Laurent & Max: «Wir machen Kindermusik für uns – und manchmal gefällt sie den Kindern» - Tsüri.ch #MirSindTsüri
account iconsearch

3. April 2018 um 07:06

Laurent & Max: «Wir machen Kindermusik für uns – und manchmal gefällt sie den Kindern»

Die zwei jungen Zürcher von «Laurent & Max» machen, was sonst niemand aus ihrem Label «Lauter» macht: Kinderlieder. Nun erscheint ihr Debütalbum «Greatest Hits». Tsüri.ch hat die zwei zum Interview getroffen. Es geht um den Unterschied zur «Erwachsenenmusik», Kindererziehung und ob nur Mamis streng sein können.

Mood image for Laurent & Max: «Wir machen Kindermusik für uns – und manchmal gefällt sie den Kindern»

Es ist eine ungewöhnliche Nische, die der 26-jährige Laurent Aeberli und der 25-jährige Max Kämmerling bespielen. Seit sieben Jahre geben sie als «Laurent & Max» Konzerte und spielen Kinderlieder. In Horten, Schulhäusern oder «richtigen» Musiklokalen spielen sie ausschliesslich Neuinterpretationen von alten und neuen Hits: Aus Steppenwolf's «Born to be wild» wird «S'Mami hät gseit», aus «Wrecking Ball» von Miley Cyrus wird «Id Badi ga».

Leben können sie davon augenscheinlich noch nicht, denn Laurent Aeberli erscheint im Velokurierdress zum Interview. Max Kämmerling spielte als Teil der Band von Faber zuletzt als Vorgruppe auf der Kraftklub-Tour. Der Clash der Welten ist vorprogrammiert, wenn man anschliessend um 10 Uhr morgens in einem Schulzimmer steht und Kinderlieder singt.

Nun wird aber zuerst am 08.04.2018 im Helsinki die Veröffentlichung ihres Debütalbums «Greatest Hits» gefeiert. Aus diesem Anlass hat Tsüri.ch die zwei jungen Musiker zum Interview getroffen.

Vor sieben Jahren habt ihr eure Band gegründet. Wie kamt ihr auf die Idee, Kinderlieder zu spielen?

Laurent: Damals, am dritten Lauterfestival, haben alle unsere Kollegen gespielt – ausser uns. Es hatte nur noch am Nachmittag einen Slot und weil um diese Zeit vor allem Eltern mit ihren Kindern anwesend sind, haben wir eine Kinderband gegründet.

Max: Wenn man das Programm macht für ein Festival, ist der Nachmittag nie leicht zu besetzen. Keine Indierock-Band will dann spielen. Aber eine Kinderband ist dafür prädestiniert.

Laurent, du hast ja das Lauterfestival mitbegründet. Wie schafft man es, an seinem eigenen Festival keinen guten Slot zu bekommen?

Laurent: Wir sind halt gute Kollegen und lassen allen anderen den Vortritt. Die zwei Jahre zuvor haben wir zu besseren Zeiten gespielt – beim dritten Mal wollten wir uns etwas zurücknehmen.

Wir haben jedesmal aufs Neue ein bisschen die Hosen voll, wenn wir «Scheisse» singen.

Max

Wieviele Songs von diesem ersten Auftritt haben es nun auf euer Debütalbum «Greatest Hits» geschafft?

Laurent: Wir hatten drei Songs: «S'Znünibrot», «S'Mami häts gseit» und «D'Zweierreihe». Die haben es alle auf die CD geschafft! Eigentlich hat es jeder Song geschafft, den wir bisher geschrieben haben. Wir schreiben aber auch nur höchstens zwei pro Jahr. Dafür sind es dann Hits. Gut, meistens nehmen wir einfach einen schon funktionierenden Hit und machen ihn zu unserem.

Wie wisst ihr, ob eure Songs den Kindern gefallen?

Max: Das ist ein bisschen unser Komplex. Wir machen die Songs und finden sie geil. Aber wenn wir sie dann vor Kindern spielen, merken wir erst, dass wir nicht wissen, ob sie das überhaupt wollen.

