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Von Simon Jacoby

Co-Geschäftsleitung & Chefredaktor

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14. April 2021 um 12:27

Warum es nie genug (Lokal-)Journalismus gibt

Unsere Gesellschaft steht vor dringenden Problemen. Journalismus kann auch auf lokaler Ebene helfen, diese zu lösen.

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Obwohl wir für die Grösse unseres kleinen Teams Erstaunliches leisten, sind wir zu klein, um die wichtigsten Themen vertieft zu bearbeiten. Das wollen wir ändern. Illustration: Zana Selimi

Wir von Tsüri.ch wollen mithelfen, die aktuellen Probleme unserer Zeit und unserer Stadt zu lösen. Ja, selbst bei weltweiten Herausforderungen können wir Menschen aus Zürich mithelfen. Lokaljournalismus ist dazu da, diese Brennpunkte kritisch zu begleiten, Missstände aufzudecken und die Debatten zu moderieren.

Genau das ist unser Ziel. Seit unserem Bestehen rennen wir den Entwicklungen unserer Gesellschaft hinterher, aber wir holen nie ganz auf. Obwohl wir für die Grösse unseres kleinen Teams Erstaunliches leisten, sind wir zu klein, um die wichtigsten Themen vertieft zu bearbeiten.

Das ist ein Problem, denn Lokaljournalismus ist für eine demokratische Gesellschaft von zentraler Bedeutung. In den Worten von Politikwissenschaftler Daniel Kübler (UZH, 2018): «Die Krise des Lokaljournalismus bedroht die Demokratie.» Mit der Informationsvermittlung und dem Führen von Debatten fördern die Medien nachweislich das Engagement der Bevölkerung in der Lokalpolitik. Das Problem: Gemäss dem Jahrbuch der Qualität der Medien werden über 50 Prozent der unter 30-Jährigen nicht mehr mit relevantem Journalismus erreicht.

Wir wollen dies ändern und stellen uns in den Dienst der Zürcher Gesellschaft. Aktuell sehen wir vier grosse Probleme, welche uns in den kommenden Monaten und Jahren noch massiv beschäftigen werden:

1. Die Klimakrise

Auf Druck des Klimastreiks hat sich die Stadt Zürich dem Netto-Null-Ziel verschrieben. Bis wann dieses Ziel erreicht werden soll, ist noch nicht entschieden. Die Jahreszahlen 2030, 2040 und 2050 stehen zur Debatte. Dies ist bitter nötig, wenn unser Planet auch in Zukunft bewohnbar sein soll. Damit wir dieses Ziel gemeinsam erreichen, müssen einige Dinge geändert werden: Wohnen, Ernährung, Konsum, Mobilität und Finanzplatz sind einige der Lebensbereiche, welche in den nächsten Jahren neu gedacht werden müssen.

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Schon bald Flamingos am Letten? Foto: Tsüri.ch.

2. Ungleichheit der Geschlechter

Die Formel ist so einfach wie brutal: Wer kein Cis-Mann ist, wird benachteiligt. Doch der Widerstand ist formiert und spätestens seit dem fulminanten Frauenstreik im Jahr 2019 in den Köpfen der Menschen angekommen. In den kommenden Jahren haben wir auch in Zürich noch viel zu tun, damit niemand aufgrund ihres*seines Geschlechts benachteiligt wird.

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Momentaufnahme am Frauenstreik 2019. Foto: Laura Kaufmann

3. Recht auf Stadt

Wer viel Geld hat, kauft Boden, denn damit lässt sich noch mehr Geld machen. Doch wem der Boden gehört, auf dem wir wohnen, ist in den meisten Fällen unbekannt. So steigen die Lebenskosten weiter an und die Mieter*innen finanzieren den Gewinn der Bodenbesitzer*innen; wem die Mieten in Zürich zu hoch sind, muss die Stadt verlassen. Genossenschaften und die öffentliche Hand müssen bis 2050 gemäss Volksentscheid in Zürich einen Drittel günstige Wohnungen anbieten. Doch die Entwicklung ist ins Stocken geraten.

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In Zürich wird gebaut wie wild. Foto: Elio Donauer.

4. Lokale Politik

Vielen jungen Menschen schläft subito das Gesicht ein, wenn sie das Wort «Politik» hören; so das Klischee. Aber die Politik ist spannend, beeinflusst unmittelbar unser Zusammenleben und ist darum höchst relevant. Im Jahr 2022 finden in der Stadt Parlaments- und Regierungswahlen statt, ein Jahr darauf auf kantonaler Ebene. Je mehr Lokaljournalismus, desto mehr Menschen nehmen an der Politik teil.

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Ein Dauerbrenner in der städtischen Politik: Die (nicht vorhandenen) Velowege. Foto: Ivan Rigamonti Flickr CC BY-NC-ND 2.0

Klima, Gender, Stadt und Politik sind vier der grossen Herausforderungen, welche wir von Tsüri.ch identifiziert haben. Die Menschen in Zürich haben ein Lokalmedium verdient, das diese Brennpunkte kritisch begleitet, Missstände aufdeckt und Debatten moderiert. Wir wollen diesen Journalismus machen und uns Schritt für Schritt diesen Themen annehmen.

Noch ist unsere Redaktion zu klein, damit sich eine Person intensiv und über einen längeren Zeitraum, mit einem dieser Themen auseinandersetzt, aber zusammen mit dir und vielen weiteren Membern können wir eine neue Stelle schaffen. Bist du dabei?

In einem ersten Schritt wollen wir von dir wissen: Welches Thema brennt deiner Meinung nach am meisten? Sollen wir eine Stelle für einen Politikjournalisten schaffen, eine für eine Klimajournalistin? Oder soll sich jemand vertieft mit Gender oder dem Recht auf Stadt auseinandersetzen? Gib hier deine Stimme ab.

Tsüri.ch packt aus
Tsüri.ch gibt pro Jahr eine halbe Million Schweizer Franken aus. 70 Prozent davon fliesst in die Löhne des zehnköpfigen Tsüri-Teams. Bei Tsüri.ch verdienen alle gleich viel bzw. wenig: 4000 CHF Brutto auf 100 Prozent. Tsüri.ch wird weder von Stiftungen noch vom Staat unterstützt. Alle Einnahmen erwirtschaftet Tsüri.ch selbst: Ein Viertel stammt aus den Memberbeiträgen, ein Viertel aus der Werbung und die Hälfte aus den Sponsoring der Fokusmonate. Im Idealfall machen diese Einnahmen auch eine halbe Million aus. In der dreiteiligen Serie «Tsüri packt aus» legt Tsüri.ch die Finanzen offen und verrät dir alle Geheimnisse über Tsüri.ch und das liebe Geld.
Teil 1: Tsüri.ch und die Finanzen
Teil 2: Das Wunder von Tsüri.ch
Teil 3: Warum es nie genug (Lokal-)Journalismus gibt

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