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Von Laura Lombardini

Kolumnistin / Geschäftsführerin Vegane Gesellschaft Schweiz

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6. Juni 2020 um 06:00

Veganismus-Kolumne: Ein Hoch auf Tofu

Um Tofu ranken viele Vorurteile und falsche Informationen. Dabei ist er mehr, als nur eine Fleischalternative – eine Hommage an den Tofu.

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Foto: Stephen Downes

Die meisten haben wohl schon mal Tofu gegessen. Man trifft ihn ja inzwischen überall an (im Laden oft in der Veggie oder Convenience Ecke beim Fleisch). Nur: Viele können überhaupt nichts damit anfangen. Obwohl Tofu seinen Ursprung in Asien nicht als Fleischersatz, sondern als eigenständiges Lebensmittel hat, war er hierzulande lange verpönt. Nach der ersten BTE (Bad Tofu Experience) schwört man dem Bohnenquark in der Regel für immer ab. Die BTE liegt jedoch nicht am Tofu, sondern weil viele einfach keinen Schimmer haben, wie man ihn richtig zubereitet. Ich gehörte lange dazu. Auch heute sind meine Fähigkeiten Tofu genial zuzubereiten noch ausbaufähig. Aber in der Theorie weiss ich inzwischen einiges mehr darüber.

Mit Natur-Tofu ist es oft wie mit Mehl: Ein grossartiges Produkt, pur essen will man es dennoch nicht.

Worauf es ankommt

Was ich schnell gelernt habe: Je nachdem, wo man Natur-Tofu kauft, gibt es grosse Unterschiede. In Asia Läden kommt Tofu einem genussvollen Lebensmittel wohl am nächsten. Ansonsten hat er oft einen Nebengeschmack, der an Karton erinnert. Jedoch ist es immer auch eine Frage der anschliessenden Zubereitung. Selbst Karton-Tofu kann als Geschmacksträger dienen, wenn er richtig gehandhabt wird. Denn mit Natur-Tofu ist es oft wie mit Mehl: Ein grossartiges Produkt, pur essen will man es dennoch nicht. Aber was tun, mit diesem matschigen Block?

Tofu ABC

Tofu ist nicht nur eine gute Proteinquelle, er ist auch vielseitig nutzbar. Trocken getupft, lässt er sich marinieren, panieren und/oder frittieren. Und das sollte man unbedingt tun! Zusammen mit anderen Zutaten und einer guten Sauce wird das Menü perfekt. Aber wie gesagt, ich nehme das manchmal auch nicht so ernst und durchlebe erneut eine BTE. Was jedoch immer gelingt, ist Rührtofu. Angebraten und mit Kala Namak (Rauchsalz) und einer Prise Kurkuma abgeschmeckt, zusammen mit Cherrytomaten und Schnittlauch: eine solide Rührei Alternative.

Jetzt gibt es aber auch noch Räucher- und Seidentofu. Ersteren finde ich (je nach Marke) inzwischen auch zum einfach so essen gut. Richtig genial wird er aber klein geschnitten und scharf angebraten. So erinnert er an Speckwürfel. Einer veganen Carbonara steht nichts mehr im Wege. Seidentofu passt hingegen nicht nur in die Misosuppe. Kürzlich haben wir auf Instagram ein Cheesecake Rezept mit Seidentofu gepostet. Daraufhin haben Hinz und Kunz das Ding getestet und siehe da: Alle fanden ihn genial.

Laura Lombardini
Laura Lombardini (33 Jahre alt) ist seit 2018 Geschäftsführerin der Veganen Gesellschaft Schweiz und lebt seit über 5 Jahren vegan. In ihrer Kolumne wird es um veganen Lifestyle gehen. Sie beschreibt dabei wie es um den Veganismus in der Schweiz steht und wie der Verein diesen fördert.

Für Soja wird Regenwald abgeholzt

Die Rodungen in Brasilien nehmen weiter zu. Auch Corona konnte daran nichts ändern – im Gegenteil. Es wird vermutet, dass aufgrund weniger Kontrollen sogar noch mehr Flächen ungehindert gerodet worden sind. Die Wälder bieten Heimat für indigene Völker und unzählige Tier- und Pflanzenarten. Ausserdem sind sie ausgezeichnete CO2 Speicher. Tatsächlich wird Regenwald auch für den Soja-Anbau gerodet. Was aber vielen nicht klar ist: Nicht etwa für den Seidentofu im Cheesecake wird das Soja angebaut, sondern als Nahrung für «Nutztiere». Auch die Schweiz importiert Kraftfutter und ist damit mitverantwortlich an diesem Geschehen. Soja (-erzeugnisse) für den Direktkonsum stammt hingegen meist aus europäischem Bioanbau, wie beispielsweise aus Italien und Österreich, manchmal sogar aus der Schweiz. Das macht den Tofu doch gleich noch sympathischer. Und die Lust auf den nächsten Seidentofu Cheesecake noch grösser.

PS: Oft wird behauptet, dass die im Soja enthaltenen Phytoöstrogene negativen Einfluss auf unseren Hormonhaushalt hätten. Das ist so nicht korrekt. Selbst wenn: Für solche Effekte müssten immense Mengen Soja konsumiert werden. Und so viel Seidentofu Cheesecake am Tag kann nicht mal ich essen.

Die Kolumnen auf Tsüri
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– Die Feminismus-Kolumne von Pascale Niederer & Laila Gutknecht Co-Gründerinnen von «das da unten».
– Die Collaboration-Booster-Kolumne von Nadja Schnetzler, Co-Gründerin von Generation Purpose.
– Die Papi-Kolumne von Antoine Schnegg, Co-Gründer seines Kindes.
– Die Sans-Papiers-Kolumne von Licett Valverde, frühere Sans-Papiers.
– Die Food-Kolumne von Cathrin Michael, Food-Bloggerin.
– Die Veganismus-Kolumne von Laura Lombardini, Geschäftsführerin der Veganen Gesellschaft Schweiz.

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