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Kafi Freitag: Coach, Wahlzürcherin und Tsüri-Member

Kafi Freitag (45) arbeitet als Coach und Podcasterin. Wir haben mit ihr über Selbstliebe, wie wir durch Umwege ans Ziel gelangen und die Tatsache gesprochen, dass sie ihr Leben in den Dreissigern viel spannender fand als in den Zwanzigern.

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Gut 1100 Menschen sind Tsüri-Member. Welche Gesichter und Geschichten stecken hinter dieser Zahl? Wir machen uns auf die Suche und treffen sie für ein Gespräch. Bist du auch Tsüri-Member und einem Portrait nicht abgeneigt? Melde dich!

Céline Sallustio: Du bist Coach und berätst täglich Menschen. Welchen wegweisenden Rat hast du jemals erhalten?
Kafi Freitag: Das war in der Oberstufe von meinem Lehrer. Ich war immer eine mässige Schülerin und habe mich mehr schlecht als recht durch die Schule gemogelt. Obwohl ich in diesem Schulsystem nicht aufblühen konnte, sah mein Lehrer Potenzial in mir und meinte, dass man sich um mich keine Gedanken machen müsse – irgendwie werde ich meinen Weg schon finden.

Und das hast du – dank vielen Umwegen!
Allerdings. Ich arbeitete mich ohne Bankausbildung zur Anlageberaterin und später zur rechten Hand eines Generaldirektors einer internationalen Grossbank hoch. Ausserdem führte ich eine fürchterliche Billig-Modekette, assistierte dem Lehrer einer Heilpädagogischen Schule und schrieb als Ghostwriterin einen Politik-Blog für die NZZ.

Heute führst du eine selbstständige Praxis, das Freitag Coaching und mit Sara Satir den Podcast «Kafi am Freitag». Gibt es eine Grunderkenntnis, die du aus deinen unzähligen Beratungen gewonnen hast?
Ich bin überzeugt, dass hinter jedem Fall im Coaching die Selbstliebe zu Grunde liegt. Sara sieht das nicht so, deshalb diskutieren wir in unserem Podcast oft darüber (lacht). Doch diesem Phänomen begegne ich ständig, sei es auf beruflicher oder persönlicher Ebene. Das kann beispielsweise sein, dass man sich selber gewisse Anforderungen nicht zutraut oder den Mut nicht aufbringt, einen komplett neuen Weg einzuschlagen. Auch unter Neid und Eifersucht liegt meiner Meinung nach die Selbstliebe zugrunde.

Zu Selbstliebe gibt es unzählige Ratgeber, Podcasts und Quotes. Wie hilfst du deinen Klient*innen, ihre Selbstliebe (wieder) zu finden?
Um komplexe Themen verständlicher darzustellen, greife ich auf visuelle Methoden zurück. Beim Thema Selbstliebe ist es die Babuschka. Wenn ich meine Klient*innen dazu auffordere, die Puppen gemäss ihren Vorstellungen aufzustellen, dann bildet die kleinste den Anfang und die grösste das Ende. Und genau darin liegt das Problem: Die meisten haben die Vorstellung, dass wir unsere Kindheit in der Vergangenheit gelassen haben, was nicht zuletzt dem Konstrukt von Zeit zu verschulden ist. Doch unsere Kindheit tragen wir in und mit uns, die kleinste der Babuschkas bis zur grössten. Wenn das innere Kind verletzt und vernachlässigt wurde, dann ist auch die ältere Version unseres Ichs nicht geheilt. Um Selbstliebe zu erfahren, ist es deshalb wichtig, in Kontakt mit unserer jüngeren Version zu treten und zu spüren, wie es dieser geht.

Du hast 2010 für Gesprächsstoff gesorgt, als du als Atheistin in der Kirche Wettingen aufgetreten bist. Woran glaubst du?
Ich glaube an eine liebevolle Energie, an eine Verbundenheit mit anderen und an Selbstliebe.

Du bist Wahlzürcherin und auf dem Land in Solothurn aufgewachsen. Seit 23 Jahren lebst du nun in Zürich. Was hält dich hier fest?

Zürich hat durch ihre kosmopolitische Gesellschaft viele verschiedene Nationalitäten und Lebensentwürfe zu bieten. Dieser Mix gefällt mir unglaublich gut.

Kafi Freitag

Ausserdem gibt es hier viele wunderschöne Orte – insbesondere der Kreis 4 und 5. Von hier bin ich schnell in der Natur, egal ob am Fluss oder im Wald. Man kann von der Schweiz halten was man möchte – stier oder kleinkariert – aber genau in der aktuellen Situation sehen wir, in was für einem gut organisierten und privilegierten Land wir leben.

Zu einer wahrhaftigen Zürcherin gehört auch die Mitgliedschaft beim Stadtmagazin (Augenzwinkern). Du bist seit kurzer Zeit Tsüri-Member. Was hat dich zur Mitgliedschaft bewogen?
Ausschlaggebendes Ereignis war die Dividenden Ausschüttung grosser Medienhäuser in Krisenzeiten. Als das bekannt wurde, dachte ich, jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um ein Zeichen zu setzen und die kleineren Medienhäuser zu unterstützen. Ich sehe, dass sich das Stadtmagazin Mühe gibt, trotz Krisenzeiten guten Content mit wenig Mitteln zu bringen.

Wenn ich schon die Gelegenheit dazu habe: Was würdest du deinem 24-jährigen Ich für einen Rat auf den Weg geben?
Dass das Leben erst mit 30 so richtig spannend wird! (lacht). Ich denke das liegt daran, dass man sich als junger Mensch viel eher den Kopf darüber zerbricht, wer man ist und was andere von einem denken. Wenn ich also einen Rat geben könnte, dann meiner Intuition mehr zu vertrauen und keine Angst zu haben, zu scheitern. Denn: Wann wäre ein besserer Zeitpunkt als mit Gelassenheit Dinge auszuprobieren, Fehler zu machen und sich selber kennenzulernen? Wenn ich die jungen Menschen heute beobachte, dann sind die meisten von ihnen wahnsinnig zielstrebig und haben bereits einen zehnjährigen Masterplan herausgearbeitet. Doch solche zielstrebigen Wege lassen keinen Raum für Spontanität, Offenheit und neue Möglichkeiten. Finden wir unseren Weg nicht genau durch Umwege?

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