt Zürich, wenn sie ihre Fahrzeuge auf elektrisch umstellt.

Die Stadt Zürich besitzt über 2000 Fahrzeuge: Darunter auch Einsatzwagen des Rettungsdienstes oder der Polizei. (Foto: Unsplash / Claudio Schwarz)

16. Januar 2024

Elektrische Radlader und Rasenmäher: Dank neuen Fahrzeugen zu weniger CO2

Wie wir uns durch die Stadt bewegen, hat einen direkten Einfluss auf unser Klima. In der Schweiz wurden im Jahr 2021 knapp 14 Millionen Tonnen CO2 im Bereich Mobilität ausgestossen. Das entspricht fast 40 Prozent der Gesamtemissionen. Auch auf Stadtzürcher Strassen wird verhältnismässig viel CO2 produziert: Gemäss den Berechnungen der Stadt Zürich sind 31 Prozent der Gesamtemissionen der Mobilität geschuldet. Mit verschiedenen Massnahmen will die Stadt diese Zahl bis ins Jahr 2040 auf ein Minimum reduzieren.

Einen wichtigen Beitrag zum Netto-Null-Ziel soll die Elektrifizierung des motorisierten Individualverkehrs leisten. Deshalb plant auch die Stadt selbst, ihre Fahrzeugflotte auf nachhaltig zu trimmen: 90 Prozent der rund 2000 Fahrzeuge, welche die städtischen Mitarbeitenden tagtäglich für ihre Arbeit brauchen, sollen bis in 12 Jahren mit alternativen Energien betrieben werden. Zwar wurden im Jahr 2021 bereits einige Fahrzeuge ersetzt, doch zwei Drittel der städtischen Flotte fahren noch immer mit Benzin oder Diesel. Wie viel CO2 spart die Stadt also ein, wenn sie nur noch elektrische Einsatzwagen, Radlader und Rasenmäher bei städtischen Diensten erlaubt?

Die Antwort lautet: Es kommt darauf an, welche Fahrzeuge wie ersetzt und wie oft ausgefahren werden. Schafft es die Stadt, eine nachhaltige Lösung für die 351 Kehrichtfahrzeuge zu finden, könnten laut den Berechnungen von Myclimate jährlich bis zu 5600 Tonnen CO2 eingespart werden. Bei den insgesamt 1474 Kleinwagen und SUVs, welche die Stadt besitzt, könne man um die 1600 Tonnen CO2 pro Jahr verhindern. Bis wann es auch möglich ist, Landwirtschaftsmaschinen wie Traktoren mit Batterien zu betreiben, bleibt fraglich, doch bezüglich Klimabilanz würde sich das durchaus lohnen. Jährlich könnten über 6700 Tonnen CO2-Emissionen mit dieser Massnahme vermieden werden. 

Die Experten von Myclimate gehen davon aus, dass die Stadt mit dem Plan, ihre Fahrzeugflotte zu ersetzen, insgesamt zwischen 12'500 und 18'500 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen könnte. Bei einem CO2-Fussabdruck von aktuell rund 12 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr in der Schweizer Bevölkerung entspricht dies ungefähr 1000 bis 1500 durchschnittlichen Fussabdrücken pro Jahr. 

Der Klima Watchdog von Tsüri.ch und Myclimate

Welche klimapolitische Massnahme spart wie viel CO2 ein? Und wie schafft es die Stadt, bis ins Jahr 2040 klimaneutral zu sein? Nachdem ihr vergangenen Sommer mit einem Crowsfunding das Projekt «Klima Watchdog» finanziert habt, wollen wir diese Fragen nun beantworten – zusammen mit Myclimate.

Weil die Berechnungen komplex sind und viele Daten fehlen, müssen unsere Partner von Myclimate diverse Annahmen treffen, um eine CO2-Zahl hinter eine konkrete Massnahme setzen zu können. Aus diesem Grund werden wir nicht jede einzelne beziffern können, graben uns aber für dich regelmässig durch exemplarische Vorhaben und ordnen diese mit den Experten ein. Die Datenlage wird sich in Zukunft verbessern und auch der Klima Watchdog wird mit der Zeit gehen.

