Cheibe Balagan: Leben im Fest - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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3. März 2016 um 17:13

Cheibe Balagan: Leben im Fest

Klezemerband im Interview



Gib’s zu: Klezmer ist nicht der erste Musikstil, der dir vor Augen schwebt, wenn du an Zürich denkst. Das wird sich jetzt aber schlagartig ändern. Ich habe Adam und Edouard von Cheibe Balagan vor ihrem Gig am TSÜRIFÄSCHT in einer Dönerbude an der Langstrasse zum Interview getroffen – und nicht nur Neues über Musik gelernt.

Balagan bedeutet auf Yiddisch ‚Chaos, Durcheinander‘ – seid ihr also ein cheibe Wirrwarr? Oder wie seid ihr auf den Namen gekommen? Adam: Die Zusammenlegung von Züridütsch und Yiddisch war für uns als Zürcher Klezmerband naheliegend. Auf Hebräisch heisst ‚Balagan‘ nämlich auch ‚Party‘. Übersetzt heisst ‚Chai‘ auch‚Leben‘. ‚Chai be Balagan‘ bedeutet also auch so etwas wie ‚Leben im Fest‘. Das passt zu uns. Freylikh soll zeyn im Limmatshtetl (jiddisch)!

Klezmer ist ein Musikstil mit einer langen Kulturgeschichte. Muss man dazu einen spezifischen Bezug haben? Adam: Ich glaube nicht. Das Tolle an Klezmer ist, dass man ihn mit verschiedenen musikalischen Hintergründen spielen kann. Edouard hat einen klassischen Hintergrund und Marius, unser Gitarrist, hat Jazz studiert. Für uns von Cheibe Balagan ist klar: Es gibt keine starren Regeln im Sinne von: ‚Das ist Klezmer und das nicht.‘

Aber es gibt schon Grenzen, die ihr euch steckt? Edouard: Im Klezmer kommen immer wieder dieselben Harmonien vor, ausserdem gibt es bestimmte Arten, wie man ihn auf dem jeweiligen Instrument spielt, quasi musikalische Floskeln, in denen sich Klezmer bewegt. Das grenzt den Stil schon ein bisschen ein – bedeutet aber auch, dass die Musik als solche immer erkennbar bleibt.

Wie geht ihr vor, wenn ihr ein neues Lied in euer Repertoire aufnehmt? Edouard: Entweder wir schreiben unsere eigenen Stücke oder wir nehmen die Rohform eines bereits existierenden Stücks - und interpretieren es auf unsere Art.

Noch einmal zurück zur Kulturgeschichte: Muss man nicht doch einen bestimmten Bezug dazu haben, um diese Musik richtig interpretieren zu können? Adam: Nein, unser Klezmer ist durch eine grosse Offenheit gekennzeichnet – die meisten in unserer Band haben keinen jüdischen Hintergrund. Das gleiche gilt für unser Publikum. Während unser Tour in Japan 2015 durften wir feststellen, dass Klezmer auch in Tokio, die Menschen berührt und sie gar zu meschuggenen Tänzen verleiten kann (lacht).

Edouard: Schon die Musiker, die im alten Osteuropa des 16. Jahrhunderts Klezmer gemacht haben, spielten auf allen möglichen Festen – und haben sich nicht um die kulturelle oder religiöse Zugehörigkeit der Gäste gekümmert.

Party it is. Spätestens morgen, ab 21 Uhr, beim TSÜRIFÄSCHT im Stall 6.




Titelbild: Pascal Aoto und Kuno z'Rotz

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