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Von Zana Selimi

Praktikantin Civic Media

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28. August 2021 um 14:00

Sommerserie: 8 Stunden saufen an der Langstrasse

Diese Ereignisse stammen aus einer längst verdrängten Zeit, vor der Wiedereröffnung der Clubs und Bars, als die Langstrasse noch ein Ort der Melancholie und der schönen Erinnerungen war. Eines vorweg: Der Erfahrung wegen würde ich das Nachmachen unserer Idee empfehlen, jedoch der Gesundheit zuliebe stark davon abraten.

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Die Langstrasse bei Nacht (Foto: Elio Donauer)

Tauchen im Zürichsee, die Stadtgrenze abwandern, in jeder Bar an der Langstrasse ein Bier trinken: Für die aktuelle Sommerserie haben wir uns an Dinge herangewagt, die wir in dieser Stadt noch nie gemacht haben.

An einem verregneten Dienstagabend im Mai verschlug es das Tsüri-Team ins Kino, um den dänischen Film «Druk» zu schauen Die wortgetreue Übersetzung ist Komasaufen. Auf die Euphorie der berauschenden Schlussszene folgte eine ernüchternde Realität. Es war kurz vor elf, die Bars hatten zu, die Restaurants ebenso und die Langstrasse war ein trister und verlassener Ort. Hallo Sperrstunde, hallo Corona!

Als wir uns – ganz in klassischer Kino-Manier – noch über den Film unterhielten, führte eines zum anderen: Die Moral des Filmes wurde über Bord geworfen (von «Alkohol kann gefährlich sein» zu «Alkohol ist geil»), ein TikTok-Video lieferte die nötige Inspiration und unsere Liebe zu Prosecco und Bier gab uns den letzten Schubs: Die Idee der Langstrassen-Bartour war geboren. Einen Abend lang würde sich das Tsüri-Team durch jede Bar an der Langstrasse kämpfen und überall etwas konsumieren. Geld-, wie auch Promilletechnisch eher ein dummes Unterfangen. Trotzdem wurde am Folgetag im Büro ein Datum gefixt.

Euphorisch beim Denner

Am letzten Samstag im Mai war es endlich so weit. Die einen kamen direkt vom Kinderspielplatz, die anderen waren noch verkatert und übermüdet von der letzten Nacht. Bis sich alle vor dem Denner an der Langstrasse eingefunden hatten, waren die ersten Flaschen Bier schon leer, die Stimmung überschwänglich und wir alle voller Tatendrang.

Nichts konnte unsere Laune trüben, weder das bereits lauwarme Bier, noch die überaus gereizten Verkehrspolizist:innen, die verzweifelt versuchten, die Fussgänger:innen, Angetrunkenen, Betrunkenen, die Autofahrer:innen und die schnittigen Velofahrer:innen um eine Strassensperrung herum zu koordinieren und mit penetrant lauter Stimme unsere übertönten. Das erste Bier ging schnell runter und weil wir wussten, dass noch ein langer Weg vor uns lag, verzichteten wir auf das zweite und schlenderten los.

Nach ungefähr drei Metern hätten wir fast unseren ersten Verlust verzeichnen müssen, weil Jonas die besagten Verkehrspolizist:innen ignorierte und die Strasse gleichzeitig mit einem Lastwagen überqueren wollte. Einen Zusammenschiss und ungefähr 500 Meter später tauchten wir an der Ecke 25Hour, Olé-Olé-Bar und Schickeria aus der Unterführung auf. An dieser Stelle muss gesagt werden, dass die Langstrasse vorher eine sehr tiefe Dichte an Bars aufweist und die wenigen, die es gibt, waren geschlossen. Deshalb der Sprung in den Kreis Cheib.

Schreiend in der Schickeria

Da nicht nur wir, sondern halb Zürich an einem sonnigen Samstagnachmittag gerne Alkohol degustiert, waren jegliche Aussenplätze voll belegt. In der Schickeria gab es noch zwei leere Tische, die wir uns vergnügt schnappen wollten, bis wir auf das Reservationsschild aufmerksam gemacht wurden. Simon meinte, dass wir uns um den Tisch prügeln sollten. Später betonte er, dass wir bestimmt gewonnen hätten. Harmoniesüchtig wie wir sind, folgten wir dem Befehl der Serviceangestellten aber und liessen uns auf verschiedene Tische verteilt nieder. Fünf Minuten später schrie uns Isa über fünf Tische hinweg zu, dass wir ja keine Drinks bestellen sollen. Es war ihre Runde und sie dementsprechend etwas besorgt über ihren Kontostand nach dieser Bartour. Zehn Minuten später prosteten wir uns gut gelaunt quer durch die Schickeria zu. Vielleicht wünschte sich das Personal an dieser Stelle, dass es uns die nebeneinanderliegenden Tische überlassen hätte.

