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Von Laura Lombardini

Kolumnistin / Geschäftsführerin Vegane Gesellschaft Schweiz

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10. Oktober 2020 um 08:00

Veganismus Kolumne: Die 10 Phasen des Veganwerdens

Über 28 Jahre habe ich tierische Produkte gegessen. Besonders Salami und Käse liebte ich über alles. Und dann wurde ich vegan. Was war passiert?

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Bild: Unsplash

Phase 1

Warum wir bestimmte Tiere als essbar ansehen und sie nur zu diesem Zweck züchten, während wir andere streicheln und uns liebevoll um sie kümmern, kann ich mir nicht erklären. Das Leben ist halt paradox. Damit müssen wir leben.

Phase 2

Wahnsinn, wie knallgrün dieser Smoothie ist! Und schmecken tut auch das Sonnenblumenkerne-Pesto. Aber veganisch werden? Niemals. Da müsste ich ja auf Käse verzichten. Wer tut denn sowas freiwillig?!

Phase 3

Warum wissen die so viel über Ernährung und Nährstoffe? Die machen was aus Hefeflocken und Hirse?! Und was bitte sind Kale Chips? Also gesund ist das doch sicher nicht. Ich muss das mal recherchieren.

Phase 4

Ach so, das heisst vegan. Veganisch gibt es als Begriff nicht. Hätte nicht gedacht, dass das sogar gesundheitliche Vorteile haben kann. Obwohl ja schon meine Mutter immer gesagt hatte: «Kind, iss dein Gemüse.» Und ui, dass die Pupse der Kühe schlecht für die Umwelt sind, hatte ich zwar schon vor Jahren mal gehört, aber ich dachte das war ein Witz. Abgesehen davon, was soll denn an Milch schlimm sein? Die Tiere sterben ja nicht beim Melken. Und was ist problematisch an Eiern? Das verstehe ich noch nicht ganz.

Laura Lombardini
Laura Lombardini (33 Jahre alt) ist seit 2018 Geschäftsführerin der Veganen Gesellschaft Schweiz und lebt seit über 5 Jahren vegan. In ihrer Kolumne wird es um veganen Lifestyle gehen. Sie beschreibt dabei wie es um den Veganismus in der Schweiz steht und wie der Verein diesen fördert.

Phase 5

Ok, krass. Hätte nicht gedacht, dass mein Konsum auf so vielen Ebenen negativen Einfluss haben kann. Aber Sojamilch ist echt nicht so meins. Wenn ich keine Ressourcen mehr verbrauchen will, müsste ich ja im Wald leben. Und sogar da würde ich welche verbrauchen. Aber ich will nicht im Wald leben! Und was ist mit dem Fliegen? Plastik? Palmöl? Kleidung? Boah, das ist alles zu viel.

Phase 6

Eins nach dem anderen: Ich probiere ab jetzt einfach Zuhause vegan zu kochen. Auswärts kann ich ja flexibel sein und esse das, was es gibt. Die anderen Themen schaue ich mir dann später an. Warum hat es eigentlich überall Milchpulver drin? Ist das wirklich notwendig? Ok, Sojamilch ist doch nicht so übel. Damit werden die Pancakes echt geil. Hier gibt es schon wieder kein veganes Menü. Dann esse ich halt das Fleisch, ich will ja nicht unnötig kompliziert sein.

Phase 7

Eigentlich will ich gar kein Fleisch mehr essen, es fühlt sich für mich nicht richtig an. Es essen zu müssen, weil man mir keine andere Option gibt, finde ich inakzeptabel. Ich sollte mich erkundigen, wo es auswärts gute Möglichkeiten hat, damit ich gar nicht mehr in diese Situation komme

Phase 8

Ich bin jetzt offiziell vegan. Aber so nennen mag ich mich nicht. Was, wenn ich einen Rückfall habe? Oder meine Meinung ändere? Wow, hätte nicht gedacht, wie vielfältig und bunt die vegane Küche ist. Das macht ja richtig Spass! So viel Neues, das ich entdecken kann. Und was es mit den Nährstoffen auf sich hat und wie ich zu denen komme, weiss ich jetzt auch langsam. Aber der Käse... wie er da liegt und so gut riecht. Ok, aber nur ein kleines Stück.

Phase 9

Ich muss das mit der Milch nochmals anschauen, was da genau passiert. Ich habe mal von der Doku «Earthlings» gehört, die schaue ich mir an... Und schon ist mir die Lust am Käse komplett vergangen. Wenn ich keine 15 Minuten aushalte, um mir anzusehen was Tiere in der Tiernutzung-Industrie durchmachen, dann muss ich Konsequenzen daraus ziehen. Nein, ich muss nicht - ich will. Krass, ich werde allen davon erzählen, damit sie auch wissen, was da abgeht.

Phase 10

Hmmm, die meisten wollen das gar nicht hören. Nun gut, dann lebe ich einfach vor, wie das anders geht. Der Cappuccino schmeckt mir inzwischen mit jeder Pflanzenmilch und Sojamilch schäumt echt gut. Wenn jemand fragt: «Warum streicheln wir eigentlich Hunde und essen Schweine? Ist das nicht paradox?», dann antworte ich: «Ja, ist es, aber zum Glück gibt es eine Alternative.» Und wer weiss, vielleicht ist das ja der Start von einem spannenden Prozess. Vielleicht auch von deinem?

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– Die Veganismus-Kolumne von Laura Lombardini, Geschäftsführerin der Veganen Gesellschaft Schweiz.

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