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24. April 2020 um 14:30

Nadia Huberson: Gemeinderätin, Cinephile und Tsüri-Member

Nadia Huberson setzt sich als SP-Gemeinderätin der Stadt Zürich für Gleichstellung und eine faire Migrationspolitik ein. Im Gespräch mit Tsüri.ch erzählt sie vom Leben als Politikerin, aus ihrem Beruf und ihrer Liebe für den Film.

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Foto: Artemisia Astolfi

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Ein etwas aussergewöhnliches Member-Gespräch: Dieses Mal nicht in einem Café, sondern via «Zoom». Die 34-jährige Nadia Huberson sitzt vor ihrem Laptop und ist gespannt auf ihr erstes Interview.

Nadia wuchs in Buchs im Kanton St.Gallen auf. Mit ihrem Vater, der ursprünglich aus Frankreich stammt, und ihrer Mutter, die von Portugal nach Genf zog, wurde im Hause Huberson stets Französisch gesprochen. Schon am Familientisch war Politik ein grosses Thema, wodurch sich die junge Nadia bereits früh eigene Meinungen und Überzeugungen bilden konnte. Als sie volljährig wurde und somit auch ihr Wahlrecht erhielt, konnte Nadia zum ersten Mal aktiv in der Politik mitsprechen. Sie hatte damals noch keinen Schweizer Pass und konnte zwar im französischen Konsulat in Zürich wählen, nicht aber in der Schweiz.

Nachdem Nadia eine klassische kaufmännische Ausbildung absolviert hat, führte sie ein Jobangebot als Kundenberaterin bei der «UPC Cablecom» nach Zürich, wo sie bis heute lebt.

Seit drei Jahren im Gemeinderat
2012 erhielt Nadia endlich den Schweizer Pass und trat noch im selben Jahr der Sozialdemokratischen Partei (SP) bei. Obwohl sie bei der SP niemanden kannte, vertraute sie auf ihre persönlichen Überzeugungen und startete dort ihre Karriere als Politikerin. «Kontakte sind das A und O», meint Huberson. Durch das Verteilen von Flyern, kam sie den Menschen näher und so ging es für sie Schritt für Schritt weiter voran. Nachdem sie dem Vorstand der SP des Kreis 11 beitrat, wurde Nadia vor drei Jahren von ihren Parteigenoss*innen ermuntert, für den Gemeinderat zu kandidieren. Da es sich um ihre erste Kandidatur für ein Amt handelte, war Nadia umso überraschter, als es wirklich klappte. Von Nummer 13 auf einer Liste von 22 Kandidierenden, erreichte sie den siebten Platz und wurde Teil des Zürcher Gemeinderats.

Nadia benötigte anfangs etwas Zeit, um sich einzuleben. «Zuerst musste ich herausfinden, wie es in einem Parlament funktioniert. Ich musste mich in alle Vorstösse und Weisungen einlesen. Aber jetzt bin ich angekommen» ,berichtet Huberson, «Es ist kaum zu fassen, dass die Hälfte der Legislatur bereits vorüber ist.» Doch Nadia spielt bereits mit dem Gedanken, in zwei Jahren erneut zu kandidieren.

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Nadia an einer Demonstration gegen Gewalt gegen Frauen in Paris im Herbst 2019. Foto: Mathieu Delmestre

Mitsprache für alle
Gute Integration, ein fairer Einbürgerungs-Prozess, politische Partizipation für alle und die Frauenrechte, sind Nadia besonders wichtig. «Es gibt leider auch im Jahr 2020 noch viele Dinge, die nicht so sein sollten», sagt sie. Ihr grosser Einsatz für ein Ausländerstimmrecht ist mit ihrer Vergangenheit verbunden. Obwohl sie in der Schweiz geboren und aufgewachsen ist, konnte sie in der Politik lange nicht mitbestimmen, nur weil sie über keinen Schweizer Pass verfügte. «Ich wünsche mir, dass die Gleichstellung so schnell wie möglich erreicht wird und dass bald in der ganzen Schweiz ein Ausländerstimmrecht eingeführt wird.» Doch dies umzusetzen, ist wegen einer rechten Mehrheit im Kantonsrat schwer.

