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Von Heinrich Weingartner

Redaktor Kultz

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2. Juli 2021 um 15:00

Prime Time: Spassiger als jeder Arthouse-Käse

Grusel-Horrorfilme werden meistens belächelt und als Trash abgetan. Der dritte Eintrag in der «Conjuring»-Reihe ist intelligent gemachtes Thrill-Kino ohne Schnörkel. Lieber fürchten als fürchterlich langweilen im neuesten Artsy-Furz.

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Technische Brillanz: «Conjuring: The Devil Made Me Do It» ist ein Fest für die Sinne. (© Warner Brothers)

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Das «Conjuring»-Universum ist auf dem Mist des australischen Horrormeisters James Wan gewachsen. Ihm haben wir auch zu verdanken, dass wir mit gefühlten zwanzig «Saw»- und vier «Insidious»-Filmen gesegnet wurden. Diese Filme nehmen das Beste der Grossmeister John Carpenter, Alfred Hitchcock, Wes Craven oder Tobe Hooper und machen daraus etwas Neues. Mit Humor, furchteinflössenden Settings, Coolness und Jump Scares, die einen die Filme mit zugekniffenen Fingern vor den Augen gucken lassen.

Wie in allen «Conjuring»-Filmen begleiten wir das Dämonologie-Ehepaar Lorraine und Ed Warren, die es tatsächlich gegeben hat. Sie klären einen Fall auf, der von ihnen so beschrieben wurde: Der junge David wird in der Nacht von dämonischen Besuchern geplagt und greift seine Familie an. Ed und Lorraine helfen der Familie und wollen dem Jungen den Dämon austreiben. Während des Exorzismus springt der Dämon auf Arne über, der ebenfalls anwesend ist. Einige Zeit später ermordet Arne seinen Hausbesitzer und behauptet vor Gericht, besessen gewesen zu sein. Ed und Lorraine Warren sollen dies nun beweisen. Sie finden heraus, dass nicht ein Dämon Arne besessen hat, sondern der Fluch einer Satanistin ...

Die paranormalen Geschehnisse um Ed und Lorraine Warren werden grösstenteils angezweifelt oder wurden mit rationalen Erklärungen widerlegt. Und trotzdem tun diese Horrorfilme so, als ob die übernatürlichen Ereignisse real wären. Sie schmücken zudem aus und erfinden frei hinzu. Dies, um die Grenzen von Fiktion und Fakt zu verwischen und den Grusel in ungeahnte Höhen zu treiben. Das «Based on a True Story» zu Beginn wird also ziemlich grosszügig interpretiert. Ist das unverantwortlich? Na klar. Aber es ist auch erfrischend mutig in Zeiten, in denen alles super geschliffen und korrekt sein muss. Da verzeiht man dem Film sogar, dass Dialoge und Figurenzeichnungen über weite Strecken auf anspruchslose Gemüter à la Multiplexkino zugeschnitten sind.

Jedes filmhandwerkliche Register wird gezogen.

Kleine, fiese Horrorfilme wie dieser überdauern die Zeiten. Weil sie die Möglichkeiten des filmischen Mediums ausschöpfen. Sie spielen mit optischen Täuschungen, nutzen das gesamte Frequenzspektrum für akustische Schockeffekte, Mehrfachüberblendungen, CGI, Jump Cuts, Match Cuts – jedes Register wird gezogen. Eine gute Geschichte zu erzählen ist in vielen Kunstformen möglich. Das Publikum akustisch, visuell und emotional zu packen, es an die Leinwand zu fesseln, hin- und herrücken zu lassen und ihm das Herz in die Hose zu drücken – das kann ausschliesslich der Film. Und besonders gut können es Horrorfilme aus dem James-Wan-Dunstkreis.

Regie: Michael Chaves, mit: Vera Farmiga, Patrick Wilson

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