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Von Seraina Manser

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5. Mai 2020 um 07:07

Zürich sollte wegen der Corona-Krise endlich zur Velostadt werden

Während der Corona-Krise könnte auch Zürich die Velo-Infrastruktur zumindest temporär ausbauen; andere Städte machen es vor. Bis es so weit ist, leben Velofahrer*innen weiter gefährlich. Ein Kommentar von Seraina Manser.

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Foto: Mark Hourgaard Jensen, CC BY-SA 2.0

Am Montag ist es in Zürich erneut zu einem schweren Velounfall gekommen. Kreuzung Stauffacherstrasse/ Seebahnstrasse, Lastwagen, Velofahrerin. Schwere Beinverletzungen, Spital. Es ist nicht der erste Unfall dieser Art und es wird auch nicht der letzte sein. An diesen Stellen, wo in den vergangenen Monaten schwere Velounfälle mit Lastwagen passiert sind, fehlen richtige Velowege. Die Unfälle müssten nicht sein, hätte Zürich doch endlich gut markierte und breite Spuren für die Velofahrer*innen. Gerade die Corona-Krise könnte das Möglichkeitsfenster weit auftun.

«Corona-Radwege» heissen die Velowege in Berlin, die während des Lockdown von der Stadt quasi über Nacht auf den Asphalt geklebt wurden. Allein im Kiez Friedrichshain-Kreuzberg wurden im ersten Monat des Lockdown über acht Kilometer zusätzliche provisorische Velowege angelegt – oft auf Kosten der Auto-Fahrspuren.

In Bogotá dürfen seit der Pandemie die Velofahrer*innen eine eigene, abgetrennte Spur nutzen. Die kolumbianische Hauptstadt gab 117 Kilometer Hauptverkehrsstrasse frei und hofft, dass somit viele Menschen aufs Velo umsteigen, anstatt sich mit dem ÖV fortzubewegen.

Brüssel hat die gesamte Innenstadt zur verkehrsberuhigten Zone erklärt: Fussgänger*innen dürfen auf den Strassen gehen und während der Krise hat die Stadt 40 Kilometer neue Radwege angelegt.

Und Zürich? Während andere Städte schnell reagieren und mit Hauruck-Massnahmen die Veloinfrastruktur ausbauen, sperrt die Stadt Zürich das Gebiet um das Seebecken inklusive Veloweg für nicht so geübte Velofahrer*innen ab. Neue Velowege sind in der Zwischenzeit keine entstanden.

Die oben genannten Städte und noch viele mehr machen das Richtige: Das Velofahren mit kurzfristigen Massnahmen attraktiver machen und so möglichst viele Bewohner*innen zum Velofahren animieren. So kann auch verhindert werden, dass Busse und Trams bald wieder stark ausgelastet sind. Sich in den gut gefüllten ÖV setzen, wo sich der zwei Meter Abstand nicht einhalten lässt, das tönt wenig fördernd, wollen wir einen erneuten Anstieg der Corona-Ansteckungen verhindern. Das Velo ist vor allem jetzt – und auch sonst – das ideale Fortbewegungsmittel für kurze bis mittlere Distanzen.

Eine Auswertung der App «Swiss Climate Challenge» zeigt, dass seit der Corona-Krise in der Schweiz im Wochenschnitt 55 Prozent mehr Kilometer mit dem Velo zurückgelegt werden. Wie die NZZ am Sonntag schreibt, wird das Velo offensichtlich viel öfters für den Weg zur Arbeit gewählt. Das Auto und der ÖV wurden im gleichen Zeitraum deutlich weniger genutzt, während die zu Fuss zurückgelegten Distanzen gleich blieben.

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Die 1.2 Milliarden gesparten Franken für das Rosengartentunnel in Velorouten investieren – das fordert Pro Velo. Foto: Elio Donauer

Pro Velo Zürich fordert folgendes vom Kanton: Mit den 1.2 Milliarden Franken, die beim Rosengartentunnel nicht ausgegeben werden, könnte der Kanton die Velorouten realisieren, die im Velonetzplan vorgesehen sind. Besonders gefährliche Stellen und Lücken im Stadtzürcher Velowegnetz seien schnell zu schliessen. Zudem sollen in Zürich kurzfristig zusätzliche Veloabstellplätze erstellt werden – insbesondere in der Innenstadt.

Der praktische Nutzen von Pop-Up-Velowegen mag zwar beschränkt sein, aber er sendet das richtige Signal: Das Velo ist während Corona das beste Fortbewegungsmittel. Und hoffentlich werden manche temporäre Wege zu permanenten. Und Zürich so zu einer sicheren Stadt für Velofahrer*innen.

Mehr Beiträge zum Thema:

  1. Zwei schwere Velounfälle in einer Woche – es reicht (Kommentar am 21. November 2019)
  2. Dave Durner über die Velostadt Zürich (Interview vom 3. März 2020)

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