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Von Seraina Manser

Community-Verantwortliche

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30. März 2017 um 23:00

Fempop: Das neue feministische Magazin will mit alten Klischees aufräumen

Heute geht sie online: Die erste Ausgabe des Online-Magazins Fempop. Dass dahinter mehr steckt als Glitzer und Rosa, davon überzeugen uns die Gründerinnen im Interview.

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Die Gründerinnen von fempop: Serena Schindler, Cécile Moser und Rahel Fenini.

Cécile Moser, Serena Schindler und Rahel Fenini veröffentlichen heute Abend – im Rahmen einer Party im Kreis 5 – die erste Ausgabe ihres Online Magazins Fempop. Sie dreht sich um das Thema Popkultur und enthält Rubriken wie Fashion, Food, Culture und Zeitgeist. Das Ziel von Fempop: «dem Feminismus ein positives, neues Image verleihen und ihn popularisieren». Nach drei Monaten soll die zweite Ausgabe mit einem neuen Schwerpunkt folgen. Für Fempop formulieren und fotografieren sie in der Freizeit: Die 28-jährige Cécile Moser arbeitet in der PR und als freie Journalistin, Rahel Fenini, 26, bei der Fachstelle für Frauen und Männer in Baselland und die Dritte im Bunde, Serena Schindler, 25, ist Sekundarlehrerin: «Uns verbindet die Liebe zum Schreiben und Gestalten. Zudem die Leidenschaft für Feminismus und politische Themen».

Tsüri.ch sprach mit ihnen über Klischees und die Rolle von Rosa.

Was ist Feminismus?
Für uns in erster Linie: Mehr Freiheit. Es geht darum, traditionelle Geschlechterstereotypen und Rollenvorstellungen abzubauen. Wir wünschen uns eine gleichgestellte Gesellschaft, in der alle die gleichen Chancen haben und selbständig entscheiden können, wer sie sein möchten und wie sie ihr Leben gestalten möchten. Um diese Veränderungen zu erreichen, bedarf es vieler Schritte und Gruppierungen.

Welcher?
Ein Women’s March ist wichtig, aber auch eine Männer-Fachstelle, Parteipolitik und deren Vorstösse sowie Podiumsdiskussionen. Allerdings reichen nur gesetzliche und politische Vorstösse nicht. Wichtig ist ein Umdenken in den Köpfen und in der Gesellschaft.

Und da kommt euer Magazin ins Spiel?
Genau, das Umdenken braucht Zeit und viel Arbeit, hier findet ein Magazin wie fempop seinen Platz.

Warum habt ihr entschieden, euer eigenes feministisches Online-Magazin zu gründen?
Wir haben häufig über politische Themen und Feminismus diskutiert, und darüber, was uns in der Szene noch fehlte. Inspiriert hat uns etwa femtastics oder Trust the Girls aus Deutschland sowie das französische Paulette Magazin. Darin geht es ganz klar um politische, feministische Inhalte, die Vermittlung aber ist lustvoll, locker und positiv. Zudem kommt das Ganze nicht elitär und top-down daher.

Ihr wollt dem Feminismus ein positives, neues Image verleihen. Welches negative Image haftet ihm denn an?
Wir glauben, viele Feminismus-Debatten spielen sich noch immer in einer intellektuellen, elitären Schicht ab: Unter Menschen, die sich schon jahrelang mit dieser Thematik – auf theoretischer und politischer Ebene – befassen. Dabei wird oft der Blick auf das grosse Ganze verloren. Wir sind Verfechterinnen der Populärkultur und haben uns in elitären Kreisen nie wohl gefühlt, trotz universitärem Hintergrund. Mit unserem Magazin möchten wir auch diese Gruppen erreichen, die sich bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gross mit Feminismus auseinandergesetzt haben.

Fempop richtet sich an «aufgeklärte Boys und nasty Girls». Was sind «aufgeklärte Boys»?
Aufgeklärt heisst für uns kritisch, weltoffen und vorausschauend. Menschen, die den Staat, Institutionen und Machtstrukturen hinterfragen, vielleicht Probleme damit haben, diese verändern möchten oder zumindest auf sie hinweisen wollen.

