Ron Orp im Interview: «Warum macht ihr um «Ron» so ein grosses Geheimnis?» - Tsüri.ch #MirSindTsüri
account iconsearch

25. Oktober 2015 um 14:56

Ron Orp im Interview: «Warum macht ihr um «Ron» so ein grosses Geheimnis?»



Die erste Ausgabe von «Ron Orp» wurde am 29. April 2004 versendet. 11 Jahre später lancierte der Verlag eine neue Webseite und das erste soziale Netzwerk für die Stadt – genannt «Popup». Ein Gespräch mit Christian Klinner zeigt die Entwicklungen und spannende Infos über den Verlag.

«Ron Orp» gibt es schon seit 11 Jahren. Wie entstand die Idee, einen Newsletter für Zürich anzubieten? Christian Klinner: Ron, Romano und ich hatten schon immer eine Leidenschaft andere Leute zu inspirieren und zu vernetzen. Dazu kam das Brennen in uns, etwas selber auf die Beine zu stellen. Da Romano und ich in der gleichen WG wohnten und zum Teil sogar am gleichen Ort arbeiteten, überlegten wir uns stets, was wir aufbauen könnten. Zuerst dachten wir an ein Restaurant – dafür hatten wir jedoch nicht das Geld.

Ein Newsletter ist sicher günstiger als ein Restaurant. Ja, die Idee einen Newsletter für Zürich zu erstellen hatten wir  im Jahr 2004. Mit deren Umsetzung hatten wir einen neuen Nebenjob. Mit einem Budget von CHF 7'000.- erstellten wir die Website und legten los.. Wir erhielten bis zu 100 E-Mails am Tag mit ganz vielen Anfragen und Diskussionen. Diese Feedbacks haben wir regelmässig in das Newsfeld reinkopiert.. Du kannst dir vorstellen, was das für einen Aufwand war. (lacht) So sind schliesslich auch der Markplatz und das Forum entstanden.

Am 10. März 2015 habt ihr eure brandneue Webseite lanciert. Was waren die Gründe, diese umzugestalten? Eine Webseite sieht schnell veraltet aus, vor allem wenn man visuell unterwegs ist fällt dies schnell auf. Auch ist es eine Beschäftigungsarbeit für uns selbst. Webseitenrelease sind nämlich wie Shopping: Du kaufst etwas, bist 10 Sekunden glücklich darüber und schon kommt das Gefühl wieder, dass du etwas Neues kaufen musst. Bei Webseiten ist das ähnlich; du machst ein Release, findest dieses super und 15 Minuten später bist du der Meinung, dass es eigentlich wieder etwas Neues geben kann.

Und welche Ziele verfolgt ihr damit? Die Idee hinter dem Release ist, «Ron Orp» mehr auf die Stadt auszurichten. Wir möchten unsere User mehr einbinden, indem z.B. ein Grafiker, oder ein Laden gefunden werden kann. Die Idee dahinter ist, dass alle Leute von Zürich an einem Ort zusammenkommen und sich gegenseitig inspirieren können.

Mit der neuen Website habt ihr das digitale Stadtnetz «Popup» lanciert – brauchen die Zürcher neben Facebook wirklich ein eigenes Social Media? Die Frage ist eher, ob es alle brauchen. Es braucht ein Stadtnetz, damit man sich austauschen und sich informieren kann. Sobald jemand etwas in Zürich bewegen und zeigen will, kann er dies via Facebook oder nun via «Popup»  machen. Nehmen wir als Beispiel einen kleinen Laden an einer Strassenecke, der eine neue Kollektion rausgebracht hat. Er teilt seine neue Kollektion auf Facebook und hat, wenn es gut kommt, circa 2'000 Followers. Von diesen sehen seine Mitteilung ungefähr 200. Bei «Popup»  jedoch kann der kleine Laden seine neue Kollektion kostenlos teilen und es sieht die ganze Stadt – 20'000 Personen bewegen sich pro Tag auf  «Popup». Somit ist die Chance hoch, dass all diese Leute den Bericht sehen.




Tsüri-Mail: Einmal abonnieren bitte. Kein Scheiss. Kein Spam. 





Um alle Funktionen des «Popup» nutzen zu können, müssen die User zahlen. Funktioniert das? Wie viele zahlende User habt ihr jetzt? Ja, trotz Anfangsschwierigkeiten sind wir erstaunt, wie das gewachsen ist. Zu Beginn haben wir die Zusatzfunktion noch verschenkt, um diese anzukurbeln. Nun sind bereits mehrere tausend User auf «Popup», welche diese nutzen. Die meisten kennen «Ron Orp» bereits oder sind selbst Abonnenten und finden die Plattform super. Es gibt immer einen Push für ihren Laden oder ihr Produkt, wenn sie etwas auf «Popup» veröffentlichen. 

