7 Perspektiven auf die Hitzestadt Zürich - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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1. Juni 2023 um 12:28

7 Perspektiven auf die Hitzestadt Zürich

Zürich wird heisser und die Stadt ist immer öfter von extremen Wetterphänomenen betroffen. In besonders versiegelten Quartieren gehen Modelle von bis zu 4 Grad Erwärmung aus. An der Pitch-Night präsentierten 7 Expert:innen in je 7 Minuten ihre Lösungsansätze unter dem Motto: Wir brechen die Stadt auf!

Die Pitch-Night fand am 24. Mai in Kulturzentrum Karl*a der*die Grosse statt. (Alle Fotos: Ladina Cavelti)

Bettina Walch stellte das Projekt «Die Asphaltknackerinnen» vor.

1. Bettina Walch, Plan Biodivers 

«Die Asphaltknackerinnen» heisst das Projekt der Firma Plan Biodivers, bei welchem Bettina Walch als Geschäftsführerin tätig ist. Der Name des Projekts ist Programm: Die Firma bietet für Privatpersonen und Unternehmen Entsiegelungen an – sie knacken den Asphalt und begrünen die Fläche. Aktuell stehen dem Projekt 600 Quadratmeter bevor, die sie nach der Entsiegelung dann auch neu begrünen. Plan Biodivers macht mit den Asphaltknackerinnen nicht nur auf das Thema Entsiegelung aufmerksam, sie sensibilisieren damit auch die Bevölkerung über die damit einhergehenden positiven Effekte wie etwa Hitzeminderung und Artenvielfalt. Dies mit dem Ziel, dass in Zukunft nur noch Flächen versiegelt werden, bei welchen es auch wirklich nötig ist.

Luis Muheim erläutert die Vorteile von Stadtzürcher Edelkastanien.

2. Luis Muheim, Stadtzürcher Maroni

Das Projekt «Stadtzürcher Maroni» startete mit der Masterarbeit von Luis Muheim. Bei dieser befasste er sich mit dem Wachstum der Edelkastanie auf der Alpennordseite. Aus der theoretischen Arbeit entstand die Idee, die Baumart in Zürich zu etablieren, denn aufgrund des Klimawandels eignet sich die Stadt mittlerweile als Standort.  Neben den essbaren Früchten dient der Maronibaum durch sein schnelles Wachstum als optimaler Schattenspender. 60 Edelkastanien hausen hier bereits. Im März wurden mit dem Projekt 40 weitere Bäume gepflanzt. Auch Grün Stadt Zürich plant die Setzung von 50 Edelkastanien. Der Maronibaum wird somit je länger je mehr zum Stadtbild gehören.

Franz Hollinger verfolgt bei der ZKB die «Strategie Biodiversität Schweiz».

3. Franz Hollinger, ZKB Immobilien

Zwischen der Hardbrücke und dem Viadukt brach die Zürcher Kantonalbank (ZKB) ein Stück Asphalt auf und begrünte dieses. In dieser Gegend sind die Temperaturen bisweilen fünf bis sechs Grad höher als an der Stadtgrenze. Nebst der Hitzeminderung, welches die Entsiegelung bewirkt, verfolgt das Projekt das Ziel, ein Habitat für eine Vielzahl an verschiedenen Wildbienen sowie weiteren Tier- und Pflanzenarten zu schaffen und somit Biodiversität erlebbar zu machen. Auch an 20 weiteren Standorten im Kanton gestaltete die Bank eine Gesamtfläche von über 7000 Quadratmetern um. Die naturnahe Bank möchte damit der «Strategie Biodiversität Schweiz» nachkommen.

Monica Sanesi erklärte in ihrem Pitch die Notwendigkeit von Gesetzesänderungen.

4. Monica Sanesi, Kantonsrätin GLP

«Politik für mehr Aufbruch», so lautete der Titel des Pitches von Monica Sanesi. Die Kantonsrätin erläuterte die Sachlage: Der Stadtverwaltung fehlen die gesetzlichen Grundlagen für Entsiegelung und Begrünung. Die Verwaltung könne zwar eine Empfehlung herausgeben, solange sich aber das Gesetz nicht ändere, bleibe es eine Empfehlung. Das führe dazu, dass Bauunternehmen so bauten, wie sie es bisher immer gekannt haben: Mit viel Asphalt. Damit sich die gesetzliche Grundlage ändert, sieht die GLP-Politikerin das Parlament in der Pflicht und sie appelliert deswegen an den Kantonsrat: Er soll den bevorstehenden Entscheid, das Planungs- und Baugesetz bezüglich Entsiegelungen und Begrünungen anzupassen, annehmen.

Benjamin Kämpfen brach mit den Natur- und Vogelschutzverein Höngg eine Verkehrsinsel auf.

5. Benjamin Kämpfen, Natur- und Vogelschutzverein Höngg

Benjamin Kämpfen erzählte an der Pitch-Night von seiner persönlichen Erfahrung mit der Entsiegelung einer kleinen Verkehrsinsel im Quartier Höngg. Bei der Stadt beantragte er, dass jene Verkehrsinsel entsiegelt wird. Die Stadt sprach daraufhin 9500 Franken gut und kam seinem Anliegen nach. Sie rissen die Fläche, die sie vor zwei Jahren zuteerten wieder auf. So weit, so gut. Mit vielen Bildern zeigte Kämpfen aber auch auf, wie die Stadt Zürich nicht nur gutem Beispiel vorangeht. An der Statdgrenze zu Schlieren an der Badenerstrasse prallt die versiegelte Umgebung von Zürich zum Beispiel auf die begrünten Tramlinien und Bäume am Strassenrand von Schlieren.

Silas Hobi lancierte mit Umverkehr die Stadtklima-Initiativen.

6. Silas Hobi, Stadtklima-Initiative

Silas Hobi zeigte während seinen sieben Minuten auf, wie akut die Problematik ist: Von Juni bis August 2022 sind in der Schweiz 1700 Personen über 65 Jahre mehr gestorben, als aus statistischer Sicht anzunehmen war. Um Menschen vor dem Hitzetod zu schützen und die Verkehrswende voranzutreiben, lancierte er mit dem Verein Umverkehr die Stadtklima-Initiativen. Diese fordert, dass während zehn Jahren jährlich 1 Prozent der Strassenflächen umgewandelt werden. Die Hälfte der Fläche soll dem ÖV, Fuss- und Veloverkehr zu Gute kommen und die andere Hälfte mehr Grünflächen. Dies würde die Stadt spürsam herunterkühlen, ist sich Silas Hobi sicher.

Duscha Padrutt widmet sich mit einem kollektiven Kunstprojekt der Entsiegleung.

7. Duscha Padrutt, Künstlerin

Der Initiantin des kollektiven Kunstprojekts «entsiegeln.art» wurde während des Lockdowns bewusst: Menschen ohne eigenen Garten sind deutlich im Nachteil. Die Natur sei ungerecht verteilt und nicht für alle gleichermassen zugänglich. Seither setzt die Künstlerin unterschiedliche Entsieglungsprojekte um. Sie leistet spielerische Aufklärungsarbeit mit ihrem Entsiegelungslabor, führt Pflanzenparaden durch oder bricht Asphalt auf, um aufzuzeigen, wie der öffentliche Raum begrünt aussehen könnte.

Die Pitch-Night kannst du hier nachschauen:

Die Pitch-Night fand in Kooperation mit dem Verbund Lebensraum Zürich und Abenteuer StadtNatur statt.

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