Es kam keine Stripperin, dafür aber die teuersten Tequila-Shots, die wir je konsumiert hatten.

Zana Selimi

Ungefähr drei Bars später kehrten wir in einer äusserst charmanten Lounge ein, die mit einem ästhetischen Kunstrasen und etwas verfleckten Sitzkissen ausgestattet war. Wir sorgten wohl, dem Blick der Servicemitarbeiterin nach, für etwas Verwirrung. An diesem Punkt war der Alkohol definitiv spürbar.

Wir waren laut und die Stimmung bombastisch. Also Zeit für Shots. Nachdem wir der Angestellten mehrfach versichert hatten, dass wir einfach nur einen Shot geniessen wollten und keine weiteren Dienstleistungen in Anspruch nehmen wollten, nickte sie verwirrt und verschwand im Inneren des Gebäudes. Rahel war davon überzeugt, dass uns im Hinterhof sogleich eine Stripperin überraschen würde.

Es kam keine Stripperin, dafür aber die teuersten Tequila-Shots, die wir je konsumiert hatten. Tequila ist übrigens immer noch genauso eklig, wie mit 16 auf der Homeparty des Bruders der besten Freundin. Hat aber auch einen wunderbar melancholischen Beigeschmack. Deshalb trotzdem hin und wieder empfehlenswert.

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Chefredaktor Simon Jacoby ist gerade dabei, den Tequila-Geschmack runterzuspülen (Foto: Zana Selimi)

Nach ungefähr acht Bars und viel Flüssigkeit intus packte uns dann ein kollektiver Toilettendrang, weshalb wir im Schweizerdegen a.k.a. El Papi nicht nur die Bar, sondern auch das WC in Anspruch nahmen. Die Toilette war weder mit Handseife noch Desinfektionsmittel ausgestattet, dafür aber mit einem Sexspielzeug-Automaten. Die Klassiker bleiben, Corona und der Hygiene-Rausch sind temporär.

Betrunken auf der Piazza Cella

Die Portemonnaie freundlichste Runde des Tages genossen wir auf der Piazza Cella. Die Promille stieg an, die Hemmschwelle sank und so schaffte es Emilio tatsächlich mit geschicktem Verhandeln, uns das billigste Bier Zürichs zu besorgen. Es bleibt unklar, ob dies erreicht wurde, weil wir so sympathisch waren, oder weil dem Barkeeper schlichtweg die Energie zur Diskussion fehlte.

Auf dem Weg ins Acid stolperten wir an einer grandios aussehenden Hinterhofparty vorbei, woraufhin Rahel, Jonas und ich entschlossen zum Türsteher stapften und unser nettestes Lächeln aufsetzten. Der Türsteher lächelte nicht, machte kurzen Prozess und wir standen wenige Sekunden später wieder beim Rest der Gruppe. Die Party sei nur für Dominikaner:innen, da liess sich nichts machen.

Vom Acid aus sahen wir bereits das Chies, unser Ziel, und wir konnten es kaum glauben, dass wir so weit gekommen waren. Wir mussten leider einige Teammitglieder hinter uns lassen, dennoch standen die meisten zu diesem Zeitpunkt zwar nicht mehr so stramm, aber immerhin standen sie noch. Rahel verabschiedete sich an diesem Punkt und meinte, sie müsse ihrer Schwester noch ein paar Bier vorbeibringen und dann ihren Schlafmangel vom Abend zuvor aufholen. Rahel kam wieder.

Die fünf geheimen Stunden

Dann war es geschafft. Nach 8 Stunden, zwölf Bars und keinem Schluck Wasser erreichten wir das Chies, zwängten uns für ein Abschiedsfoto zu Acht in den Fotoautomaten rein und fühlten uns wie die Held:innen der Neuzeit. Was daraufhin folgte war eine Weiterführung dieser Konsum-Eskalation, über die wir hier leider nicht genauer berichten können. Halb, weil das Internet nie vergisst und halb, weil wir uns nicht mehr daran erinnern können. Was wir aber mit Sicherheit sagen können; schön wars!

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