Neuer Zero-Waste-Laden: «Wir hatten genug von unnötigen Verpackungen» - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Von Seraina Manser

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17. März 2017 um 08:20

Neuer Zero-Waste-Laden: «Wir hatten genug von unnötigen Verpackungen»

Nachdem am 4. März 2017 das Zero-Waste-Ladencafé «foifi» eröffnet hat, folgt jetzt schon der zweite Unverpackt-Laden in Zürich. Zu Besuch bei «Chez Mamie» im Kreis 6.

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721 Kilogramm Haushaltsabfall produziert der/die Durchschnittsschweizer*in in einem Jahr. Laut der Abfallstatistik des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) werden davon 341 Kilogramm verbrannt. Immerhin mehr als die Hälfte, 380 Kilogramm, werden rezykliert (Zahlen von 2015). Die jährliche Abfallmenge, die Schweizer*innen produzieren, steigt: Waren es im Jahr 2005 noch insgesamt knapp 5 Millionen Tonnen Haushaltsabfall, sind es 2014 bereits 6 Millionen. Gegen die Wegwerfgesellschaft wollen vier Umweltnaturwissenschaftler*innen aus Zürich etwas unternehmen: In ihrem Laden «Chez Mamie» an der Schaffhauserstrasse verkaufen sie Lebensmittel, Hygiene- und Haushaltsprodukte ganz ohne Verpackung.

Genug von Verpackung
Gabi Moser, Anne Giger Dray, Dea Wehrli und Patrick Waeber kennen sich über die ETH-Forschungsgruppe «Forest Management and Development». In ihrem gemeinsamen Büro versuchten sie schon früh, möglichst keinen Abfall zu produzieren. Es war aber aufwändig, Produkte ohne Verpackung zu finden und einen Unverpackt-Laden mit grossem Sortiment gab es damals in Zürich noch nicht. «Wir hatten genug von all den unnötigen Verpackungen, aber anstatt immer darauf zu warten, dass es andere in die Hand nehmen, beschlossen wir, selbst einen Zero-Waste-Laden zu eröffnen», erzählt Dea Wehrli. Das war vor einem Jahr.

Jetzt steht Dea hinter der Theke des neu eröffneten «Chez Mamie». Vor dem Schaufenster rasen die Autos Richtung Milchbuck, ein paar Teenies mit Starbucks-Becher in der Hand rennen aufs Tram und nebenan gibt es libanesisches Essen. «Mit unserem Standort sind wir sehr zufrieden», sagt Dea. Das Preis-/Leistungsverhältnis am Schaffhauserplatz stimme und es gäbe viel Laufkundschaft – «Chez Mamie» soll auch ein Quartierladen sein.

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Pasta, Nüsse, Körner und Mehl im Offenverkauf

Von der Romandie in die Deutschschweiz
Niemand im Team hatte viel Ahnung davon, was es heisst, einen Laden zu gründen. Deshalb entschieden sie sich für Franchising und reisten nach Sion, wo im Mai 2016 ein junges Paar – ursprünglich aus Südfrankreich – das erste «Chez Mamie» eröffnete. Für ein «Chez Mamie» in Zürich und somit eine erste Filiale in der Deutschschweiz waren die beiden sofort zu begeistern. In der Romandie funktioniert das Konzept, bis heute kamen dort fünf weitere «Chez Mamie» hinzu.

Vor gut einem Jahr analysierte Dea die Situation in der Schweiz: «Einen Zero-Waste-Laden wie wir ihn im Kopf hatten, gab es damals nur in Genf», sagt Dea. Mittlerweile wisse sie von mehreren verpackungsfreien Läden, die in der Deutschschweiz geplant sind. In Frankreich kenne man den Zero-Waste-Trend schon länger. Dea denkt, dass das zu einem gewissen Teil auch an der Französin Bea Johnson liegen könnte, die mit ihrem Buch «Zero Waste Home» ihren Lebensstil verbreitet hat. Der Trend schwappt jetzt über die Romandie in die Deutschschweiz.

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Das war früher eine Metzgerei.

Früher Metzgerei, jetzt Zero-Waste
Wo jetzt stylische Glühbirnen von der Decke baumeln, hingen einst Würste, und wo die Holzgestelle mit Trockenfrüchten stehen, lagen früher Poulets und Gehacktes: Die ehemalige Metzgerei stand lange leer und musste zuerst noch renoviert werden, was viel Zeit in Anspruch nahm. Jetzt ist von der ehemals gekachelten Wand nichts mehr zu sehen und statt nach Salami riecht es nach Seife. Alle Produkte wie z.B. Pasta, Mehl, Zucker, Nüsse und Trockenfrüchte befinden sich in Behältern auf Tischen und an der Wand. Der Kunde kauft genau die Menge, die er braucht. Auf dem Kosmetikregal liegen offene Seifen, Shampoo, Zahnpasta in Blockform und wiederverwendbare Wattestäbli – ohne Watte. Plus verschieden Öle zum Selber-Abfüllen. Wirklich neu ist die Idee des Offenverkaufs ja nicht, er ist nur etwas in Vergessenheit geraten. Zu Omas (frz. «Mamie») Zeiten kaufte man im Lädeli um die Ecke den Zucker aus der Dose oder die Milch in der Glasflasche...

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Die «Kosmetikabteilung»

Noch ist der Laden eher leer, doch das Angebot soll laufend erweitert werden: Damit sie Produkte wie Joghurt und Käse verkaufen können, sammeln sie jetzt Geld über Crowdfunding. Ob man irgendwann den ganzen Einkauf bei ihnen erledigen könne? Nein, das sei nicht ihr Ziel. «Chez Mamie» will das Grundsortiment abdecken und spezielle Produkte anbieten, die es bei Migros und Coop nicht gibt.
Die vier Gründer*innen von «Chez Mamie Zürich» leben unterschiedlich stark den Zero-Waste-Lifestyle: «Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie weit sie oder er Zero-Waste leben möchte», sagt Dea. Jetzt haben sie zumindest ihren eigenen Laden, der es ihnen erleichtert.

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Shampoo in Blockform

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