Anjushka Früh: «Eine andere Partei kam für mich nie infrage» - Tsüri.ch #MirSindTsüri
account iconsearch

Gemeinderätin der Woche: Anjushka Früh (SP)

Vor zehn Jahren kam Anjushka Früh als jüngste Gemeinderätin ins Parlament. Damals war sie im Juso-Vorstand, heute ist sie Anwältin. Gleich geblieben ist ihre Positionierung am linken Rand der sozialdemokratischen Fraktion.

Anjushka Früh, SP

(Foto: Tsüri.ch)

Im Gemeinderatswahlkampf 2014 platzierte die SP Kreis 11 Anjushka Früh auf ihrem ersten Listenplatz. Damit lag die 21-Jährige als Neuling vor den beiden Bisherigen, schaffte bei der Wahl den Sprung ins Parlament und wurde die bis dahin jüngste Gemeinderätin Zürichs. Während die Medien damals in jovialem Ton vom «Polit-Küken» schwadronierten, verlautbarte das Juso-Vorstandsmitglied in ihren ersten Interviews, sie verorte sich am linken Rand ihrer Fraktion.

«Ich würde das nach wie vor so unterschreiben», antwortet sie heute auf die Frage, wie es knapp zehn Jahre später diesbezüglich aussieht. Früh gehört nicht zu den lauten Agitator:innen auf der linken Seite, arbeitet aber kontinuierlich an einer eindeutig linken Positionierung ihrer Fraktion. So war sie es, die bei der letzten Budgetdebatte dem jahrelangen Ansinnen von Grünen und AL, das städtische Sozialinspektorat abzuschaffen, zu den nötigen sozialdemokratischen Stimmen verhalf.

Dass Stadtrat Raphael Golta ihrem gemeinsamen Postulat mit Luca Maggi (Grüne) für ein Ende der verdeckten Observationen von Sozialhilfebezüger:innen eine Absage erteilte, macht ihr nichts aus: «Jetzt liegt der Ball beim Stadtrat, und ich habe nach wie vor Hoffnung, dass er das Postulat ernst nimmt und die Umsetzung vorantreibt.»

Züri Briefing abonnieren!

Jeden Morgen um 6 Uhr findest du im Züri Briefing kuratierte News, Geschichten und Tipps für den Tag. Persönlich. Informativ. Unterhaltsam. Bereits 10'000 Menschen lesen mit – und du?

Die ersten vier Jahre im Rat war Früh Mitglied der Kommission des Sozialdepartements, 2018 wechselte sie in diejenige des Finanzdepartements. Dort sei neben dem Wohnen auch das Personalrecht ein Thema, das ihr wichtig sei: «Hier kann ich aktiv daran mitwirken, dass die gute Arbeit der städtischen Angestellten auch mit angemessenen Arbeitsbedingungen honoriert wird», sagt sie. Als Juristin bringe sie dabei ausserdem einen anderen Zugang mit als manche anderen Kommissionsmitglieder.

Die heute 31-Jährige studierte nach ihrer KV-Lehre Rechtswissenschaften und arbeitet heute als Rechtsanwältin in einer auf Sozialversicherungsrecht spezialisierten Anwaltskanzlei. Neben Fragen des Wohnens, des Personalrechts und von Sicherheit und Überwachung ist ihr vor allem der Breitensport ein politisches Anliegen. Sie findet, dass Sportvereine für Kinder und Jugendliche eine wichtige Funktion wahrnehmen: «Es geht nicht nur um die Gesundheit, sondern auch um den integrativen Charakter. Sportvereine sind ein wichtiges soziales Netz für Kinder und Jugendliche.»

Früh wuchs in Affoltern auf, wo sie bis vor einem Jahr auch wohnte. Sie stammt aus einer sozialdemokratischen Familie, ihre Mutter sass selbst 16 Jahre lang für die SP im Gemeinderat. Eine andere Partei sei für sie nie infrage gekommen, sagt sie. Auch Ambitionen für ein Engagement auf einer anderen politischen Ebene hege sie derzeit nicht: «Das Schöne an der Gemeindepolitik ist, dass sie sehr viel konkreter an den Problemen der Leute ist. Man kann eins zu eins sehen, was man bewirken kann.»

Warum sind Sie Gemeinderätin geworden?

Ich bin am Tag nach der Abstimmung zur Ausschaffungsinitiative 2010 der Juso beigetreten und war dann zuerst mehrere Jahre aktiv in deren Vorstand. Von da an war es eine stetige Entwicklung, bis ich 2014 in den Gemeinderat gewählt wurde.

Mit welche:r Ratskolleg:in der Gegenseite würden Sie gerne mal ein Bier trinken gehen?
Ich würde gerne mit Selina Frey und Serap Kahriman (beide GLP) ein Bier trinken gehen. Sie sind mit mir in der Kommisson, aber ich kenne sie persönlich noch nicht so gut, das könnte man bei einem Getränk vielleicht ändern.

Welches Abstimmungsergebnis hat Sie bisher am meisten geärgert?
Dasjenige über den Kauf des Uetlihofs. Es wäre eine einmalige Chance für die Stadt gewesen, ein grosses Areal zu erwerben. Die Mehrheit des Gemeinderats wollte das aber nicht und hat die Chance damit leider vergeben.

Ohne deine Unterstützung geht es nicht

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Medien. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Mittlerweile sind 1500 Menschen dabei und ermöglichen damit den Tsüri-Blick aufs Geschehen in unserer Stadt. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 2000 – und mit deiner Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für Tsüri.ch und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 8 Franken bist du dabei!

Das könnte dich auch interessieren