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Von Viviane Stadelmann

Redaktorin

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14. März 2015 um 13:08

Warum wir in zugeklebten Werbe-Trams durch Zürich fahren

Werbung im ÖV

McDonalds, asiatischer Kampfsport, überteuerte Designer-Möbel und Zitate vom Unispital: wer nebst dem Velofahren in Zürich doch einmal in öffentlichen Verkehrsmitteln umherreist, wird zugemüllt mit Werbung. Dabei werden die Tickets jedes Jahr teurer. Müssen wir uns das antun?

Es gibt Tage, an denen läuft man ein wenig verwirrt durch unsere liebe Limmatstadt. Sei es wegen der zu langen Nacht in der Zukki, dem verpassten ersten Morgenkaffe oder schlicht wegen des kanalisiert kollektiven Feierabendstresses an der Bahnhofstrasse. Die Ohren sind zugestöpselt mit Musik, der Blick verweilt unsinnig kurz auf Smartphone, anderen Menschen, Pendler und kleinen komischen Hunden. Kennt jeder. Und dann kann es auf einmal passieren, dass du dich statt im Cobra Tram 6 Richtung Haldenegg wähnend plötzlich in der Masoala-Halle befindest. Wald, Blätter und Zweige überall, über dir, neben dir und hinter dir presst sich eine Menschenmenge in deinen Rücken. Wo bist du bloss gelandet? Du kommst dir vor wie auf einer Motto-Party, auf der du als einziger nicht über das beschissene Motto informiert wurdest. Es fehlen bloss noch Tarzan und Jane, die dir den Sitzplatz wegschnappen. Aber nein: du bist in eines der fünf vollbemalten Motto-Trams der VBZ eingestiegen.

Weniger Werbung = teurere Tickets «Von diesen Motto-Trams gibt es nur fünf Stück in Zürich», sagt Daniela Tobler, Mediensprecherin der VBZ. Fünf zuviel? Für den gewöhnlichen Pendler fällt das Fazit der letzten Jahren dem öffentlichen Verkehr gegenüber meist nicht rosig aus. Immer teurer werdende Tickets, immer weniger Platz und subjektiv betrachtet immer mehr Werbung füllen die Trams und Busse der Stadt. Ist das tatsächlich so? «Die VBZ hat schon immer Werbung gemacht. Gemäss Transportvertrag mit dem ZVV und der Zielvereinbarung müssen wir Verkehrsmittelwerbung betreiben», sagt Daniela Tobler. Denn: Weniger Werbung bedeutet entweder mehr Beiträge von Gemeinden und Kanton oder teurere Tickets.

Finanzierung durch Fondue Der Zürcher Verkehrsbund ZVV deckt alle Betriebskosten des öffentlichen Verkehrs, wie auch des Lohnaufwands. «Im Gegenzug liefern wir alle Einnahmen aus Ticketverkäufen und Verkehrsmittelwerbung zu Händen des ZVVs ab. Dazu gehören auch Extrafahrten wie beispielsweise das Fonduetram», erklärt Daniela Tobler. Wie aus dem Geschäftsbericht 2013 zu entnehmen ist, betrugen diese Nebenerträge rund 84 Millionen Franken. Gemäss Tobler sind darin auch Leistungen für andere Verkehrsunternehmen (wie Dieselverkäufe, Reparaturen, Bauten – sogenannte Nebengeschäfte) eingeschlossen. Die Werbeeinnahmen vom Jahr 2013 betrugen dabei 16,5 Millionen Franken.


Fazit: Ohne die zusätzlichen Werbeeinnahmen müssten demnach die öffentlichen Beiträge von Kanton und Gemeinden erhöht werden, um keine Teuerung der Ticketpreise zu erwirken. Wieviel würden uns Spam-freie Trams kosten? Laut Tobler betrüge die Erhöhung der Ticketpreise ohne Werbung ungefähr sechs Prozent. Eine Tageskarte für die Stadt Zürich würde dann statt heute 8,60 Franken rund 9,10 Franken kosten.

Stört dich die Werbung? Was bleibt ist also die hypothetische Wahl zwischen mehr Abfluss unserer Steuergelder und des Pappkartons, der uns ein einmaliges Stuhl-Schnäppchen für 2138.- Franken anpreist. Aber hey, nur immerhin dreimal so teuer wie ein Jahresabo für die Stadt Zürich.

Gemäss einer nicht-repräsentativen Umfrage von 20 Pendler zur Stosszeit am Hauptbahnhof Zürich nerven sich übrigens acht Personen stark über die Werbung, 6 Personen stört es «eigentlich oder eher nicht», 4 Pendlern ist es «(scheiss-)egal» und 2 sind zu gestresst um auf eine unverfängliche Frage zu antworten. Tsüri will wissen: was haltet ihr von der Werbung im Tram?

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