Warum wir schon wieder 1 Crowdfunding machen - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Von Simon Jacoby

Co-Geschäftsleitung & Chefredaktor

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28. August 2019 um 15:43

Warum wir schon wieder 1 Crowdfunding machen

Dieses Jahr führen wir bereits unser zweites Crowdfunding durch. Fragst du dich, warum wir dich schon wieder um Geld bitten? Chefredaktor Simon Jacoby erklärt es dir.

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Im Moment läuft bereits unsere vierte Sammelaktion:

  • Im September 2016 sammelten wir unsere ersten 30’000 Franken und führten zeitgleich unser Membersystem ein
  • Im Oktober 2017 kamen über 60’000 Franken zusammen
  • Im Februar 2019 waren es 16’000 Franken
  • Nun, im Spätherbst 2019, wollen wir 20’000 Franken dank euch, unserer treuen Community, einnehmen.

Damit haben wir mit Abstand die meisten Crowdfundings in der Schweizer Medienbranche organisiert, durchgeführt und Stand heute mehr als 110’000 Franken eingenommen. Das ist viel Geld! Danke herzlichst!!! ❤️

Also zurück zur Frage, warum wir schon wieder eines am Laufen haben. Vielleicht hast du mitbekommen, dass es den journalistischen Medien finanziell schlecht geht. Das ist nicht nur im Lokaljournalismus so, sondern betrifft (fast) alle Verlage in der Schweiz und weltweit: Das Tagi-Abo wird immer teurer und die Zeitung immer dünner, den Blick am Abend in gedruckter Form gibt es nicht mehr, und fast wöchentlich vermeldet irgendwo ein Medienhaus sein eigenes Ende. Das ist schade und tragisch. Denn: Obwohl der Journalismus kein lukratives Geschäft mehr ist, eine demokratische Gesellschaft braucht ihn trotzdem.

Wir von Tsüri.ch (über)leben seit bald fünf Jahren (im Winter feiern wir Geburtstag!). Niemand hat uns geraten, in dieser schrumpfenden Branche etwas Neues zu wagen. Doch wir sind immer noch hier.

Die ersten eineinhalb Jahre haben wir ehrenamtlich gearbeitet. Dann haben wir die ersten beiden Stellen geschaffen – der Chefredaktor und der Geschäftsführer verdienten 4000 Franken brutto pro Monat – und wir haben angefangen, für die Artikel unserer Freelancer*innen Honorare zwischen 60 und 250 Franken zu bezahlen. Wir haben eine Firma gegründet, das Startkapital in die IT gesteckt und das erste Crowdfunding lanciert. Wir überlebten haarscharf dank unseren lieben Membern und der Werbung, die wir auf der Seite hatten. Das war im Herbst 2016.

Ein gutes Jahr später haben wir gemerkt, dass wir so nicht lange überleben werden. Wir waren zu klein, um uns über Wasser halten zu können. Wir wollten nicht wachsen ohne Grund; aber wir müssen eine kritische Grösse erreichen, um uns über Wasser halten zu können. Also starteten wir das zweite Crowdfunding und machten uns auf die Suche nach neuem Geld, um mehr Leute anstellen zu können.

Wir sammelten ziemlich genau 200’000 Franken aus dem privaten Umfeld, von einem Zürcher Film-KMU und dem Innovationsfonds der Alternativen Bank Schweiz. Dieses Geld haben wir investiert, um unser Team auszubauen. Wir haben neben den engagierten Freelancer*innen folgende Stellen besetzt:

  • Member und Community
  • Civic Media (die vielen Events)
  • Chefredaktion
  • Redaktions-Praktikum
  • Civic-Media-Praktikum
  • Admin und Backoffice (Teilzeit)
  • IT (Teilzeit)

Wir sind nach wie vor überzeugt, dass wir mit dieser Aufteilung und diesem Team den Break-Even schaffen können, also, dass wir sobald wie möglich gleich viel ausgeben wie wir einnehmen. Im Jahr 2018 haben wir also unsere Investitions-Gelder gebraucht, um mit dem neuen Team zu starten. Dies braucht immer etwas Zeit: Strategien überlegen, Konzepte machen, unsere Pläne in der Wirklichkeit testen.

Um über die Runden zu kommen, brauchen wir in einem Jahr knapp eine halbe Million Franken. Das klingt nach mega viel, ist es aber nicht. Unsere Löhne liegen noch immer bei 4000 Franken pro Monat. Zusammen mit allen Sozialversicherungen macht das schon knapp 300’000 Franken pro Jahr aus. Dazu kommen die Honorare für die Freelancer*innen, die Miete, das Internet, gelegentlich Raummieten für Events, etwas Marketing und sonstige kleinere Posten wie Haftpflichtversicherung, Anwaltskosten, Büromaterial, Serverkosten und Snacks für die Redaktionssitzungen. Zäck, schon ist das Geld weg.

Natürlich haben wir einen Plan, wie wir uns finanzieren wollen und der geht so:

  • Etwa 40 Prozent der Einnahmen haben wir auf unsere Schwerpunktthemen geplant (Wohnen, Konsum, Zukunft der Arbeit etc.). Es gibt Firmen, Verbände und andere Organisationen, welche in diesem Rahmen werben oder Sponsoring-Beiträge leisten wollen.
  • Gut 30 Prozent der Einnahmen wollen wir mit Werbung machen, also mit Banner-Ads und auch Promo-Artikel.
  • Die restlichen knapp 30 Prozent wollen wir über die Community, also mit euch, finanzieren. Dazu gehören die Memberships, die Einnahmen aus dem Shop und eben auch die Crowdfundings.

Das mit den Sponsoring-Beiträgen und den Werbeeinnahmen ist unsere Aufgabe, aber bei den Community-Einnahmen sind wir auf euch angewiesen. Und das ist auch richtig so, denn wenn ihr uns nicht unterstützt und das Stadtmagazin nicht toll findet, dann können wir es gleich sein lassen.

Das Fernsehen war zu Besuch bei uns: Vielleicht werden wir in ein paar Jahren vom Bund subventioniert?

Wir machen all die Workshops, Diskussionen, Artikel, Videos und sonstigen Aktionen ja nicht einfach zu unserem eigenen Spass. Wir sind seit der ersten Minute davon überzeugt, dass es ein junges, modernes, kritisches, lustiges und partizipatives Lokal-Medium in Zürich braucht. Wir wollen Zürich schöner, offener, netter und damit lebenswerter für alle machen.

Wenn du findest, wir machen nur Quatsch und das bringt niemandem etwas, dann fragst du dich zurecht: «Warum machen die schon wieder 1 Crowdfunding?»

Wenn du es auch so siehst wie wir, dann freuen wir uns, wenn du folgendes machst:

In diesem Jahr sind wir nun erstmals auf uns allein gestellt. Und wir hinken dem Budget etwas hinterher, sind aber nicht schlecht unterwegs, auch wenn es immer wahnsinnig knapp ist: Bis Ende Jahr brauchen wir noch rund 150’000 Franken.
Wenn wir das schaffen, schreiben wir als eines der wenigen Medienhäuser in der Schweiz eine schwarze Null.

Du hast die Wahl.

Liebe Grüsse,

Simon Jacoby (Chefredaktor) und das ganze Tsüri-Team, das sich mit viel Spass und Freude für unsere Stadt engagiert.

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