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2. April 2019 um 12:23

Aktualisiert 26.01.2022

So stichst du bei der Wohnungssuche heraus

Wenn die Leute häuserblockweise Schlange stehen, dann ist es wieder einmal soweit: In der Stadt Zürich ist eine bezahlbare Wohnung frei. Wirkliche Chancen auf das Objekt rechnest du dir keine aus. Wird deine Bewerbung neben den 80 anderen im Postfach überhaupt beachtet? Und überhaupt: Könnte es helfen, wenn du der Verwaltung einen Blumenstrauss vorbei bringst?

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Du möchtest mit dein*er Verlobten, besten Freund*in, deinem Hund, allen zusammen oder alleine ein neues Zuhause in Zürich finden aber es will einfach nicht klappen? Deine Kontakte zur Immobilienbranche sind ausgeschöpft, auch der 10. Hilferuf über Facebook und Instagram hat keine Ergebnisse gebracht, und aus der Wohnung der Schwester des besten Freundes deiner ehemaligen Mitbewohnerin, die du unter der Hand bekommen solltest, ist doch nichts geworden? Genau so geht es vielen anderen Wohnungssuchenden auch.

Aber da du den Traum deiner Wohnung in Zürich noch nicht begraben willst, überwindest du dich und schaust dich auf dem Immobilienportal deines Vertrauens um.

Und da ist sie – die 3.5-Zimmer-Wohnung; Altbau, moderne Küche mit Geschirrspüler, Balkon gegen Innenhof und nur einen Steinwurf vom Idaplatz entfernt. Zentral und doch ruhig gelegen. Und das Wichtigste: Bezahlbar. Öffentliche Besichtigungen gibt es zwei.

Gefühlt die halbe Stadt hatte die gleiche Idee wie du und nun stehst du zwischen Vorzeige-Pärchen, jungen (werdenden) Eltern und gut situierten Anzugträger*innen in deiner Traumwohnung und fragst dich: Wie steche ich hier heraus?

Aber da man bekanntlich schon verloren hat, wenn man erst gar nicht kämpft, willst du es nicht unversucht lassen. Nur: Wie sollst du vorgehen? Angesichts der Menschenmenge wird deine Bewerbung neben unzähligen anderen im Postfach der Verwaltung landen. Wie kann deine Bewerbung herausstechen? Wie kannst du bei der Besichtigung schon positiv auffallen? Redaktorin Nadia Reber hat sich auf die Suche nach Antworten gemacht und dort nachgefragt, wo man es wissen muss: bei einer Liegenschaftsverwaltung.

Wie lange hat man Zeit seine Bewerbung einzureichen, 12, 24 oder 48 Stunden?

Je nachdem wie viele Besichtigungstermine stattfinden und wie gross die Nachfrage ist. Bei einer Wohnung mit grosser Nachfrage lohnt es sich immer möglichst schnell zu sein – wie halt überall im Leben. Am besten ist man bei der Wohnungssuche immer mit allen notwendigen Unterlagen vorbereitet. Solche die etwas erfahrener bei der Suche waren, drückten uns die vollständige Bewerbung bereits am Termin in die Hand inklusive Deckblatt, Foto und Betreibungsauszug. Diese werden meist auch zuallererst abgeklärt. Spätestens am nächsten Tag sollte die Bewerbung bei der Verwaltung sein.

Ist es besser, die Bewerbung möglichst speditiv per Mail oder einen Tag später per Post zu schicken oder gleich persönlich vorbeizubringen?

Je schneller die Verwaltung im Besitz des Anmeldeformulars ist, umso besser. Am wichtigsten jedoch ist, dass die Bewerbungsunterlagen komplett sind. Dies beinhaltet auch Angaben zur ehemaligen Vermieter*in, Einkommen und eine aktuelle Betreibungsauskunft. Unvollständige Bewerbungen werden meist nicht weiter geprüft. Auf welchem Weg die Anmeldung eintrifft ist zweitrangig. Zum persönlich Vorbeikommen: Wenn das jeder tun würde, würden wir zu gar nichts mehr kommen. Aber man kann die Unterlagen auch einfach kurz abgeben ohne jemanden persönlich zu verlangen.