Und was ist ein «nasty Girl»?
Ein nasty Girl ist eine Frau, die sich Konventionen nicht unterwirft. Sie zieht ihr Ding durch und geht selbstbewusst und eigenständig durch die Welt, unabhängig von traditionellen Geschlechterbildern und stereotypen Begabungszuschreibungen.

Auf eurem Instagram-Profil und in der ersten Fotostrecke dominieren Rosa und Glitzer. Das ist doch genau ein solcher Stereotyp.
Miniröcke, Glitzer und Rosa machen dich nicht weniger zu einer Feministin. Uns liegt es am Herzen, jungen Frauen zu zeigen, dass sie sich – äusserlich – nicht ändern oder anpassen müssen, um eine Feministin zu sein.

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Aus der aktuellen Fotostrecke: «Miniröcke machen dich nicht weniger zu einer Feministin»

Gehört Rosa für euch zum Feminismus?
Nicht zwingend, das muss jeder für sich entscheiden. Rosa ist eine extrem starke Farbe und hat eine beachtliche Karriere hingelegt: Früher mal die Farbe der männlichen Babies, dann diskriminierendes Erkennungszeichen der homosexuellen KZ-Häftlinge bis hin zu der Farbe der Gays und Queers. Genau diesem Diskurs bedienen sich ja auch die Pussyhats. Es geht um Pinkpower, sprich die Umkehrung und Subversion der rosa Mädchen-Klischees. In diesem Sinne ist die Farbe in unserem feministischen Diskurs sicherlich auf ihre Art präsent. Aber wir finden es heikel und nicht sehr fortschrittlich, eine gewisse Farbe einem gewissen Geschlecht zuzuteilen.

Ihr schreibt: «Fempop räumt mit alten Klischees auf». Welche sind das?
In vielen Köpfen sind Feministinnen noch immer wütende Emanzen und Männerhasser – mit einem gewissen Aussehen. Diesem weit verbreiteten Bild möchten wir Gegensteuer bieten und den Leuten aufzeigen, dass es auch andere Feministinnen gibt, die hervorragende Beziehungen zu Männern führen und diese auf keinen Fall missen möchten. Und auch äusserlich betrachtet gibt es eine grosse Diversität. So darf es nicht nur okay sein, sich nicht mehr zu rasieren, sondern muss es auch okay sein, Glitzer und Rosa zu tragen. Diese Vielfalt ist wichtig.

Auch wollt ihr Feminismus populärer machen. Ist er nicht schon populär genug? Man denke beispielsweise an die «Pussy-grabs-back-Bewegung» und die Women’s Marches.
Feminismus ist momentan sehr präsent und populär, das stimmt, aber wie man jetzt an ersten Gegenbewegungen auch wieder sieht, bewirkt es nicht immer das, was man sich erhofft hat. Deshalb ist es wichtig, die Inhalte auch anders zu verpacken und zu kommunizieren. Nur weil etwas präsent ist, muss es nicht zwingend für alle populär sein, dies kann auch nur für eine Schicht oder ein Umfeld gelten.

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Aus der aktuellen Fotostrecke: «Girl-Gangs stehen für Female-Power»

Die aktuelle Ausgabe enthält eine Fotostrecke mit einer Girl-Gang. Die Machart erinnert mich stark ans Friday-Magazin. Was unterscheidet eure Fotostrecken von klassischen?
Das fassen wir jetzt mal als Kompliment auf. Klassische Modestrecken widmen sich ja auch immer einem Thema, bei uns stehen jedoch nicht die Produkte im Vordergrund – Marke und Preis der einzelnen Kleidungsstücke sind nicht angegeben – sondern die Botschaft an sich.

Welche Botschaft verkörpern Girl-Gangs?
Sie sind Inbegriff der Popkultur und stehen für Female Power, die Girls-Support-Girls Bewegung und Loyalität. Das haben wir erörtert, textlich wie durch die Bilder. Es geht um Codes, Gesellschaftskritik und kulturelle Bedeutungen.

Launch-Party ist am Freitagabend, im Quartierhaus des Kreis 5 am Sihlquai 115

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