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Von Nadja Schnetzler

Kolumnistin / Collaboration Booster

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30. Januar 2021 um 09:00

Collaboration Booster: «Es gibt Dinge, für die bist nur du alleine zuständig!»

Gute Zusammenarbeit, das kann doch nicht so schwer sein! Mit der richtigen Haltung und den passenden Werkzeugen stimmt das auch. Gib deiner Art, wie du gemeinsam mit anderen Grossartiges schaffst, einen Boost. Die Kolumne von Nadja Schnetzler heute: Es gibt Dinge, für die bist nur du alleine zuständig!

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Foto: Unsplash / William Iven

In der letzten Kolumne habe ich hier über Agreements geschrieben, über explizite Vereinbarungen, die ein Team treffen kann, um noch besser zusammen zu arbeiten. In diesen Vereinbarungen steht, was das Team miteinander abmacht und wie man am liebsten zusammen arbeiten will. Doch es gibt etwas, das das beste Agreement nicht abfedern kann, und das ist die Fähigkeit jeder Person im Team, sich selbst zu reflektieren, zu lernen und sich als Mensch weiter zu entwickeln.

In klassischen Management-Schinken heisst das «Self-Leadership», und obwohl ich klassische Management-Schinken nicht gut leiden mag, finde ich das einen recht guten Begriff. Was heisst Selbstführung in Bezug auf gute Zusammenarbeit mit anderen? Es heisst, dass ich zuerst einmal darauf achte und mich darum kümmere, wie es mir geht und wie ich das, was mich beschäftigt, mitbringe in den Kontext der Zusammenarbeit. Bringe ich Stress von zuhause mit ins Team, äussert sich das vielleicht darin, dass ich genervt, kurz angebunden oder fies bin, mit anderen Worten, dass ich etwas ins Team bringe, was der Zusammenarbeit nicht förderlich ist.

Nadja Schnetzler
Nadja Schnetzler (47) begleitet Teams auf dem Weg zu exzellenter Zusammenarbeit. Sie befasst sich seit über 30 Jahren intensiv mit den Themen Innovation, Kollaboration und Agilität und zählt Organisationen aller Branchen zu ihren Kunden. Nadja ist Mitgründerin der Ideenfabrik BrainStore und der Republik. Ihr neustes Projekt heisst «Generation Purpose» und befasst sich mit dem innersten Antrieb von Menschen und Organisationen.

Die Lösung dafür ist nun aber nicht, dass ich einen auf gute Stimmung mache und den Stress mit meiner witzigen Art übertünche. Es gibt bessere Strategien. Ich kann mir zum Beispiel eine Auszeit nehmen («hey, ich würde gerne heute Vormittag in Ruhe an XY arbeiten, damit ich da vorwärts komme») und schauen, dass ich mich etwas beruhige. Oder ich kann beim Start am Morgen sagen «Mir geht’s heute nicht so gut, ich bin froh, wenn ich grad mal zuhören kann und mich nicht so aktiv einbringen muss».

Das Ding ist: Ich habe mit den Menschen, mit denen ich zusammen arbeite, eine Beziehung. Diese Beziehung will ebenso gepflegt werden wie die privaten Beziehungen, die ich habe. Funktioniert die Beziehungsebene nicht, ist Zusammenarbeit schwierig. Wer gut mit anderen zusammen arbeiten will, investiert seine Zeit hervorragend,wenn er oder sie in den Aufbau von vertrauensvollen Beziehungen steckt, und zwar regelmässig, am besten täglich.

Gerade, wenn es stressig ist, versteht man sich öfter mal falsch, macht Fehler oder enttäuscht das Gegenüber. Wenn darunter ein Fundament steht, bei dem alle wissen, dass es nicht umkippen kann, weil man sich eben vertraut, gut kennt und gern hat, mag es solche Stress-Spitzen durchaus mal leiden. Habe ich in ruhigen Zeiten zu wenig Zeit in die Beziehung investiert, können solche Stress-Spitzen aber schnell zu veritablen Krisen führen, aus denen man nur mit riesengrossem Effort wieder raus kommt und durch welche die Beziehung langfristig leiden kann.

Selbstführung heisst aber auch, dass ich über mein Verhalten reflektiere. Was tue ich, was anderen Stress bereitet, sie nervt oder die Zusammenarbeit mit mir anspruchsvoll oder sogar schwer macht? Sind mir diese Dinge bewusst? Höre ich hin, wenn ich darauf angesprochen werde? Frage ich nach, was ich verbessern kann? Und frage ich auch mal um Hilfe, wenn ich es alleine nicht hinkriege? Bleibe ich dran, auch wenn es nicht gerade klappt? Versuche ich ernsthaft, meine Gewohnheiten zu ändern? Alle diese Dinge (zuhören, fragen, reflektieren, verbessern) tragen dazu bei, dass ich im Team besser mitwirken kann und dass andere meine Beiträge noch mehr schätzen. Das Herz zur Arbeit bringen ist darum eine gute Idee. Ich darf die Menschen, mit denen ich jeden Tag zu tun habe, gern haben. Ich darf das auch zeigen. Richtig nett sein mit anderen ist keine Schwäche, sondern eine Fähigkeit. Und es ist wertvoll, wenn ich mir Mühe gebe, die Personen, die ich nicht verstehe, deren Art zu denken und zu Arbeiten mir Mühe bereiten, neugierig besser kennen zu lernen. Einander gut kennen lernen heisst übrigens nicht, dass man einmal im Jahr in die Retraite geht und zum Beispiel zusammen eine Baumhütte baut. Das macht zwar ohne Frage Spass, aber wirklich kennen lernen kann man sich am besten im Alltag. Indem man Dinge zusammen anpackt, die verschiedenen Zugänge, Denkweisen und Vorgehensweisen der anderen kennen und schätzen lernt, und schlicht und einfach gemeinsam an Sachen arbeitet.

Selbstführung bedeutet für mich auch, dass ich mir bewusst werde, welche Rolle ich in der Gruppe spiele. Höre ich genug zu oder rede ich selber am liebsten? Bewege ich mich gerne in konzeptionellen Sphären und lasse andere die Arbeit machen oder kann ich auch selber zupacken und jemand anderem den Lead überlassen? Kann ich andere anleiten, aber auch selber angeleitet werden? Bin ich jemand, der dafür sorgt, dass andere das, was ich gut kann auch lernen können, oder schütze ich mein Spezialgebiet wie eine Löwenmama ihre Jungen?

Alle diese Dinge rund ums Thema Selbstführung sind nicht delegierbar. Nur ich selber kann sie anpacken und mich achtsam und regelmässig darum kümmern. Andere können mich darauf aufmerksam machen, mir Hinweise geben, mich wachrütteln. Aber agieren muss ich selbst. Und wenn alle im Team das wissen und tun, wird unsere Zusammenarbeit ganz von selbst nach und nach noch besser.

Die Kolumnen auf Tsüri
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– Die Feminismus-Kolumne von Pascale Niederer & Laila Gutknecht Co-Gründerinnen von «das da unten».
– Die Collaboration-Booster-Kolumne von Nadja Schnetzler, Co-Gründerin von Generation Purpose.
– Die Papi-Kolumne von Antoine Schnegg, Co-Gründer seines Kindes.
– Die Sans-Papiers-Kolumne von Licett Valverde, frühere Sans-Papiers.
– Die Food-Kolumne von Cathrin Michael, Food-Bloggerin.
– Die Veganismus-Kolumne von Laura Lombardini, Geschäftsführerin der Veganen Gesellschaft Schweiz.

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