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21. Februar 2015 um 12:48

Noch mehr Geld für wenig Film

6 Millionen Schweizer Franken



Die Stadt Zürich steckt jährlich knapp 6 Millionen Schweizer Franken in die Filmförderung (3 Mio. direkt und 3 Mio. vom Lastenausgleich). 


Gefördert werden in erster Linie aufwändig produzierte Spielfilme und längere Dokfilme. Die meisten dieser Filme finden national ein eher spärliches Publikum oder im besten Fall ein Nischenpublikum an internationalen Festivals. Wie Peter Haerle im Interview auf tsüri.ch ausführte, soll dieser Betrag massiv aufgestockt werden. Das zeigt, dass es in der Zürcher Kulturpolitik fern der fix vergebenen Subventionen sehr wohl einen Gestaltungsspielraum gibt. Dazu braucht es jedoch eine politisch gut vernetzte Lobby und die hat das Zürcher Filmschaffen. Im Gegensatz zum Beispiel zu den Offspaces oder zur Clubkultur. Wie viele andere Kreativwirtschaftsbereiche ist jedoch auch die Filmindustrie von den Umwälzungen durch das Web betroffen.

2005, als die Zürcher Filmstiftung gegründet wurde, konnte noch kaum jemand erahnen, wie massiv sich die Filmproduktion und vor allem der Filmkonsum verändern wird. Im selben Jahr ging YouTube online. Was danach geschah, wissen wir inzwischen. Der Grossteil der Filme, die sich die Leute heutzutage anschauen, sind Kurzclips von durchschnittlich drei Minuten.

Daneben sind auch noch ganz viele andere Videoformate entstanden. Oft haben sich solche neuen Bewegtbild-Erzählformen aus der linear starren Timeline des Fernsehens herausgelöst und bewegen sich nun autonom durchs Web.


In Zürich versagt die Kulturpolitik vor den grossen Herausforderung der digital vernetzten Gesellschaft. Wie Haerle ausführte, wird die Digitalisierung der Kunstvermittlung von seiten der Stadt an die Institutionen delegiert. Dabei ist bereits das der Kern des Problems dieser Form von Förderung: Viel zu viele Gelder sind an teure Häuser und künstlerisch aufgeblasene Grossproduktionen gebunden.
Kurzclips und viele weitere neue Online-Videoformate werden hingegen oft sehr günstig produziert. Wie grosse Spielfilme können auch sie emotional berühren und Geschichten erzählen. Und wenn sich einer von diesen Clips viral durchs Netz verbreitet, dann erreicht er ein viel grösseres Publikum, als alle von der Zürcher Filmstiftung geförderten Grossproduktionen zusammen.Die Zürcher Kulturlandschaft braucht keinen weiteren Fördertopf, bei dem sich wenige mit viel Geld eindecken können. Deshalb sollte ein grosser Anteil des erhöhten Filmförderbudgets in Produktionen fliessen, die dort konsumiert werden können, wo sich die meisten Menschen heute Filme anschauen: Auf dem Smartphone.
Dieser Artikel ist in ähnlicher Form zuerst im Blog von Karl der Grosse erschienen. Titelbild: Youtube

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