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17. Dezember 2020 um 05:00

Unberechenbare Ereignisse: Wenn einem Krankenversicherer das Geld ausgeht

Krankenversicherungen in der Schweiz sind obligatorisch. Wir zahlen Prämien und können dafür im Falle einer Krankheit darauf zählen, dass unsere Versicherung die Kosten für Abklärungen, Behandlungen und Medikamente übernimmt. Doch was passiert, wenn die von uns ausgewählte Krankenkasse unsere Rechnungen nicht bezahlen kann?

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Text: Irit Mandel, Senior Communications Manager bei santésuisse

Wie bei jedem Dienstleister besteht auch für Krankenversicherungen ein Risiko, dass sie in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Ein solches Risiko könnte zum Beispiel ein unerwartetes Ereignis, wie ein Börsencrash, eine Immobilienkrise oder eine Pandemie sein. Ähnliche Folgen sind bei einem Gerichtsurteil mit massiven Nachzahlungen möglich, bei einem grossen Zulauf an Neukunden, deren Kosten viel höher sind als erwartet oder wenn die Höhe der noch ausstehenden Rechnungen unterschätzt wird.

Risikoausgleich und Insolvenzfonds

Grundsätzlich sind solche Fälle nicht besorgniserregend: Krankenkassen planen vorausschauend, und das Krankenkassensystem in unserem Land ist solidarisch aufgebaut. Mittels Risikoausgleich übernehmen Versicherer, die viele gesunde Bezüger haben, für andere Versicherer mit vorwiegend Kranken oder älteren Kunden Ausgleichszahlungen. Diese werden nach einer komplizierten Formel berechnet und sorgen dafür, dass auch Krankenversicherer mit hohen Ausgaben stets die anfallenden Kosten übernehmen können. Zusätzlich gibt es einen Insolvenzfonds, der im Falle einer Insolvenz eines Versicherers die ausstehenden Zahlungen übernimmt.

Das gesamte System ist betroffen

Was aber, wenn mehrere Ereignisse zusammenkommen? Oder mehrere Krankenversicherer gleichzeitig betroffen sind? Erst einmal klingt dies utopisch, doch ein solcher Fall ist nicht so unwahrscheinlich: Im Falle einer Pandemie zum Beispiel spielen auch die Börsen verrückt. Es kommt zu Mehrausgaben aufgrund von vielen Erkrankten, Medikamenten, Impfungen, aber die Anlagen in den Reserven gehen aufgrund der verschlechterten Wirtschaftslage zurück. Kommen weitere Kosten auf eine Krankenkasse zu, wie zum Beispiel ein grosser Zulauf an Neukunden, wird es eng.

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Nun mag man argumentieren, dass dies eine normale Wettbewerbssituation darstellt: Nicht solvente Versicherer gehen ein oder fusionieren, und die Kunden der insolventen Krankenversicherung suchen sich einen neuen Versicherer. Wahrscheinlich wählen sie aufgrund des erzwungenen Wechsels eine Kasse mit möglichst tiefen Prämien. Doch aufgrund genau dieser tiefen Prämien ist diese neue Kasse nicht vorbereitet auf den unerwarteten Zulauf - eine Prämienerhöhung ist unausweichlich. Dazu kommt: Ist eine Kasse insolvent, so kann sie auch nicht mehr in den Risikoausgleich einzahlen. Zwar sieht das Gesetz vor, dass auch hier der Insolvenzfonds einspringen muss, allerdings sind dessen Mittel ebenfalls limitiert. Reicht dieser nicht aus, um die ausstehenden Rechnungen insolventer Versicherer sowie die Risikoausgleichsbeiträge zu begleichen, muss das Defizit von allen Prämienzahlenden übernommen werden – eine Prämienerhöhung ist unausweichlich.

Solide Reserven schützen vor finanziellen Engpässen

Um auf solche unvorhersehbare Ereignisse vorbereitet zu sein, hat jeder Versicherer Reserven, welche in finanziellen Krisen bei Engpässen eingesetzt werden. Dank dieser Reserven konnte schon zu Beginn dieses Jahres trotz der unerwarteten Pandemie eine massive Prämienerhöhung ausgeschlossen werden. Dennoch herrscht momentan eine Situation grosser Unsicherheit. Wir wissen noch nicht, welche weiteren finanziellen Folgen aufgrund der Pandemie oder anderer Ereignisse auf die Krankenversicherungen zukommen. Denn trotz aller vorausschauenden Planung: Es ist nicht möglich, auf alles vorbereitet zu sein - wie uns das Jahr 2020 gezeigt hat.

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