Die Stadt Zürich hat gefühlt mehr Museen als öffentliche Toiletten – Wie wärs mit einer Digital-Strategie? - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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9. Mai 2015 um 08:59

Die Stadt Zürich hat gefühlt mehr Museen als öffentliche Toiletten – Wie wärs mit einer Digital-Strategie?

«Züri-Museum»



Zürich will ein weiteres Mal Millionen in ein neues Museum stecken. Diesmal soll ein «Züri-Museum» entstehen. Dabei steckt der stetig wachsende Google-Sitz wie ein grosser digitaler Pfahl mitten im Auge dieser Stadt. Das macht jedoch die Stadtoberen scheinbar so blind, dass sie die Umwälzungen aller Lebensbereiche durch die Digitalisierung nicht wahrnehmen. Und ich Doofie dachte, mit den massiven Erweiterungsbauten fürs Landesmuseum und fürs Kunsthaus sei der Museumshunger dieser Stadt endlich gestillt. Denkste! Auch im Jahr 2015 kennen die Stadtoberen nur eine Lösung, wenn sie jemandem etwas vermitteln wollen: Wir! Bauen! Ein! Museum!

Wow! Noch einmal waltet die «Generation Institution» ihres Amtes!

Die Generation Institution hat die Altersheime erfunden und erfindet auch sonst für alle Probleme oder alles Förderungswürdige ein neues Haus.

Ein Frauenhaus Ein Kunsthaus Ein Opernhaus Ein Haus der Generationen Ein Literaturhaus Ein Schauspielhaus Ein Haus der Religionen Ein Tanzhaus Ein Dadahaus Ein Jugendhaus

Haben wir irgendwo ein thematisches Vakuum?

Wir! Eröffnen! Eine! Institution!

Uff!

Unbenannt

Solche Institutionen sind starre und teure Kulturproduktionsstätten aus dem Industriezeitalter. Hier werden Kunstproduktionen in immer gleicher Form und demselben Setting präsentiert. Die Abläufe sind klar definiert und die Planung oft weit im Voraus.

Auch wenn sie mit Technik vollgestopft sind und eine minimale Interaktion zulassen, so schaffen sie oft nicht einen grösseren Mehrwert als in die Röhre zu glotzen. Die Vermittlung erfolgt frontal und die Rezipierenden müssen die passive Rolle des Betrachtens einnehmen. Als Aktion ist einzig eine Reaktion möglich; vor allem im Sinne von Nach-Denken.

Das Netz funktioniert jedoch wie eine Party. Die Interaktion ist der Kern. Ohne Partizipation geht gar nichts. Also, es geht schon was. Aber alle User entscheiden selber, ob sie passive Rezipienten oder Ko-Produzentinnen sein wollen, ob sie als Künstler oder Kuratorin interaktiv sein wollen.Bei YouTube, Instagram & Co. gibt es nur minimale inhaltliche Standarts. Im Gegensatz zu einem Kino, einem Theater oder einem Museum. Dort wird ganz klar von wenigen entschieden, was das Publikum zu sehen kriegt.

Im Prinzip habe ich gar nichts gegen Museen und Theater. Es war jedoch noch nie einfacher als in Zeiten der digital Vernetzung, die Menschen mit (kulturellen) Inhalten zu erreichen.

Aber die Stadt Zürich wählt auch noch im Jahr 2015 die älteste und umständlichste Form der Informationsvermittlung: In einem Haus ein Bild an die Wand hängen und dann warten, bis sich die Menschen dieses Bild anschauen kommen.

Uff!

Transparenzbox

Als Ko-Direktor des Cabaret Voltaire (2004-2012) förderte ich bewusst Kunstprojekte und -aktionen, die weder auf einer Bühne aufgeführt oder auf eine Leinwand projiziert, noch in einem Museum ausgestellt werden können.

Seit ich in Zürich bin (ab 1995), kritisiere ich die Kulturpolitik. Im Prinzip gibt es von den Formaten her seit der Jugendbewegung in den 80ern keine Innovation mehr. Auf die Clubkultur mit ihrem partizipativem Kern, die in den 90er-Jahren die Stadt Zürich im Sturm eroberte, reagierte die Kulturpolitik nicht. Und genauso verschläft sie nun Web 2.0.

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