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21. November 2018 um 16:56

Aktualisiert 26.01.2022

Tag 3 ohne Sucht: Die Telefonzelle und ich

Die Entzugserscheinungen des Nikotins lassen nach 3 Tagen langsam nach. Der Verzicht auf das Smartphone macht sich langsam aber sicher bemerkbar im Selbstexperiment von Redaktor Timothy Endut. Jetzt täglich auf Tsüri.ch

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Langsam aber sicher lassen die Entzugserscheinungen nach. Während ich in den ersten Tage alle paar Minute an eine Zigarette dachte, ist es jetzt nur noch alle paar Stunden. Der Schwindel hat nachgelassen, ich kann mich wieder besser konzentrieren.

Während ich nun immer weniger an Zigaretten denken muss, macht sich der Verzicht auf anderes bemerkbar. Langsam aber sicher trete ich aus der Isolation des Nikotin-Entzugs heraus und fühle mich bereit für soziale Interaktion.

Im Entzug kann man nur noch für sich selbst schauen, alles andere wird unwichtig. Auch wenn es erst 3 Tage sind. Es kommt mir vor, als wäre eine Ewigkeit vergangen, seit dem letzten Mal als ich was unternommen habe. Die letzten Tage habe ich entweder gearbeitet, gezittert oder geschlafen. Ich bin unglaublich müde die ganze Zeit.

Lärmiger Morgen

Natürlich hat sich die Stadt ausgerechnet diese Woche dafür entschieden, die Manessestrasse aufzureissen und den Belag neu zu machen. Also steh ich jeden Morgen im Bett, wenn sie mit den Arbeiten vor meinem Fenster beginnen. Ohne Nikotin ist das schwer aushaltbar. Doch ich halte mich wacker.

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Bauarbeiten früh am Morgen

Spätestens jetzt muss ich mich damit beschäftigen, wie ich mit meinem Umfeld in Kontakt bleiben kann. Denn in diesem Selbstexperiment verbiete ich mir auch das Smartphone zu benutzen. Das ist gar nicht so einfach.

Wie früher mit Telefonbuch

Ich habe bereits einmal von der Telefonzelle Gebrauch gemacht. Wenn man eintritt, erklingt ein unheimliches Geräusch aus irgendeinem Lautsprecher. Es hat was futuristisches, obwohl die Telefonzelle das wohl älteste Kommunikationsmittel ist, dass einfach so in der Öffentlichkeit rumsteht.

Ein andermal habe ich den Festnetzanschluss eines Restaurants gebraucht. Ich habe alle wichtigen Nummern in ein Notizbüchlein geschrieben, dass ich immer dabei habe. Also habe ich einem Freund angerufen. Doch er hat nicht angenommen.

Wer nimmt heute noch Anrufe einer unbekannten Nummer an? Ich selbst würde nie auf die Idee kommen. Vorher google ich die Nummer und rufe zurück anstatt direkt abzunehmen. Die Gefahr in einem Werbegespräch zu landen, ist schlicht und einfach zu gross.

Einige meiner Freund*innen habe ich vorgewarnt, dass ich sie von einer unbekannten Nummer anrufen werde. Bei einer Person ist’s bereits vorgekommen, dass sie deshalb in ein Werbegespräch getappt ist. Bitte entschuldige.

Zu kalt, um zu warten

Gegen Wochenende werde ich wohl nicht drum rum kommen, mehrere Telefonate zu tätigen. Ich will nicht das ganze Wochenende zu Hause sitzen, Tee trinken und Bücher wälzen.

Eigentlich wollte ich ja die Telefonnummer der Zelle in meiner Strasse veröffentlichen und jeweils um 7 Uhr dort auf Anrufe warten. Stellt sich jedoch raus, dass es endgültig Winter wird und es einfach zu kalt ist, in einer Telefonzelle zu warten.

Also werde ich nur Anrufe tätigen und nicht Empfangen können diese Woche. Bleibt zu hoffen, dass mich nicht alle meine Freund*innen für Telefonagenten halten.

Hier erfährst du, wie es mir den Rest der Woche gegangen ist:

  1. Montag
  2. Dienstag

Alle Bilder: Timothy Endut

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