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Von Simon Jacoby

Co-Geschäftsleitung & Chefredaktor

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26. März 2015 um 12:37

Parteien & Politiker haben noch nicht gecheckt, wozu Social Media da ist

Wahlen in Zürich

«Four more years.» Mit diesem Tweet feierte Barack Obama am 7. November 2012 seine Wiederwahl zum mächtigsten Mann der Welt. Auch jetzt, gut eineinhalb Jahre bevor seine Amtszeit endet, setzt Obama weiter und zunehmend intensiver auf Social Media. Denn er und seine Berater kennen das Potenzial von Facebook und Co. nur zu gut: Bei Obamacare und anderen umstrittenen Projekten ist es gut zu wissen, wie die Bevölkerung denkt und welche Sorgen und Wünsche sie haben. Dialog wird gross geschrieben. In Zürich befinden sich die Politikerinnen im Wahlkampf. Und natürlich versuchen auch sie Social Media zu nutzen, um an der Urne besser abzuschneiden. Fast jeder Kandidat für den Kantonsrat hat eine eigene Facebookpage – meist mit einigen wenigen Fans aus der eigenen Partei und aus dem eigenen Freundeskreis. Und meist ohne klare Strategie. IMG_5362Nicht allen Usern gefällt, was die Noch-Nicht-Politikerinnen auf Facebook und Twitter veranstalten. Vor vier Jahren hiess es noch, innovative Politiker setzen auf die Macht der sozialen Medien. Heute nutzen fast alle Facebook, wissen aber gar nicht wie sie das machen sollen und wozu überhaupt.  Die Regierungsräte Mario Fehr (SP), Ernst Stocker (SVP), Markus Kägi (SVP) und die Kandidatin Carmen Walker Späh (FDP) verzichten im Wahlkampf komplett auf die sozialen Medien – sie haben weder eine Facebookseite, noch ein Twitterprofil. Die SP-Kandidatin Jacqueline Fehr fällt gegenteilig auf: Sie ist Social Media mässig die Spitzenreiterin unter den Regierungsratskandidatinnen. Auf Facebook und Twitter teilt sie regelmässig Beiträge über ihren Wahlkampf und über ihre Wahlkampfthemen.



Die anderen Kandidaten setzen stattdessen lieber auf die klassischen Werbemittel wie Inserate, Plakate und Interviews in den traditionellen Medien. Thomas Heiniger (FDP), Silvia Steiner (CVP) und Martin Graf (Grüne) versuchen sich zwar eine Community aufzubauen, beschränken sich aber auf den Einkauf von Facebook-Likes.

[caption id="attachment_1410" align="alignnone" width="400"]Das Twitter-Profil von Regierungsrat Thomas Heiniger Das Twitter-Profil von Regierungsrat Thomas Heiniger[/caption]

Schade eigentlich, denn Social Media kann so viel mehr: Politiker können direkt mit ihren zukünftigen Wähler in Verbindung treten. Keine Journalistin, die Informationen weglässt und Zitate aus dem Zusammenhang reisst – und keine Podiumsdiskussion, bei welcher der Gegner mehr Redezeit kriegt.

Das Beste ist der Dialog. Noch nie konnten Politikerinnen so einfach mit ihren Wählern kommunizieren. Schade, dass dies fast niemand nutzt.

Nützt nichts, schadet nicht Obwohl beinahe jeder junge Mensch auf Facebook ist, gehen sie nicht häufiger wählen als früher. Das ist zwar schade, aber für die Kandidaten egal. Sie müssen nicht neue Wählerinnen rekrutieren, sondern dafür sorgen, dass SIE gewählt werden. Genau dazu eignen sich die sozialen Medien, wenn sie denn als Diskussionsplattformen und nicht nur als digitale Plakatwände gesehen wird. Ein Wähler, der sich von einer Kandidatin ernst genommen fühlt, wird diese auch wählen. Im Zürcher Wahlkampf hat noch niemand kapiert, dass es nicht nur um Werbung und um das Foto der Standaktion am Bahnhof Stadelhofen geht. Das beste Beispiel im Moment kommt denn auch aus Bern: Die Grüne Nationalrätin Aline Trede nutzt Twitter und Facebook intensiv und kreativ und kommt so nicht nur mit ihren Wählern in Kontakt, sondern erreicht auch jede Menge Journalisten. Eine klassische Win-Win-Situation.



Die einzige Partei, die auf Facebook den Zürcher Wahlkampf ein wenig aufmischt, ist die Alternative Liste. Als Mini-Partei haben sie sich eine beachtliche Fanbasis aufgebaut. Sie haben erkannt, dass mit wenig Geld viel zu holen ist. Mit direktem und authentischem Kontakt zu den Wählerinnen versucht die AL ihre Themen und Kandidaten in die Köpfe der Zürcherinnen zu kriegen. Kurze Videos, die direkt auf Facebook geladen werden, erklären dem User, warum er die AL wählen soll.
 

So einfach geht das. Es ginge aber noch weiter – ebenfalls ziemlich einfach. Themen setzen und Kandidatinnen präsentieren ist das eine, die Diskussion ist das andere. Bürgernahe Politik war noch nie so einfach. Warum traut sich denn niemand?

Darüber diskutieren wir am Freitag, 27.3., um 11 Uhr mit dem Regierungsratskandidaten der AL Markus Bischoff – natürlich auf live auf Facebook.

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