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Von Elio Donauer

Co-Geschäftsleitung & Projektleiter Civic Media

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28. September 2023 um 12:59

Urbane Produktion: Alte Industrieareale für neues Gewerbe

Wie können stillgelegte Industrieareale umgenutzt werden, damit eine nachhaltige, kreislauffähige Produktion möglich ist? Diese Frage diskutierten Vertreter:innen aus der Architektur, der Arealentwicklung und dem Gewerbe auf dem Kreislaufwirtschafts-Podium im Zollhaus Zürich.

Das Podium v.l.n.r. Vanessa Hann, Moritz Güttinger, Gabriela Bühler, Mika Lanz und Pascal Angehrn (Foto: Tsüri.ch)

Die Made in Zurich Initiative lud am Dienstag, 26. September gemeinsam mit dem Onlinemagazin Tsüri.ch und dem Verein Open House zu einer Podiumsdiskussion im Zollhaus in Zürich. Thema der Veranstaltung war die Umnutzung von alten Industriearealen in Zürich und inwiefern diese das Gewerbe transformieren können.

Konkret stehen aktuell zwei grössere Arealumnutzungen in der Umsetzung oder in der Vorbereitung. Die SBB Werkstätten an der Hohlstrasse und der Schlachthof beim Letzigrund. Bereits in Betrieb ist die Werkstadt, wie die denkmalgeschützten Gebäude der SBB neu heissen. Gabriele Bühler, Projektleiterin der Werkstadt erklärte, wie aus dem Areal ein neuer urbaner Wekplatz geschaffen werden soll. Man sei dabei schrittweise vorgegangen: Habe zuerst Pioniernutzungen ermöglicht und die Planung als Prozess verstanden. In der Selektion der Unternehmen ist laut Bühler viel Wert darauf gelegt worden, dass sich Firmen ansiedeln, die sich gegenseitig ergänzen könnten. Von der Seifenmacherei über Velokuriere und Kaffeeröster finden sich mittlerweile etliche Betriebe in der Werkstadt die mitten in der Stadt ihre Produkte herstellen. 

Moritz Güttinger gehörte mit Zuriga zu den Pionieren auf dem Werkstadt Areal. (Foto: Elio Donauer)

Eine der von Bühler angesprochenen Pioniernutzungen war die Kaffeemaschinenmanufaktur Zuriga. Gründer Moritz Güttinger, erzählte auf dem Podium, inwiefern das Cluster auf dem Areal Synergien zwischen den Produzent:innen zulässt und es Kooperationen ermöglicht, die sonst vielleicht nicht entstanden wären. Er sieht darin grosses Potential, dass Kreisläufe entstehen und sich zirkuläre Prozesse, die Hauptidee der Kreislaufwirtschaft, entwickeln könnten. 

Das Thema Kreislaufwirtschaft stand bei der Werkstadt auch im Bereich der Architektur im Zentrum. Für die Umnutzung hat die SBB auf die Expertise von den Architekt:innen vom Baubüro «in situ» zurückgegriffen. Pascal Angehrn, Mitglied der Geschäftsleitung, erklärte, dass sie bei der Umsetzung des Projekts darauf geachtet hätten, möglichst viel graue Energie in den Gebäuden zu sichern. Darauf sei ihr Unternehmen spezialisiert.  Bei der Werkstadt habe man alles daran gesetzt, möglichst effektiv bestehende Strukturen wiederzuverwenden oder Bauteile von anderen Gebäuden einzubauen. 

Pascal Angehrn vom Baubüro in situ erklärte die Umnutzung der SBB Werkstätten. (Foto: Elio Donauer)

Eine ganz andere Perspektive auf das Thema brachte Mika Lanz mit auf die Bühne. Der Macher von Mikas Würsten produziert auf dem Schlachthof-Areal unter anderem seine Stadtjäger. Im Jahr 2030 wird der Schlachtbetrieb eingestellt und die Stadt klärt aktuell verschiedene Nutzungskonzepte für die Zeit danach. Lanz fand auf dem Areal aktuell ungenutzte Kapazitäten, die er für seine Produktion verwenden konnte. Wie es konkret mit dem Schlachthof weitergeht, konnte leider nicht diskutiert werden, da die Verantwortlichen der Stadt nicht an der Veranstaltung dabei sein konnten. 

Wie aber genau wird Kreislaufwirtschaft durch klug geplante Areale ermöglicht? Fazit des Abends war, dass Räume und Areale immer auch Plattformen sind. Wenn die richtigen Akteur:innen zusammenfinden, könnten Synergien genutzt werden. Das kann zirkuläre Strukturen respektive Kreislaufwirtschaft stark begünstigen.

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