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Von Nadja Schnetzler

Kolumnistin / Collaboration Booster

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21. März 2020 um 13:00

Collaboration Booster: Wir sind mehr als unsere Arbeit

Gute Zusammenarbeit, das kann doch nicht so schwer sein! Mit der richtigen Haltung und den passenden Werkzeugen stimmt das auch. Gib deiner Art, wie du gemeinsam mit anderen Grossartiges schaffst, einen Boost. Die Kolumne von Nadja Schnetzler Heute: Wir sind so viel mehr als unsere Arbeit.

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Wie ihr alle auch sitze ich in meinem Homeoffice und vernetze mich mit anderen Menschen online. Als Zusammenarbeits-Coach treffe ich die Teams, mit denen ich sonst oft vor Ort arbeite, nun aussschliesslich auf Plattformen wie Zoom, Whereby, Teams oder Skype, und wir lernen zusammen, was gute Zusammenarbeit von unterschiedlichen Orten ausmacht. Und ihr tut das vermutlich auch gerade.
«Wir können nicht nicht lernen» sagte der Kommunikationstrainer und Mediendidaktiker Prof. Max Woodtli in einem Interview 2016. Wir lernen alle gerade enorm viel darüber, was es konkret bedeutet, auf Distanz gut zu kommunizieren, uns zu organisieren und zusammen zu arbeiten, und das ist toll, denn online zusammenarbeiten geht nur, wenn sich alle maximal dafür einsetzen. Das was wir gerade lernen und an Erkenntnissen gewinnen, löst viel aus und wird die Art, wie wir nach dieser Ausnahmesituation zusammen arbeiten, egal ob im Büro oder von zu Hause aus, bleibend verändern.

Und weil ich da gerade voller Zuversicht bin, dass wir alle gerade eine extrem steile Lernkurve durchmachen, was gute Zusammenarbeit betrifft, möchte ich über einen Faktor schreiben, der für’s exzellente Zusammenarbeiten ebenso wichtig ist wie gut organisiert zu sein oder schnelles Internet zu haben. Nein, noch viel wichtiger als das: Dass wir uns als Menschen begegnen, uns gegenseitig unterstützen, uns als Individuen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Ängsten und Freuden wahrnehmen.

Wir sind alles Menschen mit einem Leben «neben» der Arbeit.

In all diesen Videokonferenzen, die vom Wohnzimmer, Esszimmer, der Küche, dem Balkon oder dem Büro zu Hause wird etwas sichtbar: Wir sind alles Menschen mit einem Leben «neben» der Arbeit. Aber eigentlich ist es ja umgekehrt: Wir haben alle «neben» dem Leben auch noch Arbeit. Gerade wird uns auch bewusst, wie wichtig Tätigkeiten sind, die wir als Care-Arbeit benennen. Füreinander sorgen. Kinder betreuen. Kranke pflegen. Das können wir nun, da wir zu Hause sind und das alles vor Ort unter einen Hut bringen dürfen, nicht mehr ausklammern. Und während wir zu Hause sitzen und unseren Teil dazu beitragen, dass unser Gesundheitssystem nicht kollabiert, riskieren Ärztinnen und Pflegefachleute ihr Leben für uns. Care-Arbeit, also das «ganz normale» Leben zu Hause, ist auch Arbeit, und wie wir jetzt merken, oft wichtiger und wertvoller, als wir es wahrnehmen wollten.

Was jetzt gerade passiert, ist dass diese Care-Arbeit und das, was in unseren sehr unterschiedlich gestalteten Leben passiert, (endlich) sichtbar und spürbar wird. Da sieht man Kinder, die ins Zimmer kommen, um eine Zeichnung zu überreichen. Partnerinnen oder Partner, die versuchen, mit der Technik zu helfen. Wohnzimmeratmosphäre statt Grossraumbüro. Der Kunde, den ich sonst immer nur im Anzug sehe, sitzt im T-Shirt vor der Kamera. Der Jugendliche kommt aufgebracht rein, um sich über seine Schwester zu beschweren. Im Büro merkt man von diesen Ebenen wenig bis nichts, diese Realität wird ausgeblendet, abgespaltet.

Wir lernen uns darum gerade – wenn wir es zulassen – als Menschen besser kennen. Und wir sollten auch Raum und Zeit schaffen, um zu hören, wie es den anderen in ihrem Heim-Büro geht. Was macht gerade Sorgen und Angst? Was macht gerade unverhofft Freude? Mit welchen Alltagsproblemen schlagen wir uns alle herum? Wer braucht Support?

Ich versuche Teams unter normalen Umständen immer zu erklären, wie wichtig es ist, dass wir als ganze Menschen zur Arbeit kommen. Wenn ich weiss, dass meine Teamkollegin gerade eine krebskranke Mutter betreut, dann kann ich nachvollziehen, warum sie oft dünnhäutig ist oder immer ganz pünktlich gehen muss. Wenn wir zulassen, dass wir hinter die Fassade des «professionellen Angestellten» blicken dürfen, dann können wir besser miteinander kooperieren.

Entschleunigung ist angesagt, auch in der täglichen Zusammenarbeit.

Jetzt gerade, in diesen Wochen, lernen wir 1:1, wie wichtig das ist. Ja, wir haben Arbeit zu erledigen. Aber da sind auch ganz andere Sorgen und Themen, und wir brauchen alle Zeit, diese zu verarbeiten. Entschleunigung ist angesagt, auch in der täglichen Zusammenarbeit.

Fragt einander, wie es geht. Nehmt euch Zeit, einander zuzuhören. Trefft euch zum (virtuellen) Feierabend-Tee oder -Drink. Fragt, ob und wie ihr helfen könnt. Jetzt, aber auch dann, wenn wir alle wieder mehr im Büro sind.

Wenn du Lust hast, mir zu schreiben, was dich beim Zusammenarbeiten mit anderen immer wieder beschäftigt, dann kannst du das hier tun. Wer weiss, vielleicht schafft es dein Anliegen ja in die nächste Kolumne!

Nadja Schnetzler
Nadja Schnetzler (47) begleitet Teams auf dem Weg zu exzellenter Zusammenarbeit. Sie befasst sich seit über 30 Jahren intensiv mit den Themen Innovation, Kollaboration und Agilität und zählt Organisationen aller Branchen zu ihren Kunden. Nadja ist Mitgründerin der Ideenfabrik BrainStore und der Republik. Ihr neustes Projekt heisst «Generation Purpose» und befasst sich mit dem innersten Antrieb von Menschen und Organisationen.
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Jeden Samstag erscheint mindestens eine neue Kolumne, manchmal sogar zwei. Damit wollen wir dir Einblicke in andere Leben geben, dich inspirieren, anregen und vielleicht auch mal aufregen. Unsere Kolumnist*innen diskutieren gerne mit dir in den Kommentaren. Seid lieb!

– Die Feminismus-Kolumne von Pascale Niederer & Laila Gutknecht Co-Gründerinnen von «das da unten».
– Die Collaboration-Booster-Kolumne von Nadja Schnetzler, Co-Gründerin von Generation Purpose.
– Die Papi-Kolumne von Antoine Schnegg, Co-Gründer seines Kindes.
– Die Sans-Papiers-Kolumne von Licett Valverde, frühere Sans-Papiers.
– Die Food-Kolumne von Cathrin Michael, Food-Bloggerin.
– Die Veganismus-Kolumne von Laura Lombardini, Geschäftsführerin der Veganen Gesellschaft Schweiz.

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