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Von Seraina Manser

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24. April 2018 um 10:01

Aktualisiert 26.01.2022

Nach Smide, Lime-Bike, oBike und Publibike bekommt Zürich endlich auch E-Scooter!

Zürich ist um ein Sharing-Angebot reicher: Seit letzter Woche kannst du mit einem Elektro-Scooter von Mobility durch die Stadt rollen. Tsüri.ch hätte sich auf eine Testfahrt wagen wollen.

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Alle Fotos von Laura Kaufmann (Tsüri.ch).

Am Donnerstag lancierte Mobility in Zürich ihr neues Free-Floating-System: 200 Elektro-Töffs stehen in der Stadt verteilt und können von den Kund*innen genutzt werden, um damit lautlos von A nach B zu fahren. An diesem sonnigen Samstag möchte ich mich von diesem neuen Gefährt in der Mobility-Familie überzeugen lassen und mich damit unter eine Latino-Töffli-Gang mischen. So der Plan.

Per App orte ich 230 Metern von meinem Standort entfernt einen Scooter. Dort steht das rote, glänzende Gefährt einladend an einer Hauswand. Ich würde es mit der App entsperren und aus dem Topcase die zwei Helme in den grössen M und L hervornehmen. Sie würden meiner Begleiterin und mir wie angegossen sitzen. Dann würden wir aufsteigen und uns in den Verkehr einfädeln. Vielleicht würden wir sogar die Warnweste anziehen. Der Scooter würde ruhig fahren, nur ein bisschen langsam beschleunigen. Dann würden wir mühelos über die Europabrücke fliegen und mit dem Scooter auf den Hönggerberg fahren, ohne einen einzigen Schweisstropfen zu vergiessen. Er würde leise und zuverlässig vor sich hin surren. Oben auf dem Berg würden wir den Töff auf einem Parkplatz abstellen, mit der App wieder sperren und den Blick über die Stadt schweifen lassen. Aber warum im Konjunktiv?

«Sie verfügen nicht über die gültige Kategorie»

Diese Spritzfahrt konnte so nicht stattfinden. Auf der Website steht: «Wer in seinem Fahrausweis mindestens die Kategorie A1 eingetragen hat, darf die Roller nutzen.» Die Autorin besitzt einen Führerausweis Kategorie B, was mindestens A1 ist. Oder? Leider nein. Um von diesem System Gebrauch machen zu können, müssen die Fahrer*innen zwingend über einen Führerausweis der Kategorie A1 für Motorräder verfügen. Wer seinen praktischen Auto-Führerausweis vor dem Jahr 2003 gemacht hat, erhielt diese Kategorie damals noch «geschenkt». Bei mir ploppt jedoch vor dem Entsperren die Nachricht auf: «Sie verfügen nicht über eine gültige Führerausweis-Kategorie für dieses Fahrzeug.» Schade! Für ein Probesitzen auf dem Töff reichte es allemal.

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Wenn schon keine Fahrt drinliegt, dann immerhin ein Foto.

Es ist das erste Scooter-Sharing-System der Schweiz und Mobility-Geschäftsführer Patrik Marti meint dazu: «Je vielfältiger unser Angebot, desto mehr Kunden können wir von geteilter Mobilität überzeugen». Laut Mobility sind in Zürich bereits über 300’000 Kund*innen registriert. Der Vorteil der Scooter gegenüber den Autos ist, dass du die Scooter nicht zum selben Parkplatz zurückbringen musst, sondern einen anderen Standort wählen kannst. Auf jeden Fall sollte es ein öffentlicher Motorradparkplatz im definierten Gebiet sein (siehe Karte unten). Warum darf der Scooter nicht nach Seebach, Leimbach, Witikon oder Affoltern gefahren werden? Patrick Eigenmann, Mediensprecher von Mobility, antwortet auf diese Frage: «Wir gehen davon aus, dass sich die 200 Elektroscooter in unserem gewählten Geschäftsgebiet optimal verteilen werden.» Zudem könnten sie das Gebiet jederzeit anpassen. Auch jetzt gilt schon: Du darfst mit dem Scooter zwar nach Seebach fahren, musst die Fahrt einfach wieder innerhalb des Gebiets beenden.

25 Rappen pro Minute

Eine Minute Fahrt mit dem Scooter kostet 25 Rappen. Zum Vergleich: Die günstigste Auto-Kategorie kostet 2 Franken pro Stunde zuzüglich 55 Rappen pro gefahrenem Kilometer. Für eine Minute mit dem Elektrovelo von Smide bezahlst du ebenfalls 25 Rappen pro Minute und brauchst «nur» einen Führerausweis für Autos. Der Töff fährt maximal 45 km/h, mit dem Smide sind Geschwindigkeiten bis 37 km/h möglich.

Warum sollte ich also einen Töff wählen und nicht mit dem Smide fahren? Mobility sieht die Elektroscooter als Ergänzung zu den anderen Mobilitätsmöglichkeiten. «Wir glauben, dass unsere Scooter für verschiedene Alltagssituationen genutzt werden wie kleinere Besorgungen oder für Freizeit-/Sportaktivitäten. Auch für Strecken, die nicht gut vom ÖV angebunden sind, eignen sich die Roller bestens», argumentiert Mediensprecher Patrick Eigenmann. Einen stichhaltigen Grund, die Scooter dem Smide vorzuziehen, gibt es demnach nicht wirklich – ausser der eigenen Vorliebe natürlich.

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In diesem Gebiet kann der Scooter abgestellt werden. (Foto: Mobility)

Auch Stadtrat Filippo Leutenegger freute sich an der Medienkonferenz über die neuen Scooter: «Platzsparende und leise Fortbewegungsmittel sind nicht nur für die Nutzer selber ein Gewinn, sondern für die ganze Stadt. App-basierte Sharing-Angebote bringen zudem Zürich als Smart-City technologisch voran.» Die Scooter kannst du mit der App orten, entsperren und wieder sperren, sogar das Topcase öffnet sich per Knopfdruck in der App. Ein Kollege, der das Angebot bereits genutzt hat und mir freundlicherweise seine Fahrt geschildert hat, meint, dass die App hervorragend funktioniert habe und das Fahren Spass mache.

Höchste Zeit also, dass ich mich für die Töffliprüfung anmelde. Wer kommt mit?

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