«Ich lag am Boden, mein Velo war futsch» – Velogeschichten aus der Redaktion - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Von Rahel Bains

Redaktionsleiterin

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2. September 2020 um 14:43

«Ich lag am Boden, mein Velo war futsch» – Velogeschichten aus der Redaktion

In wenigen Wochen stimmen wir über die «Velorouten-Initiative» ab. Grund genug für die Tsüri-Redaktion, sich an ihre kuriosesten, gefährlichsten oder seltsamsten Velo-Momente in dieser Stadt zu erinnern.

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Ein Velo im Kreis 5. Bild: Elio Donauer

Hallo Velo! Am 27. September werden die Stadtzürcher*innen über die von der SP initierte Velorouten-Initiative abstimmen. Unterstützt wird diese von den Grünen, der GLP, der AL und den Organisationen Umverkehr und Pro Velo. Stadt- und Gemeinderat haben sich für eine Ja-Parole entschieden. FDP und SVP lehnen die Initiative ab. Es ist das erste Mal seit Jahrzehnten, dass in der Stadt Zürich eine Volksinitiative vom Stadtrat unterstützt wird. Letzterer hat einen Gegenvorschlag der FDP, der unter anderem vorsah, dass Parkplätze, die wegen den Velorouten weichen müssen, «in angemessener Distanz» ersetzt werden sollen, geprüft und entschieden, der Initiative ohne Gegenvorschlag zuzustimmen.

Die Initiant*innen fordern ein durchgängiges Netz von 50 Kilometern Veloschnellstrassen in der Stadt Zürich, die autofrei sind. Zudem sollen die Velofahrer*innen Vortritt haben, wenn sie Autostrassen kreuzen. Umgesetzt werden soll das Projekt innerhalb von zehn Jahren und das durch einen verbindlichen Zeitplan. Wer heute in Zürich Velo fahre, gehöre zu den «Mutigen», sagte Yvonne Ehresberger von Pro Velo Mitte August gegenüber der NZZ. Wie mutig, beweisen folgende Velo-Geschichten aus der Tsüri-Redaktion:

«Jeden Tag – wirklich jeden, auch im Winter – bin ich mit dem Velo unterwegs. Ich kann wohl wirklich von Glück reden, dass mir dabei noch nie etwas Schlimmes passiert ist. Brenzlige Situationen gab es aber schon einige, zum Beispiel das Überholen auf der Höhe von Fussgängerinseln, wo der Platz eh schon zu knapp ist oder als diesen Frühling ein Auto in meinen Hinterpneu fuhr. Aber von Anfang an: Ich stand auf der Autospur auf der Albisriederstrasse, kurz vor dem Albisriederplatz. Einen Veloweg kannst du hier lange suchen. Jedenfalls liess ich den Bus von der Haltestelle in die Spur vor mir einbiegen. Der Familyvan, der bereits schon vorher für meinen Geschmack zu knapp hinter mir auffuhr, fuhr los und rammte dabei mein Hinterrad. Ich erschrak, drehte mich um und verwarf die Arme. Der Fahrer hingegen zuckte nicht einmal mit der Wimper. Zumindest ein gehauchtes Entschuldigungwäre nicht zu viel verlangt gewesen.»

Seraina

«Beim Abbiegen aus einer Wipkinger Quartierstrasse auf die Bucheggstrasse muss man ein Trottoir überqueren. Ein Elektroroller der auf diesem Trottoir unterwegs war, ist dabei schnurgerade in mich reingefahren. Ich lag am Boden, mein Velo war futsch. Noch unter Adrenalin hab ich gemerkt, dass der Typ Anstalten macht, abzuhauen und habe versucht, ihn festzuhalten. Gelungen ist es mir nicht. Zum Glück hatte ich nur ein paar Schrammen, welche die von den Anwohnern gerufene Polizei gleich verarztete. Mein Velo aber landete direkt auf dem Schrottplatz. Da die Roller keine Nummernschilder haben, war es nicht möglich, ihn zu identifizieren und auch ein Fahndungsaufruf der Polizei brachte keine Hinweise.»

Elio

«Im Stadtzürcher Verkehrsgetümmel gibt es viele, die sich rücksichtslos verhalten. Aber die zwei grössten Assis sind ganz klar die Taxifahrer*innen und Velofahrer*innen. Es ist also kein Zufall, dass bei meinem Velounfall auch ein Taxi involviert war. Ich fuhr am späten Nachmittag (Pre-Rush-Hour) auf der Feldstrasse Richtung Bäckeranlage. Die Feldstrasse hat in diese Richtung zwar einen Velostreifen, welcher aber kurz vor der Kreuzung mit der Hohlstrasse endet. Und um das Ganze noch spannender zu machen, wird die Feldstrasse an diesem Ort auch noch dreispurig. Da ich mich auf dem Heimweg befand, machte ich mir nicht sonderlich viele Gedanken über den Verkehr und zeigte mit einer lässigen, aber in Retrospektive doch sehr schüchternen Handbewegung, dass ich nicht dem noch leicht angedeuteten Velostreifen Verlauf folgen, sondern auf die neu entstandene, mittlere Spur will. Dieses Zeichen war dem Taxifahrer, welcher unmittelbar hinter mir fuhr, wohl entgangen. Dementsprechend war er äusserst überrascht, als auf seiner rechten Seite plötzlich ein Velofahrer in sein Auto klatschte. Mein Laptop hat den Sturz zu einem grossen Teil abgefangen – und der Kopf den Rest. Einige Passanten halfen mir wieder auf die Füsse, gaben mir ihre Visitenkarten, um als Zeugen auszusagen und rieten mir, mich sofort auf eine Gehirnerschütterung untersuchen zu lassen. Der Taxifahrer entschuldigte sich aufrichtig, während sein Fahrgast ihn darauf aufmerksam machte, dass der Taxameter ja noch am laufen sei und er es eilig hätte.»

Nico

«Vor einigen Jahren hatten wir Freunde aus Pittsburgh zu Besuch. Wir wohnten damals direkt am Limmatplatz. Wir rieten unseren Gästen, Zürich mit unseren Velos zu erkunden. Freudig fuhren sie los in Richtung Landesmuseum – um bereits zehn Minuten später wieder vor unserer Haustür zu stehen. Es sei schlicht too scary und too dangerous gewesen. Trams, Autos und nicht existente Velowege hätten sie völlig aus dem Konzept gebracht, erzählten sie.»

Rahel

«Sowohl auf dem Velo, als auch mit dem Auto (ich weiss, shame on me) gibt es eine Regelung im Strassenverkehr, bei der ich sehr vorsichtig bin: rechts vor links. Verlassen kann man sich darauf nicht und so kommt es regelmässig zu brenzligen Situationen, wenn von links ein Velo, Auto oder sonstiger Verkehrsteilnehmer angerauscht kommt. Darum: Aufgerichtet und bremsbereit auf die Kreuzung radeln und allenfalls dem hektischerem Strassenverkehrsteilnehmer Vorfahrt gewähren.»

Jonas

«Und genau wegen all dieser Geschichten traue ich mich nicht, durch die Zürcher Strassen zu fahren. Ich setze lieber aufs Gym – hier kann ich gemütlich auf dem Velo vor mich hin treten und habe sogar eine Rückenlehne.»

Sonya

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