Warum Benj von Wyl eine ganze Woche draussen an der Limmat lebt - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Von Simon Jacoby

Co-Geschäftsleitung & Chefredaktor

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18. Mai 2015 um 06:52

Warum Benj von Wyl eine ganze Woche draussen an der Limmat lebt

Vom 21.-26. Mai



Für das Theater Neumarkt wohnt der Vice-Journi Benj von Wyl eine Woche (21.-26.5.) draussen an der Limmat. Was das soll  und was es mit Masturbation zu tun hast, liest du hier.

Du wohnst eine Woche draussen an der Limmat beim Escherwyssplatz. Was soll das? Benj von Wyl: Naja, ich hab jetzt recht lang rumgejammert, wie schlimm Züri ist und wie wenig ich damit anfangen kann. Ich glaube, darum ging's auch in meiner ersten Chatnachricht an dich überhaupt. Und da ich jetzt doch dorthin ziehe, will ich mich mal losgelöst von Vorurteilen mit der Stadt auseinandersetzen.

[caption id="attachment_2130" align="alignnone" width="492"]Das war die erste Chat-Nachricht. Das war die erste Chat-Nachricht.[/caption]

Musst du dafür eine ganze Woche draussen leben? Warum kann du dich nicht wie jeder andere auch in einem Kafi oder mit einem Dosenbier in der Hand mit der Stadt auseinandersetzen? Natürlich muss ich das nicht. Aber es wird immerhin eine Grenzerfahrung, die sich im Guten wie im Schlechten in meiner Erinnerung verzahnen wird. Ausserdem geht es auch nicht nur um mich: Das Theater Neumarkt wollte jemanden, der sich mit der Stadt auseinandersetzt. Mit dem öffentlichen Raum, dem Innen und Aussen von Szenen und Nicht-Szenen und dem Innen und Aussen von Netz, Social Media und Konfrontation mit der echten Welt. By the way ist das mein erstes Interview per Facebook. Und by the way erinnert mich by the way an meine frühen Teenie-Jahre, die vom MSN Messenger geerdet wurden.

Du bist sehr vielschichtig: analog/digital, drinnen/draussen, Züri-Hasser/Züri-Liebhaber. Ich versuche da kurz zu ordnen: Was hat deine Baracke mit Theater zu tun? Oder machst du das nur, damit du nachher vom Neumarkt angestellt wirst? Die «Baracke» hat recht wenig mit meinem eigenen Projekt zu tun: Ich lebe ja hinter der Pukapuka-Bar. Bei meinem Draussen-Sein geht es um eine Grenzerfahrung, die nur so am Rand was mit Performance zu tun hat, aber bei meinem Draussen-Sein geht es den Leuten vom Theater Neumarkt eher darum, dass sie diesen Raum auch beleben und gleichzeitig Stimme ermöglichen, die aus den Produktionen ausbricht.

[caption id="attachment_2134" align="alignnone" width="640"]Per Live-Stream von draussen nach drinnen. Per Live-Stream von draussen nach drinnen.[/caption]

Aber du wurdest doch angestellt? Ja oder Nein? Du machst das recht investigativ, dafür dass es Promo für ein Eigenprojekt ist. Zu deiner Frage: Es stimmt. Ich verlasse die Medienwelt. Meine Woche am Escherwyss-Platz war aber schon lange geplant. Als ich eine Stelle bei einem Theater in Deutschland angenommen habe, musste das Theater Neumarkt viel Überzeugungsarbeit leisten, um mich zu sich zu holen. Vor allem, da ich Vorurteile gegen Züri hatte. :) (In FB-Interviews darf es Emoticons geben)

