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20. März 2016 um 12:21

Rapper Wicht hört auf, ich blicke zurück

Letztens noch mit einem neuen Album am Start (Interview auf tsüri.ch), hat der Zürcher Rapper Wicht vor etwas mehr als einer Woche bekannt gegeben, dass er seine Karriere als Solokünstler nun beenden wird.

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Ich blicke nochmals zurück auf über zehn Jahre musikalisches Schaffen von Wicht, welches mich meine ganze Jugend über begleitet hat – und wohl in nostalgischen Phasen weiterhin begleiten wird.

1. E.K.R. feat. Chli Wicht – Ich bin au (2004)



«Ich bin au» – Das war quasi das «Fuck the Police» meiner Jugend: Auf dem letzten Track des E.K.R.-Albums «Ich bin au dini Mueter» wurde sechs Minuten lang ohne Verluste gegen die Kontrolleure der VBZ geschossen. Auf dem Song mit dabei: Wicht, damals noch Chli Wicht. Und wie. Selten hatte ich einen Schweizer so wütend rappen hören. Das ist bis heute geblieben.

2. Wicht – Wichtig (2005)



Wichts Debütalbum «Wichtig» wurde in einer Zeit veröffentlicht als Aggro Berlin gerade im Begriff war harten Rap in Deutschland salonfähig zu machen. In der Schweiz jedoch wurden Rapper eher belächelt, welche eine etwas härtere Gangart einlegten. Nicht so Wicht: «Wichtig» war zwar brachial, trotzdem wurde es ziemlich gut aufgenommen. Das lag wohl daran, dass da mehr war als nur harter Rap: Exemplarisch dafür erinnere ich mich bis heute an eine Textpassage, in der Wicht davon rappt, dass ein Streber ihm in den McDonalds gekotzt habe und er es für 16.50 pro Stunde wegputzen musste. Für mich war diese Ehrlichkeit immer ein grosser Pluspunkt bei Wichts Musik.

3. Wicht auf allen Mixtapes 2006



2006 war für Schweizer Rap ein spannendes Jahr: Nach dem Vorbild des damaligen US-Markts wurde Mixtape nach Mixtape herausgehauen – möglichst rasch hingeschmierte Zusammenstellungen von Tracks, auf denen man stets betonte, dass man die Tracks wirklich in Nullkommanichts hingeschmiert hatte. Mich als 16-Jährigen beeindruckte das damals ganz schön und so zog ich mir auch noch den hinterletzten schlecht abgemischten Song rein. Immer mit dabei: Wicht. Er war so ziemlich auf jedem dieser Mixtapes vertreten (plus auf seinem eigenen «Blauswiis»-Tape) und hatte zumindest szeneintern einen ziemlichen Hype aufgebaut. Der Höhepunkt war dann der gemeinsame Song mit Kool Savas auf «Wer hatz erfunden?». Für mich war da klar: Wicht wird der nächste Bligg. Also in Sachen Erfolg meine ich.

4. Wicht – Action Rap (2008) und Human (2010)



Vielleicht war der zeitliche Abstand zwischen den Alben zu lange, vielleicht war es die allgemeine Flaute im Musikgeschäft, aber als Wicht sein zweites Album «Action Rap» veröffentlichte, ging dies längst nicht so durch die Decke, wie ich es damals erwartet hätte. Mein Glaube daran, dass man in der Schweiz mit klassischem Rap grossen Erfolg haben könnte war bis dahin immer noch ungetrübt. Nun, ich wurde eines besseren belehrt. Mich beeindruckte aber damals wie heute, dass Wicht einfach immer weiter machte. Es gaht wiiter.




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5. Talisman (2015) und Ende der Karriere



Nach über zehn Jahren im Schweizer Rapgeschäft und seinem letzten grossen Album «Talisman» tritt Wicht nun also zurück. In seiner Abschiedsnachricht schreibt er, dass in der Schweiz «kein Platz bleibt für Individualismus und authentische Musik». Es ist schade, aber auch verständlich: Rap hat sich hierzulande nie wirklich so entwickelt wie beispielsweise in Frankreich oder Deutschland. Viel zu klein ist der Markt, viel zu festgefahren die Strukturen. Dass man mit über 30 nun nicht mehr so viel Zeit und Mühe investieren will, scheint nur allzu verständlich.

So bleibt mir nur mich bei dir, Wicht, zu bedanken. Deine Musik hat mich seit meiner Jugend mal mehr, mal weniger begleitet und sie wird wohl auch weiterhin bleiben. Vielen Dank dafür und alles Gute!

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