Lockerung für Restaurants: «Zu viel, um zu sterben und zu wenig, um zu überleben!» - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Von Elio Donauer

Co-Geschäftsleitung & Projektleiter Civic Media

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10. Mai 2020 um 06:00

Lockerung für Restaurants: «Zu viel, um zu sterben und zu wenig, um zu überleben!»

Endlich nicht mehr immer zuhause essen! Mit diesem Gedanken dürfte der eine oder die andere nach Ankündigung der Lockerungen gespielt haben. Doch lohnt es sich für Restaurants überhaupt zu öffnen und wie gehen die Betriebe mit den Sicherheitsmassnahmen um? Wir haben nachgefragt.

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Das Restaurant zum alten Löwen stösst mit Take-Away Angeboten auf eine grosse Nachfrage. Alle Fotos: Elio Donauer.

Knapp 30 von 200 Betrieben, die auf der Plattform La Résistance verzeichnet sind, haben an unserer Umfrage teilgenommen. Wir wollten wissen, wie sie über die Lockerungen denken, ab wann ihr Restaurant wieder profitabel witschaften kann und wie es mit Mieterlass aussieht.

Lohnt sich das überhaupt?

Von den 28 Restaurants gibt ein Drittel an, dass die Lockerungen ihnen eher nichts bringen würden. Vier Gastronom*innen haben sich in dem Sinne auch klar gegen das Öffnen entschieden und sieben waren zum Umfragezeitpunkt noch unschlüssig. Trotzdem werden fast zwei Drittel der Restaurants ihre Türen ab dem 11. Mai wieder öffnen.

Ich habe das Gefühl, es ist momentan wichtig, zu zeigen, dass wir da sind, dass wir kämpfen wollen. [...] Aber alles in allem ist es im Moment zu viel, um zu sterben und zu wenig, um zu überleben!

Gastronom*in in der Umfrage

Für's Öffnen müssen Mitarbeitende aus der Kurzarbeit geholt werden, die benötigten Zutaten müssen eingekauft werden und es muss zusätzlicher Aufwand für Sicherheitsmassnahmen betrieben werden. Gleichzeitig weiss niemand, ob die Gäste überhaupt Lust haben, auswärts essen zu gehen. Dazu können die Betriebe aufgrund der Abstandsvorschriften viel weniger Leute empfangen als sonst. «Ich kann mit der Umsetzung der Sicherheitsvorschriften gerade mal acht bis 14 Gäste bewirten. [...] Zu viel, um zu sterben und zu wenig, um zu überleben!» schreibt ein*e Gastronom*in von La Résistance.

Forsche Gastroverbände stossen auf Unverständnis

Viele Betriebe, die in der Zwischenzeit auf Take-Away umgestellt haben, konnten wieder ein bisschen Umsatz generieren. Ob sich der zusätzliche Aufwand für die Öffnung des Normalbetriebs lohnt, bleibt für viele unklar. Die forschen Öffnungsforderungen der Gastroverbände stossen bei manchen Gastronom*innen auf Unverständnis.

Wir sind gezwungen zu öffnen, weil die Gäste kommen wollen, haben hohe Kosten und Aufwände, aber der Ertrag wird wahrscheinlich ähnlich mickrig sein wie vor dem Lockdown. Absolut sinnlose überstürzte Öffnung (auf Druck der «vermeintlichen» Gastroverbände) ohne Hand und Fuss.

Gastronom*in in der Umfrage

GastroSuisse und andere Branchenverbänden haben in den letzten Wochen massives Lobbying für eine schnelle Öffnung der Gastronomie betrieben. Nun ist die Öffnung beschlossene Sache, aber eine Gastronom*in äussert in der Umfrage Zweifel am Nutzen: «Absolut sinnlose überstürzte Öffnung (auf Druck der «vermeintlichen» Gastroverbände) ohne Hand und Fuss.» Die meisten Gastronom*innen gehen laut Umfrage von einem massiv kleinerem Umsatz aus. Sie müssen weniger Gäste auf eine möglichst grosse Fläche verteilen und benötigen daher teilweise sogar mehr Servicepersonal wie ein*e Gastronom*in in der Umfrage schreibt.

Es wird knapp

Die wenigsten Gastronom*innen gehen davon aus, ihr Restaurant profitabel betreiben zu können. Zwar werden sie einen Grossteil der Belegschaft weiterhin in Kurzarbeit belassen, aber knapp wird es trotzdem. Gewisse Restaurants sind zudem von Laufkundschaft abhängig, die von nahegelegenen Orten herrührt. «Ein wichtiger Teil unserer Einnahmen wird durch Gäste generiert, die vor Grossveranstaltungen im Hallenstadion oder Theater 11 zu uns kommen», schreibt ein*e Gastronom*in. Solange es keine Veranstaltungen gibt, gibts deshalb auch weniger Kund*innen.

Grosse Unsicherheit bei den Mieten

Das weiterhin grösste Problem stellen die Mieten dar. Die Frage, ob diese geschuldet ist, hat das Parlament noch nicht abschliessend beantwortet. Es wird wohl auf eine Kompromisslösung hinauslaufen. Die Umfrageteilnehmenden bezahlen zwischen 2000 und 20'000 CHF Miete für ihre Betriebe. Diese liegen in den meisten Fällen in privater Hand.

Die Kontakte zu den Eigentümer*innen sind völlig unterschiedlich verlaufen. Während gewisse aktiv auf die Mieter*innen zugegangen sind und ihnen die volle Miete erlassen haben, verweisen andere Eigentümer*innen auf das unternehmerische Risiko oder geben dem Begehren grundlos eine Abfuhr.

Wirte bleiben zuversichtlich

Wie es in den nächsten Wochen weitergeht ist unklar. Mehrmals geben die Gastronom*innen an, Angst vor einer zweiten Welle zu haben. Ein zweiter Shutdown wäre für viele wohl der Super-Gau. Die meisten sind jedoch zuversichtlich, die Krise irgendwie zu meistern. Wie sie das machen werden, ist eine andere Frage die sich erst in den nächsten Wochen, Monaten oder gar Jahren klären wird.

La Résistance
Zürcher Restaurants trotzen dem Virus und haben auf Take-Away Betrieb umgestellt. Die Plattform La Résistance, welche von Tsüri.ch mitgegründet wurde, zeigt Restaurants auf, die wegen der Corona-Krise auf Take-Away umgestiegen sind.

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