Das Schwierige ist, die Menschen zu sensibilisieren!

Nadia Huberson

Nadia erzählt, dass viele der Meinung seien, dass die Gleichstellung bereits erreicht ist. Auf den Wunsch eines Ausländerstimmrechts bekommt sie oft Antworten zu hören wie: «Dafür ist ja die Einbürgerung da». Dies ist leider einfacher gesagt, als getan.

Politik und Beruf
Am Mittwochnachmittag ist Nadia jeweils im Rathaus, die anderen Tage arbeitet sie bei «Sunrise». Seit bald fünf Jahren ist sie dort als Direktionsassistentin und Projektmitarbeiterin angestellt, als sogenannte «gute Fee für alles» und ist für administrative und operative Aufgaben verantwortlich. Sich hundert Prozent der Politik zu widmen, kann sie sich nicht vorstellen. «Eine gute Balance zwischen Beruf, Politik und Privatleben ist mir wichtig», erzählt Nadia. Die einzige Schnittstelle von der Politik und ihrem Berufsleben bildet sich in der Gewerkschaft «Syndicom», bei der Nadia als Delegierte für «Sunrise» aktiv ist.

Bei «Syndicom» sind Gleichstellung und Frauenrechte im Arbeitsbereich Medien und Kommunikation ein grosses Thema. Die Gebiete IT und Telekommunikation, sind immer noch sehr männerdominiert. «Ich habe kein Problem damit, mit Männern zu arbeiten, aber trotzdem sehe ich, dass Frauen in den Top-Positionen fehlen», berichtet Nadia. Die Transparenz der Löhne fehle ebenfalls – die Löhne allgemein seien in der Gesellschaft leider immer noch ein grosses Tabu-Thema.

Die Liebe zum Arthouse
Neben der Politik und ihrem Beruf darf in Nadias Alltag das Kino nicht fehlen. Eine so grosse Liebe fürs Kino wie sie, hat wohl kaum ein anderes Tsüri-Member. Nadia hat sogar noch ihr erstes Kino-Erlebnis vor Augen, als sie mit vier Jahren mit ihren Eltern den ersten Kino-Saal von innen sah. Dass Zürich so viele Kinos bietet, die Filme in der Originalsprache zeigen, ist für Nadia fast wie ein Los im Lotto.

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Während der Corona-Krise vermisst Nadia das Kino am meisten. Foto: zVg.

Bevor sie in der Politik tätig wurde, war es für Nadia üblich, mehrmals in der Woche in den Genuss eines Kinofilmes einzutauchen. «Nun bin ich schon froh, wenn ich es einmal im Monat ins Kino schaffe», so Huberson. Einen Film bei sich zuhause zu schauen, sei für sie nicht dasselbe.

Im Kino hast du Emotionen und bist wirklich im Film drin

Nadia Huberson

Ihre Cinephilie führt Nadia auf ihre französischen Wurzeln zurück. «Die Franzosen sind solche Film-Liebhaber!», fügt Nadia lächelnd zu.

Dank Tsüri-Sticker Member geworden
Als Nadia bei ihren Kolleg*innen Tsüri-Stickers auf den Laptops entdeckte, wurde auch sie auf das junge Medium aufmerksam. Der lokale Journalismus, der nur über die Stadt berichtet, gefällt ihr. Besonders mag sie das «Tsüri-Briefing», mit den täglichen News und die wöchentliche Agenda, die Tipps zu den besten Veranstaltungen und versteckten Örtchen der Stadt gibt. «Darum bin ich auch gern Tsüri-Member»,so Nadia.

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