Nun zurück zum eigentlichen Thema. Ich habe noch nicht ganz gecheckt, was du dann genau machen wirst. Im Programm schreibst du übers Masturbieren, Facebook, Google, dein Inneres und Äusseres. Lässt du alles auf dich zukommen oder hast du schon konkrete Aktionen geplant? Am 23. Mai werde ich einen Workshop zu subjektivem Journalismus geben – «Pitch yourself» um 16 Uhr. Aber die eigentliche Grund-Tagesstruktur wird ein Artikel – jeweils um 16 Uhr – und auch am Pfingstmontag (Nichts mit Feiertag für dich, Simon! :) ) auf Tsüri.ch sein. Jeder Text setzt sich mit Anekdoten von Erlebnissen und Begegnungen in Züri auseinander, aber immer in Hinblick auf eines der «grossen Themen», die du aufgezählt hast. Die Artikel werden garniert mit einem Live-Stream von meinem Laptop. Ob man da tatsächlich viel sieht, sei dahingestellt. Es geht auch mehr um das Gefühl des Beobachtetseins. Das Gefühl, dass es trotz Urlaub (den ich für die Aktion genommen habe) nicht möglich sein wird, ganz rauszukommen, dass ich mich dauernd nach Verbindung mit dem Netz sehne und mich gleichzeitig dagegen sträube. Dass ich Teil einer Gesellschaft sein will, aber frustriert bin, dass es kein Ausserhalb-Davon gibt. Aber um alles wieder auf den Boden zu holen: Es wird eine immer wieder neu bekleisterte Affichage mit Auszügen meiner Arbeit bei VICE geben, die der  wunderbare David (Raffinerie GmbH) und der wunderbare Mirko (Bonbon) gestaltet haben. Man kann mich besuchen kommen, mit mir diskutieren, Bier und/oder Kafi trinken. Mein Chef kommt, um mir das Meditieren beizubringen. Es wird eine Reizüberflutung an Zürich. Und da freu ich mich drauf.

[caption id="attachment_2133" align="alignnone" width="640"]Insektenplage schon vor dem Start Insektenplage schon vor dem Start[/caption]

Für ein Promo-Interview chatten wir schon recht lange. Drum nun meine Abschlussfrage: Habe ich was Wichtiges zu fragen vergessen? Ab welcher Uhrzeit kann man frühestens ein Bier beziehungsweise spätestens ein Kafi mit dir trinken?

Soll ich dich fragen oder fragst du mich? Ich trinke kein Bier vor Mittag. Und du? Ab wann kann man mit dir trinken? Ich trinke auch nicht vor Mittag. Nein, war mir nicht sicher wie deine Frage gemeint war. Ob ich einfach eine Frage interview-immanent stellen soll oder ob sie inhaltlich gemeint war.

Beides. Naja, sowas: Was machst du, wenns regnet, wenn GC-Hooligans kommen, wenn die Insektenplage nicht endet, wenn du vor Langeweile nicht mehr kannst?

Ich picke eine raus: Was machst du, wenn du vor Langeweile nicht mehr kannst? Vom Kreis 5 heisst es ja, dass da achso viel passiere ... Aber ohne sinnlose Spitze: Für mich hat diese Woche schon einen gewissen Relaxfaktor. Ich möchte täglich joggen gehen, viel lesen, schwimmen (D Limmat flüsst in Rhyy!) und alle Leute, die ich ewig nicht mehr gesehen habe und die man immer verpasst, weil alle Menschen furchtbar gegenläufige Tagesabläufe haben, können vorbeikommen, weil ich ja für einmal ganz fest und klar verortet bin.

[caption id="attachment_2135" align="alignnone" width="300"]Das ist er: Der Basler, der sich mit Zürich auseinandersetzt. Das ist er: Der Basler, der sich mit Zürich auseinandersetzt. Quelle: Foto von Yves Bachmann[/caption]

Das Interview wurde über den Facebook-Chat geführt und dient als Teaser auf das Projekt und die Berichte, die Benj vom 21.-26. Mai jeden Tag um 16 Uhr hier auf Tsüri.ch veröffentlichen wird. 

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