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Von Jula Zwinggi

Praktikantin Civic Media und Community

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10. März 2023 um 16:30

Fast jede dritte Person ist am Arbeitsplatz überlastet – was tun?

Leistungsdruck, Überlastung, Konflikte mit Arbeitskolleg:innen und Schlafmangel: Bei der Arbeit finden sich etliche Faktoren, welche die psychische Gesundheit beeinflussen. Am Donnerstag gab Psychologin Annette Hitz bei einem Workshop Tipps.

Der Workshop im 25hours Hotel beginnt. (Foto: Ladina Cavelti)

Erschöpfungsdepression, Angsterkrankungen, Substanzmissbrauch – leider alles keine ungewöhnlichen Symptome oder Auswüchse unserer Arbeitswelt. Wie kann man sich vor diesen schützen? Was tun, wenn man merkt, dass der «workload» die Freizeit einnimmt?  Am Donnerstag, 9. März hielt Annette Hitz vom Netzwerk psychische Gesundheit Schweiz einen Workshop zu diesen Fragen. 

«Wir haben die Tendenz in der Gesellschaft, nicht zu erzählen, wie es einem geht», mit diesen Worten eröffnete Hitz den Workshop. Zuerst erklärte die Psychologin, was in der Gesellschaft als psychisch gesund wahrgenommen wird: «Als psychisch gesund gilt man, wenn es einem möglich ist, die geistigen und emotionalen Fähigkeiten zu nutzen, um die alltäglichen Lebensbelastungen zu bewältigen. Produktiv zu arbeiten und einen Beitrag in der Gesellschaft zu leisten», so Hitz. 

Nach ihrem kurzen Start-Input forderte sie die Workshop-Teilnehmenden dazu auf, in kleinen Gruppen sich gegenseitig zu erzählen, was man in seinem Alltag Gutes tut.

«Heute ist bei mir ein Termin ausgefallen und anstatt in dieser Zeit etwas anderes zu arbeiten, habe ich mich raus an die Sonne gelegt», erzählte eine Teilnehmerin. 

Die Teilnehmenden beim Austausch. (Foto: Ladina Cavelti)

Es sei wichtig, so Hitz, dass man im Alltag versucht, die positiven Momente zu erkennen und wertzuschätzen. Denn die psychische Gesundheit setze sich durch Belastungen und Ressourcen zusammen. Ist die Belastung grösser als die verfügbaren Ressourcen, neige man zur Überbelastung, was schlechte Auswirkungen auf die Psyche habe.

«Bei fast jeder dritten erwerbstätigen Person sind die Belastungen am Arbeitsplatz im kritischen Bereich», fügte sie hinzu. 

Danach zeigte Hitz ein kurzes Video, das einen Arbeitnehmenden zeigt, der durch Überarbeitung in eine Krise schlittert. Dank dem engagierten Chef schafft er es jedoch mit Hilfe einer Therapie aus der Krise heraus. Die Message des Videos ist klar: Spreche die Probleme an und warte nicht zu lange um Hilfe zu holen.

Um die eigenen Ressourcen zu stärken und aufzubauen, gibt es laut Hitz zehn Schritte. Bewegung, Erholung, soziale Beteiligung, kreatives Denken, neues Lernen und sich selbst anzunehmen sind einige davon. 

Ebenfalls war im Workshop die Aufgabe und Verantwortung von Arbeitskolleg:innen Thema. «Wenn du merkst, dass es deinen Arbeitskolleg:innen nicht gut geht, dann such das Gespräch zu den betroffenen Personen. Gib aber keine Ratschläge oder ähnliches. Zuhören reicht meist schon aus», sagt Hitz. Und riet zum Schluss des Workshops: «Pflegt eure mentale Gesundheit genauso gut und regelmässig wie eure körperliche.»

Liste mit Hilfsangeboten rund um psychische Gesundheit:

  1. Beratungsangebote der Stadt Zürich
  2. Notrufnummer 147: Beratung für Kinder und Jugendliche bei Fragen, Problemen und Notsituationen.
  3. Die Dargebotene Hand: Beratung per Telefon, Mail und Chat, für Krisen und Alltagsprobleme rund um die Uhr und anonym.
  4. Arche Zürich: Unterstützung von Erwachsenen, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, psychische Probleme haben oder suchterkrankt sind sowie Kinder und Jugendliche, die in einem Umfeld leben, das sie belastet. 
  5. Caritas: Hilfswerk für Armutsbetroffene und Menschen in Not.
  6. Opferhilfe Schweiz: Unterstützung von Menschen, die in der Schweiz durch eine Straftat körperlich, psychisch oder sexuell beeinträchtigt wurden.
  7. Safezone: Online-Beratung zu Suchtfragen für Betroffene, Angehörige oder Interessierte.
  8. Equilibrium: Unterstützung von Betroffenen zur Bewältigung ihrer Depressionen.
  9. Ex-In Schweiz: Weiterbildung von Menschen mit psychischen Krankheits- und Genesungserfahrungen, um sie zu qualifizieren andere Menschen während ihren psychischen Krankheits- und Genesungserleben zu unterstützen.
  10. Peer+: Fachverband der Expert:innen durch Erfahrung in psychischer Erschütterung und Genesung.
  11. Traversa: Netzwerk für Menschen mit einer psychischen Erkrankung.
  12. Schweizerische Koordinations und Fachstelle Sucht: Informationen und Dienstleistungen für Suchtbetroffenen, Angehörigen sowie Expert:innen.
  13. Pro Mente Sana: Beratungsstelle für Betroffene, Angehörige und Fachpersonen rund um psychische Krankheit und Gesundheit sowie Engagement für genesungsorientierte Projekte und Angebote.
  14. Netzwerk psychische Gesundheit Schweiz: ist ein Zusammenschluss von Organisationen, Institutionen und Unternehmen, die sich für die psychische Gesundheit in der Schweiz engagieren.
  15. Prävention und Gesundheitsförderung Kanton Zürich: fördert Gesundheitskompetenz, um psychischen Erkrankungen vorzubeugen.

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