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Von Isabel Brun

(Klima-)Redaktorin

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18. Mai 2021 um 03:00

«Park Platz»: Mit Petition zu mehr Freiheiten

Seit sechs Jahren belebt der Verein «Park Platz» das brachliegende Gelände zwischen dem Oberen und Unteren Letten als Zwischennutzung. Doch die Betreiber:innen stossen immer wieder an ihre Grenzen – und fordern deshalb von der Stadt einen besseren Umgang mit alternativen Raumnutzungen.

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Auf dem «Parki» wird einzig die Buvette kommerziell betrieben. (Foto: zVg)

Es fühlt sich schon fast nach Sommer an, an diesem Samstag, dem 8. Mai. Der «Park Platz» beim ehemaligen Bahnhof Letten ist gut gefüllt. An den Tischen wird getrunken und gegessen, Kinder tollen umher. Mittendrin steht ein kleiner Petitionsstand des Vereins, der die Brache eigeninitiativ betreibt. Er ist mit farbigen Fähnchen verziert, im Hintergrund prangen auf einem Holzschild die Worte «Platz Da». Die Message der Initiant:innen ist klar: Der Park Platz soll es in Zukunft leichter haben – mit der Durchführung von Veranstaltungen und baulichen Veränderungen.

«Eine Podiumsdiskussion ist keine Party»

Seit seiner Geburtsstunde sei es zwar immer wieder zu «nicht ganz nachvollziehbaren Praxen der Stadt» gekommen, sagen Muriel F. und Thomas K. vom Petitionskomitee zwei Tage später im Gespräch via Zoom. Die Initialzündung für die Petition war laut Muriel aber ein Vorfall im vergangenen Jahr, als sie bei einem zweitägigen Festival zum Thema Antirassismus nur für einen Tag eine Bewilligung erhielten – aus lärmtechnischen Gründen, wie es hiess. «Wir fanden und finden es noch immer ungerecht, dass Veranstaltungen mit gesellschaftlicher und politischer Relevanz gleich behandelt werden wie eine Party. Eine Podiumsdiskussion kann doch nicht mit einem Rave gleichgesetzt werden; weder thematisch noch bezüglich ihrer Lärmemission», so die Zürcherin.

Der Park Platz und drei weitere Betriebe im Gebiet zwischen dem Oberen und dem Unteren Letten müssen sich pro Jahr vier Bewilligungen für die «Benutzung von Lautsprecheranlagen im Freien» teilen. Eine Praxis, die ihr Engagement extrem bremsen würde, erklärt Thomas: «Viele Ideen und Projekte können wir aufgrund der hiesigen Bestimmungen nicht umsetzen. Dabei ist es wichtig, dass unkommerziell geführte Räume in der Stadt auch dementsprechend genutzt werden können.» Der Park Platz sei ein solcher Raum.

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Auf dem Park Platz wird nicht nur getrunken und gespiesen, sondern auch rege diskutiert: Wie am «Misch dich ein!»-Podium von Tsüri.ch zum Thema Aktivismus. (Foto: Elio Donauer)

Unkommerziell, aber ernstzunehmend

Der «Parki», wie Stadtzürcher:innen die Brache auch nennen, entstand vor sechs Jahren, als das 2000 Quadratmeter grosse Parkfeld in Wipkingen eine neue Funktion erhalten sollte. Seither fungiert das Gebiet, welches der Stadt gehört, als Zwischennutzung; unterhalten wird es seither vom kollektiv organisierten Verein «Park Platz». Dieser stellte unter anderem eine Buvette auf, legte einen Quartiergarten an, eröffnete eine Druckwerkstatt und erbaute den «Würfel», einen unkommerziell genutzten Community-Space. Das Ziel des Projekts sei es schon immer gewesen, öffentliche Veranstaltungen zu organisieren, die gratis und möglichst niederschwellig zugänglich sind, so Thomas, der schon seit mehreren Jahren Teil des rund zwanzigköpfigen Kollektivs ist. Das bedeute aber nicht, dass sie nicht weniger wichtig seien als Veranstaltungen von gewinnorientiert geführten Institutionen.

Auch Muriel findet: «Wir fühlen uns von der Stadt oft nicht ernst genommen. Dabei trägt der «Parki» als soziokultureller Ort eine grosse Verantwortung im Zürcher Stadtleben – und somit auch wir als Verein.» Im Petitionstext ist deshalb auch von einem direkten Vertrag mit der Stadt die Rede: Dabei gehe es um kürzere Kommunikationswege und ein besseres Verständnis füreinander – «und darum, in künftige Entscheidungsprozesse involviert zu werden», sagt Muriel. Gewisse Prozesse wünscht sich das Petitionskomitee auch beschleunigt. Gerade bei baulichen Veränderungen auf der Brache würde es oft viel zu lange dauern, bis ein Gesuch überhaupt beantwortet werde. In anderen Städten ist das anders: In Bern und Basel gibt es bereits ein erleichtertes Baubewilligungs-Verfahren für Zwischennutzungen.

1500er Marke geknackt

Der Verein stösst mit seinem Appell an die Stadt auf viele offene Ohren und Wohlgesinnte. Seit dem Start der Petition am 8. Mai sind bereits über 1600 Unterschriften zusammengekommen. Thomas hofft auf einiges mehr, «damit ihr Anliegen noch mehr Gewicht bekommt». Dabei gehe es nicht nur um den Park Platz; von den Anpassungen würden hoffentlich auch viele andere alternative Raumprojekte in der Stadt profitieren. Das Vernetzen mit weiteren Vereinen und Kollektiven sei aber nicht nur im Sinne der Petition, sondern auch unabhängig davon wichtig. Schliesslich würden sich viele in einer ähnlichen Lage befinden und der Austausch helfe auch bei Lösungsfindungen anderer Probleme, fügt Muriel an.

Unabhängig davon, wie viele Unterschriften innert den geplanten drei Monaten gesammelt werden, will der Verein auch weiterhin versuchen, den Ort so zu gestalten, dass er für die breite Bevölkerung einfach zugänglich bleibt. Wie richtig und wichtig das ist, zeigt sich an diesem Samstagnachmittag mehr als deutlich.

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