Laurent: Ganz am Anfang haben wir ein Konzert gespielt und im Song «S'Mami häts gseit» kommt die Zeile vor «Ich weiss doch, dass es Scheisse usgseht». Da hat Max im letzten Moment die Kurve kratzen können und aus «Scheisse» ein «Blöd» gemacht.

Max: Mittlerweile stehen wir da aber drüber. Wir haben aber jedesmal aufs Neue ein bisschen die Hosen voll, wenn wir «Scheisse» singen. Manche Eltern können schon sehr ernst und böse gucken.

Habt ihr als «Kindermusiker» eine Vorbildfunktion und inwiefern nehmt ihr diese wahr?

Max: Ja, ich würde schon sagen. Wir versuchen an Quartierfesten zumindest nicht gleich neben der Bühne zu trinken und zu rauchen. Ich denke dabei immer an die Weihnachtsmänner aus Hollywood-Filmen, welche ihre Rolle als Weihnachtsmann spielen und draussen dann rauchen und aus ihren Flachmännern trinken. Das versuchen wir schon zu vermeiden.

Laurent: Wenn ein Kind mit mir an der Ampel steht, laufe ich auch nicht wie sonst bei rot über die Strasse. Dann warte ich. Ein Minimum an Vorbild sollte man schon sein.

Manchmal weiss das Mami einfach mehr.

Laurent

Versucht ihr eure Lieder pädagogisch wertvoll zu gestalten?

Max: Nicht grundsätzlich. Beispielsweise beim Lied «S'Mami häts gseit» geht es darum, dass ein Kind auf Fragen, weshalb es etwas macht, immer antwortet «S'Mami häts gseit». Wir wollen damit aufzeigen, dass man vielleicht nicht alles einfach hinnehmen sollte, nur weil es jemand anders befiehlt. Man sollte grundsätzlich alles hinterfragen.

Laurent: Wobei wir das ja im Song genau so darstellen. Ich finde es nicht schlecht, wenn man manchmal auch einfach aufs Mami hört. Manchmal weiss das Mami einfach mehr.

Max: Also dem würde ich jetzt nicht voll und ganz beipflichten. Ich finde, dass Eltern schon immer alles erklären sollten. Sonst lernt das Kind nichts dabei.

Laurent: Ja, auf dieser Seite bin ich schon auch, aber manchmal hat man als Eltern vielleicht genug und muss mal einen Punkt machen.

Max: Um deine Frage zu beantworten: Wir wollen grundsätzlich kein schlechtes Vorbild sein, aber in erster Linie geht es uns darum, die ehrlichen Gefühle der Kinder in Songs zu verpacken. Unser Anspruch ist nicht, die Kinder zu erziehen. Für das haben sie Eltern. Wir repräsentieren die Kinder und bleiben in unserer Rolle – auch wenn es manchmal pädagogisch vielleicht weniger wertvoll ist.

Ihr singt viel von euren Mamis, welche euch zurechtweisen oder sonst in den Liedern auftreten. Habt ihr schon böse Kommentare bekommen, weil nie ein Papi dabei ist?

Max: Es gibt schon Leute, die sensibler sind als wir und dann diese Fragen stellen. Wir habens uns da ein bisschen sensibilisiert. Beispielsweise habe ich am letzten Konzert für einmal nicht «Tschutte mit dä Buebe» gesungen, sondern «Tschute mit dä andere». Wir denken da schon drüber nach.

Laurent: Wir erzählen meistens aus unserer eigenen Kindheit. Und bei uns waren es halt eher die Mütter, welche uns betreut haben.

Ein Kinderkonzert fühlt sich mehr wie Arbeit an und nicht wie ein Fest.

Max

Wie unterscheidet sich ein Kinderkonzert von einem «normalen» Konzert?

Max: Für mich ist es lustig, weil ich gerade von der «Kraftklub»-Tour komme, wo wir mit «Faber» die Vorgruppe waren. Dann tritt man am Nachmittag im Salzhaus in Winterthur auf und alle Kinder sitzen vor einem auf so Mättelis. Das ist schon ungewohnt.