Es landen unzählige Bewerbungen bei Ihnen. Werden alle angeschaut?

Bei einer begehrten Wohnung kann es durchaus sein, dass innerhalb von 48 Stunden 40, 50 oder mehr Bewerbungen eintreffen. Bei den Bewerbungen werden dann die auffälligsten rausgenommen. Die Bewerber*innen sind teilweise unglaublich kreativ: Wir möchten diese Kreativität belohnen und suchen so einige Bewerbungen raus. Natürlich waren die Referenzen und der Anspruch der Vermieter*in schlussendlich ausschlaggebend. Niemand prüft alle Bewerbungen.

Was kann hilfreich sein, um aufzufallen? Ein Vorstellungs-Video mitsenden? Aufwendige Bewerbung basteln? Gilt: Mehr Aufwand, mehr Chancen auf die Wohnung?

Man stelle sich vor die Verwaltung müsste 40 Videos sichten, nur um eine Wohnung zu vergeben. Der Aufwand wäre enorm. Aber man kann auch anderweitig kreativ sein. Einmal hat eine Familie selbst eine Zeitung gestaltet und gedruckt, die mit Bildern von und Artikeln zu der Wohnung und der Bewerber versehen war. Diese Zeitung haben sie dann der Bewerbung beigelegt. Wir haben auch schon eine Bewerbung in einem dekorierten Umzugskarton erhalten. Schön gestaltete Deckblätter mit Bildern und Beschreibungen über die Bewerber*innen inklusive Lebenslauf können auch schon helfen. Etwas Ausgefallenes wie die erwähnte Beispiele benötigen auch nicht viel Aufwand. Am Besten überlegt man sich beim Start der Suche etwas Kreatives und bereitet dies mit einer Vorlage vor, welche man dann nur auf die entsprechende Wohnung anpassen muss.

Haben es Bewerber*innen auch schon mit Bestechung versucht?

Klar: Geldbeträge im hohen 4-stelligen Bereich, Reise- oder Restaurantgutscheine oder Reka-Checks. Diese anzunehmen, könnte einem den Job kosten, darum lässt man die Finger davon. Auch gut gemeinte Geschenke wie Pralinen oder Blumensträusse wirken eher aufdringlich, als dass diese helfen.

Was sind No-Gos und wovon sollte man die Finger lassen?

Schmuddelige und unvollständige Bewerbungen, aufdringliche oder gar stündliche Anrufe, Rechtschreibfehler und Bestechungsversuche.

Stumpft man bei all den vielfältigen, aufwendigen Bewerbungen auch mal ab, und bevorzugt man wieder «herkömmliche» Bewerbungen?

Sympathie und Kreativität ziehen immer! Herkömmlich ist langweilig und kann jede*r. Es ist einer der schönen Seitens des Jobs, jemanden mit einer langersehnten Wohnung glücklich zu machen. Es macht auch Spass die kreativen Bewerbungen zu sichten!

Ist es in Ordnung, bei der Verwaltung nach zwei Tagen mal telefonisch nachzuhaken, wie es denn um die Wohnung stehe?

Bewerber*innen, die sich telefonisch erkundigen, bedeuten zusätzlichen Aufwand. Falls man dennoch nochmals auf die Bewerbung aufmerksam machen möchte, tut man dies besser per E-Mail.

Kann man die Wohnung vergessen, wenn man 24 Stunden keinen Bescheid erhält?

In den meisten Fällen kommuniziert die Verwaltung, bis wann der Entscheid gefällt wird. Bis dahin ist sie auch damit beschäftigt, die Unterlagen zu sichten und zu prüfen. Allenfalls sogar mit dem Eigentümer*innen zu besprechen, was ein wenig Zeit beanspruchen kann.

Letzte Worte an die vielen Wohnungssuchenden in Zürich:

Eine Mischung aus Schnelligkeit, Kreativität und Vitamin B hilft einem bei der Suche sicher. Aber um seine Traumwohnung zu bekommen, bedarf es meist auch einer Menge Glück. Und davon wünschen wir euch ganz viel bei der Suche!

Disclaimer: Die Antworten stammen von drei verschiedenen Quellen, die allesamt anonym bleiben möchten.

Titelbild: Pexels.com

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