Weniger CO2 auf dem Teller: Die Stadt will auch bei der Ernährung ansetzen. (Foto: Elio Donauer)

18. Mai 2023

Food-Waste: So viel CO2 spart die Stadt mit ihren Massnahmen

Unser Ernährungssystem ist für 27 Prozent der gesamten CO2-Emissionen in der Schweiz verantwortlich: Neben der Produktion stösst der Transport wie auch die Lagerung von Lebensmitteln Treibhausgase aus, die unsere Umwelt belasten. Gleichzeitig landen ein Drittel der gekauften Nahrungsmittel im Abfall. Die Stadt Zürich versucht mit verschiedenen Massnahmen, den CO2-Ausstoss, der im Rahmen unseres Ernährungssystems entsteht, drastisch zu senken. Mit dem Ziel, die Umweltbelastung in diesem Bereich bis ins Jahr 2030 um 30 Prozent zu reduzieren. 

Im vergangenen Sommer führte sie eine gemeinsame Kampagne mit über hundert Zürcher Gastro-Lokalen und Partnerorganisationen durch. Unter dem Motto «Klima à la Carte» boten die teilnehmenden Restaurants einen Monat lang klimafreundlichere Menüs an und engagierten sich gegen Food-Waste. Obwohl das verantwortliche Umweltdepartement nicht weiss, wie viele Tonnen an Nahrungsmittel mit dieser Massnahme gerettet werden konnten, wird die Aktion dieses Jahr wiederholt. 

Grundsätzlich will die Stadt in den städtischen Betrieben den Food-Waste bis 2030 unter zehn Prozent der Produktionsmenge senken. Das würde 50 Gramm pro Teller für Erwachsene und 30 Gramm pro Teller für Kinder entsprechen. Anfang 2023 hat die Stadt entschieden, bis ins Jahr 2026 eine flächendeckende Grünabfuhr einzuführen. Durch die Verarbeitung des Siedlungsabfalls zu Biogas können gemäss Berechnungen der Stadt pro Tonne circa 100 Kubikmeter Biogas hergestellt werden.

Die Experten von Myclimate gehen davon aus, dass die Stadt durch die Verminderung von Food-Waste pro Mahlzeit – ohne Getränke – ungefähr 75 Gramm CO2 einsparen könnte, was in der Summe 550 Tonnen CO2 pro Jahr ergibt. Diese Menge entspricht laut Myclimate circa 1646 Flügen in der Economy Class von Zürich nach Berlin und wieder zurück.

Von CO2-Äquivalenten und Tonnen CO2

Das wichtigste vom Menschen verursachte Treibhausgas ist Kohlenstoffdioxid (CO2). Daneben gibt es weitere Treibhausgase, welche zum Klimawandel beitragen, nämlich Methan (CH4), Lachgas (N2O), Hydrofluorkarbonate, Perfluorkohlenwasserstoffe, Schwefelhexafluorid (SF6) und Stickstofftrifluorid (NF3). Um die Wirkung verschiedener Treibhausgase vergleichbar zu machen, hat das Expert:innengremium IPCC der Vereinten Nationen (Intergovernmental Panel on Climate Change) das so genannte «Globale Erwärmungspotenzial» (Global Warming Potential) definiert. Dieser Index drückt die Erwärmungswirkung einer bestimmten Menge eines Treibhausgases über einen festgelegten Zeitraum (meist 100 Jahre) im Vergleich zu derjenigen von CO2 aus. So hat z.B. Methan eine deutlich grössere Klimawirkung als CO2, bleibt aber weniger lange in der Atmosphäre. Zählt man diese CO2-Äquivalente (CO2e) zusammen, erhält man einen Wert für die gesamte Klimabelastung aller betrachteter Treibhausgase.

Hinweis: Aus Gründen der Lesefreundlichkeit des Textes wird hier im Artikel nur «CO2» geschrieben, gemeint sind aber immer «CO2e» (CO2-Äquivalente).

Steht exemplarisch für ein städtisches Gebäude, das ab 2035 mit erneuerbaren Energien geheizt werden soll: Das Schulhaus Schanzengraben. (Foto: Alice Britschgi)

