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12. Dezember 2019 um 08:04

Neue Institutionenökonomik – Eine progressive Forschungsagenda

An der Universität Zürich findet eine Vorlesungsreihe zu alternativen Wirtschaftsmodellen statt. Die Organisator*innen vom Verein Plurale Ökonomik präsentieren hier die besprochenen Themen. Hier folgt der zwölfte von dreizehn Teilen.

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Bild: Joshua Ness via Unsplash

Text: Flora Märki

Unser Gast von dieser Woche muss leider seine physische Anwesenheit kurzfristig absagen, da die französische Bahn streikt. Professor Claude Ménard erklärt uns deshalb per Skype die progressive Forschungsagenda der Neuen Institutionenökonomik. Er ist emeritierter Professor an der Universität Panthéon Sorbonne in Paris und einer der einflussreichsten Wissenschaftler in der Neuen Institutionenökonomik.

Ménard erklärt, dass er sich vor allem mit der Neuen Institutionenökonomik (NIE) beschäftigt und diese nicht mit der «alten» Institutionenökonomik verwechselt werden sollte. Die NIE sieht die Repräsentation der Ökonomie als ein integrierter Teil von Institutionen, worin Individuen eingebettet sind. Die zwei Hauptunterschiede zur Mainstream-Ökonomie stellen dabei folgende Punkte dar: 1.) In der NIE werden die Institutionen als endogen betrachtet. Um die Ökonomie zu verstehen, müssen also die Institutionen verstanden werden. 2.) Für Akteure wird von Verhaltensannahmen mit einer limitierten Rationalität ausgegangen. Weil wir limitiert sind im Prozessieren von Informationen, werden unsere Entscheidungen – im Vergleich zum Mainstream – nicht immer als rational betrachtet.

Die NIE beschreibt sich laut Ménard als progressiv, da sie eine reiche und breite Forschungsagenda betreiben. Zudem sind fundamentale Konzepte wichtig, die helfen, die Probleme zu analysieren. So werden drei wichtige Ebenen unterschieden: Die Marko-Ebene, die Mikro-Ebene und dazwischen die Meso-Ebene.

Für die Institutionen heisst das Folgendes:

  1. Makro Institutionen: Konstituieren Vorschriften und bilden Rechte (z.B. Politisches System, Judikative)
  2. Meso Institutionen: Hier werden generelle Vorschriften zum Mikro-Level spezifiziert (z.B. Öffentliche Verwaltung, regulierende Behörden)
  3. Mikro Institutionen: Organisatorische Einrichtungen, durch welche Transaktionen geplant, durchgeführt und überprüft werden (z.B. NGO)

Diese Ebenen sind wichtig um zu verstehen wo gehandelt werden muss und wo die Entscheidungen getroffen werden sollten.

Ménard erklärt wie nach der NIE mit dem Klimawandel umgegangen werden sollte: Grundsätzlich ist es wichtig, dass für eine solche globale Herausforderung alle Ebenen miteinbezogen werden. Die intermediäre Meso-Ebene ist dabei besonders wichtig, da die Mikro- und Makro-Ebenen limitierte Handlungsfähigkeiten haben.

Mögliche Lösungsansätze auf der Mikro-Ebene sind a) Transaktionen, wobei Personen oder Institutionen, die mehr verschmutzen denjenigen bezahlen, die weniger verschmutzen, b) Verträge, wobei hier explizit vereinbart wird wer wieviel emittieren darf oder c.) den freien Markt spielen lassen. Wobei bei der letzteren Variante fraglich ist ob der «freie Markt» zu Lösungen bezüglich des Klimawandels führen kann. Laut Ménard muss die Entscheidung, welche Variante Sinn macht durch die Evaluation der Transaktionskosten geschehen. Es soll also die Variante ausgesucht werden, welche am wenigsten kostet und am effizientesten ist.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Neue Institutionenökonomik die institutionellen Anordnungen anschaut, um zugleich Effizienz und Gleichheit zu erreichen. Dabei bildet die Meso Ebene das Bindeglied zwischen Makro- und Mikro-Ebene.

Diesen Donnerstag wird uns an der letzten diesjährigen Session der Vorlesungsreihe «Plurale Ökonomik» Prof. Josef Falkinger von der Universität Zürich, den «Verlust der politischen Ökonomik» erklären.

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