Wir versuchen aber weniger ein klassisches Kinderkonzert mit Rumhocken-und-Geschichten-erzählt-bekommen zu machen, sondern ein richtiges Konzert mit mitsingen und mittanzen. So gesehen sind unsere Konzerte schon nahe an «normalen» Konzerten.

Ist es ein Vorteil, oft am Nachmittag zu spielen? Ich stelle mir vor, dass es angenehm ist, wenn man den ganzen Abend noch vor sich hat nach dem Konzert.

Max: Wenn man sonst sehr viele Konzerte spielt und diese meistens am Abend, hat man schon die Angewohnheit vor und nach dem Konzert Alkohol zu konsumieren. Man ist ein bisschen darauf konditioniert, deshalb fühlt es sich dann schon ungewohnt an, so ein Konzert am Nachmittag ohne etwas zu trinken.

Schafft ihr es mit derselben Energie an eure Kinderkonzerte zu gehen wie an eure «normalen» Konzerte?

Laurent: Man hat manchmal schon Mühe. Aber bei den letzten Konzerten hat das prima geklappt, da haben wir uns gegenseitig richtig hochgepusht. Wir haben uns sogar eingesungen, was wir normalerweise selten bis nie tun. Nicht einmal bei «normalen» Konzerten.

Max: Es ist halt schon anders. Bei «normalen» Konzerten kaufen die Leute Monate vorher Tickets und freuen sich richtig auf diesen einmaligen, speziellen Anlass. Und selbst macht man zwar jeden Abend das gleiche, tut aber so als wäre es jedes Mal das grosse Fest. Ein Kinderkonzert fühlt sich dagegen mehr wie Arbeit an und nicht wie ein Fest. Es ist mehr Routine.

Welches von euren Liedern gefällt den Kindern am besten?

Max: «Gagälä» («Bad Romance» von Lady Gaga) gefällt vielen oder «Id Badi ga» («Wrecking Ball» von Miley Cyrus). Vielleicht weil die Originale etwas neuer sind und sehr bekannt. Aber es sind natürlich auch einfach grosse Pop-Hits zum Mitsingen.

Laurent: Also meine Eltern fanden «Id Badi ga» etwas plump. Da musste ich ihnen recht geben, aber es ist nunmal ein Hit.

Was war euer bestes Konzert bisher?

Laurent: In Spreitenbach haben wir mal in einem Hort gespielt und die Kinder hatten offensichtlich vorab unsere Lieder auswendig gelernt. Die haben gemeint, wir seien Stars, weil wir Songs auf einer CD haben. Und dann sind dort 50 Kinder aus gefühlt 90 Nationen völlig durchgedreht zu unseren Songs. Das war grossartig!

Max: Es ist natürlich immer auch ein wenig lustig...

Laurent: Vor allem wenn man ein bisschen verkatert ist.

Max: Oder immer noch leicht angetrunken. Dann ist man der lustige Erwachsene für die Kinder.

Diesen Sonntag, den 08.04.2018, taufen «Laurent & Max» ihr Album im Helsinki.
Türöffnung: 17.45
Konzertbeginn: 18:30

Tickets gibt es hier.

Unter den Tsüri.ch-Membern verloren wir zwei Packages mit folgendem Inhalt:
– 2 x Tickets für die Plattentaufe
– 1 x «Greatest Hits»-Album
– 1 x «Laurent & Max»-Badetuch

Bewerte bis zum Freitag, den 06.04., diesen Artikel unten und du nimmst automatisch an der Verlosung teil.
Du bist kein Tsüri.ch-Member, würdest aber gern eins werden? In unserem Shop geht das ganz einfach, hier der Link.

Wenn du auch in Zukunft nichts verpassen willst, kannst du dich hier für einen der Messenger-Channels anmelden:

Und hier gehts zum Newsletter:

Titelbild: Marco Büsch

Dieser Artikel wurde automatisch in das neue CMS von Tsri.ch migriert. Wenn du Fehler bemerkst, darfst du diese sehr gerne unserem Computerflüsterer melden.

Das könnte dich auch interessieren