17. November 2022

Grosses Potenzial bei erneuerbaren Heizungen städtischer Immobilien

Bis ins Jahr 2035 müssen laut den Plänen der Stadt alle fossil betriebenen Heizungen der Verwaltungsgebäude, Schulen, Spitälern und Sportanlagen auf erneuerbare Energieträger umgestellt werden. Aktuell gilt es den Verantwortlichen zufolge noch 520 Anlagen zu ersetzen. Denn diese gelten als richtige Umweltsünder: Wie Berechnungen von Myclimate zeigen, sind die betroffenen Heizsysteme städtischer Immobilien, die bis dato mit Gas oder Öl beheizt werden, für fast 13’000 Tonnen CO2 pro Jahr verantwortlich. Aus diesem Grund will die Stadt noch dieses Jahr 27 Heizsysteme von fossilen in erneuerbare Energieträger überführen. Wie die Stadt auf Anfrage schreibt, sieht der Energiemix ab dem Jahr 2035 folgendermassen aus: Circa 40 bis 50 Prozent der Heizungen funktionieren mit Fernwärme, 40 Prozent werden durch Wärmepumpen beheizt und bei 10 Prozent setzt man auf Holz.

Schafft es die Stadt tatsächlich, alle städtischen Heizsysteme bis ins Jahr 2035 auf erneuerbare Energien umzustellen, könnte sie das einen grossen Schritt in Richtung Netto-Null weiterbringen: Die Immobilien würden jährlich nur noch fast 600 Tonnen CO2 ausstossen, was einer Einsparung von 12’200 Tonnen CO2 pro Jahr gleich kommt. Das entspricht gemäss Myclimate ungefähr 975 menschlichen Fussabdrücken einer Einwohnerin respektive eines Einwohners in der Schweiz. 

Der Bullingerplatz wurde bereits 2012 beruhigt – auch hier führt die Velovorzugsroute durch. (Foto: Isabel Brun)

16. November 2022

Velovorzugsroute Altstetten: Verschiedene Szenarien denkbar

Die drei Kilometer lange Velovorzugsroute Altstetten wird eine der ersten sein, die Anfang 2023 in Betrieb genommen wird. Ab Herbst 2022 werden gemäss der Stadt die Markierungen und Signalisationsänderungen umgesetzt. Die Route beginnt an der Saumackerstrasse, führt von dort über die Baslerstrasse, die Bullingerstrasse und die Stauffacherstrasse bis zur Herman-Greulich-Strasse. Um künftig Platz für den Veloverkehr zu schaffen, werden insgesamt 114 Parkplätze auf der Strecke gestrichen – um die 180 bleiben bestehen.

Da die Stadt bis dato keine Aussagen dazu machen kann, wie viele motorisierte Fahrzeuge durch die verbesserte Veloinfrastruktur und die Reduktion von Parkplätzen ersetzt werden sollen, arbeitet Myclimate mit der Annahme, dass pro zehn abgebaute Parkplätze im Durchschnitt drei Autofahrende auf ihr Gefährt verzichten. Weiter wird bei den Berechnungen davon ausgegangen, dass die Nutzung der Velovorzugsroute nicht zu mehr Verkehr in anderen Gebieten der Stadt führt. Wie viele Fahrzeuge momentan die Strecke durchqueren, ist nicht bekannt, da es zwischen Altstetten und der Bäckeranlage keine Zählstellen gibt. Myclimate geht aber davon aus, dass täglich ungefähr 8000 Autos, Lastwagen und Motorräder durch die geplante Velovorzugsroute fahren.

Aus den obigen Annahmen haben die Experten von Myclimate ein Best-Case-, wie auch ein Worst-Case-Szenario berechnet: Im besten Fall fährt jede autofahrende Person auf der Strecke zwischen Altstetten und Herman-Greulich-Strasse im Schnitt zehn Kilometer weniger pro Tag und benutzt stattdessen das Velo. Gleichzeitig nimmt der Durchgangsverkehr von motorisierten Fahrzeugen auf der Strecke infolge des Parkplatzabbaus um 40 Prozent ab. Das führt laut Berechnungen von Myclimate zu einer Einsparung von 1387 Tonnen CO2 pro Jahr, was der gleichen Anzahl Flüge von Zürich nach New York entspricht. Im schlechtesten Fall hingegen wird nur die Hälfte des CO2 eingespart: Jede autofahrende Person fährt auf der Strecke durchschnittlich fünf Kilometer weniger pro Tag und der Durchgangsverkehr nimmt so nur um 20 Prozent ab, was einer Einsparung von 675 Tonnen entspricht. Potenzial, durch die Velovorzugsroute Altstetten eine grosse Menge CO2 einzusparen, ist also allemal vorhanden, es hängt jedoch davon ab, wie die Reaktionen der Stadtbevölkerung auf diese ausfallen werden.

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