«Popup» verbindet die Menschen mit der Stadt. Seht ihr eine weitere Lücke, die bei den sozialen Netzwerken gedeckt werden muss? Wenn wir eine weitere Geschäftsidee dazu hätten, würden wir diese natürlich nicht jetzt verraten. (lacht) Jedoch kannst du meinem Blick entnehmen, dass das nicht der Fall ist. Für meine Bedürfnisse ist nun mit «Popup» alles abgedeckt. Ich denke jedoch, dass es für Nischen sicher noch interessante Lücken gibt.

Auf die Frage wer «Ron» ist, weicht ihr stets mit der Erklärung aus, dass er ein urbaner Mythos und sehr zurückhaltend sei. Warum macht ihr um «Ron» so ein Geheimnis? Die Frage ist doch eher, wieso er daraus so ein Geheimnis macht... Ron steht einfach nicht gerne im Mittelpunkt. Es ist nicht wahr, dass ihn niemand jemals kennenlernen wird, aber er ist nun mal sehr zurückhaltend. Ron ist lieber im Hintergrund und möchte nicht erkannt werden. Geschenke und Fanpost für Ron können gerne an die Adresse St. Jakobsstrasse 54, 8004 Zürich geschickt werden. Wir geben ihm diese dann weiter.

[caption id="attachment_4336" align="alignnone" width="640"]Christian Klinner in seinem Büro Christian Klinner in seinem Büro[/caption]

Welche Rolle nimmt denn «Ron» ein? Ron nimmt die Rolle des Stadtforschers, Connaisseurs und kreativen Kopfs ein. Er ist sozusagen unser Art Director, wenn man es so nennen will.

Früher war der Newsletter ein Geheimtipp. Mit über 200'000 Abonnenten pro Tag kann man diesen kaum mehr so nennen. Wie differenziert ihr euch? Wir denken weder in Zielgruppen noch in Differenzierung. Früher hat es stets geheissen, dass wir Underground seien und jetzt nicht mehr. Wir haben uns jedoch nie als Underground empfunden. Auch bei Tipps haben wir uns nie gefragt was Underground und was Mainstream ist. Für uns ist wichtig, was spannend ist, einen Mehrwert gibt und uns selbst treu zu bleiben. Auf der Homepage können alle Informationen rund um Zürich gefunden werden; im Newsletter jedoch werden die Perlen des Tages herausgespickt. Dieser ist wie ein Tagesmenu -  gross, breit und exakt ausgewählt. 

Früher wollten viele Veranstalter, dass ihr Event im Newsletter erwähnt wird. Heute befürchten viele, dass damit eine falsche Zielgruppe erreicht werden könnte. Wie geht «Ron» damit um? Wir haben noch nie Feedback erhalten, dass wir die falschen Leute schicken. Bei uns weiss der Veranstalter, dass er auf der Plattform Leute findet, die Zürich lieben. Es ist eher so, dass wir nicht mehr über alles berichten können, da wir grösser geworden sind. Wir werden regelrecht mit E-Mails von Veranstaltern überhäuft. Das macht es für uns fast zu bequem, denn wir möchten auch selbst schauen, was sonst so läuft. Für uns kommt es auch immer auf den Wochentag an: Ich möchte nicht einen Newsletter haben der 5 Konzerte empfiehlt, sondern eine schöne Vielfalt. Also beispielsweise eine Vernissage, eine Party und ein Konzert. Aus diesem Grund ist es auch möglich, dass eine gute Veranstaltung nicht erwähnt wird.

Mir ist aufgefallen, dass ihr den Newsletter nur in der Deutsch- und Westschweiz anbietet. Wie sieht es mit einem italienischen Newsletter für das Tessin aus? Wir planen keinen italienischen Newsletter fürs Tessin. Zu wenig Energie fliesst im Moment dorthin. Wenn jedoch jemand vom Tessin auf uns zukommt, den Newsletter machen möchte und es auch von unserer Seite aus passt, dann steht dem nichts im Wege. In der Westschweiz ist «Ron Orp» auch so entstanden.

Würdet ihr «Ron Orp»  einem Medienkonzern verkaufen? Im Moment ist das für uns keine Frage, denn wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollen. Ausserdem ist es schön so, wie wir es jetzt haben.

Dieser Artikel wurde automatisch in das neue CMS von Tsri.ch migriert. Wenn du Fehler bemerkst, darfst du diese sehr gerne unserem Computerflüsterer melden.

Das könnte dich auch interessieren