Meinungs-Mittwoch: 7 Sünden schlechter Gastronom*innen - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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29. August 2018 um 10:43

Meinungs-Mittwoch: 7 Sünden schlechter Gastronom*innen

Unsere Redaktorin Arjuna Brütsch arbeitet Teilzeit hinter der Bar. Eine Legende besagt, dass Zürich eine der höchsten Quoten an schlechtem Service-Personal hat. Da man als Gast nicht immer den ganzen Überblick hat, gibt sie diese Woche einen Einblick in die Innenwelt der Gastronomie und was tatsächlich schlechte Bedienung ausmacht.

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In der Artikel-Reihe «Meinungs-Mittwoch» leistet sich jeden Mittwoch ein Redaktionsmitglied von Tsüri.ch eine Meinung. Sei es als Kolumne, Glosse oder eventuell als Video mit Tanzeinlage. Denn wie hat es Clint Eastwood als Dirty Harry damals so schön auf den Punkt gebracht: Meinungen sind wie Arschlöcher, jeder hat eins.

Oft höre ich Dinge wie «In Zürich ist überall die Bedienung schlecht», «Bei dir spürt man die Leidenschaft noch, das ist mittlerweile eine Seltenheit». Das Bild, dass in der Gastronomie viele Student*innen arbeiten, die keine Lust und keine Ahnung haben, verfestigt sich – und mein Herz blutet. Auch wenn ich Studentin bin, ist in meiner Bar Gastgeberin sein keine verwerfliche Aufgabe, sondern eine, die ich liebe. Meine innere Löwin brüllt und sucht nach den Verantwortlichen an denen sie ihre Rage auslassen kann. So habe ich nun eine Feldstudie betrieben und 7 Schuldige gefunden für den Ruin des Gastro-Rufes.

1. Nein, ich arbeite nicht hier

Neulich im Kafi: Es hat Tische voll mit leeren Gläsern und Tassli, dein Cappuccino wird dir gebracht, und der Service nimmt beim Reingehen NICHTS mit. Meistens endet diese Situation damit, dass ich es beim Reingehen selber mache – und anschliessend von anderen Gästen für eine Mitarbeiterin gehalten werde.
Tipp des Tages: Das Leben ist zu kurz, um zweimal zu laufen, #yolo. Laufe NIE mit leeren Händen.

2. Lächeln bitte! *cheese*

Unfreundliches Personal ist inakzeptabel. Natürlich hat jede*r mal einen schlechten Tag, aber niemand mag es, unbegründet angeschnauzt zu werden. Legitim ist es nur, falls der Gast gegen einen schrecklichen Punkt von dieser Liste verstossen hat.
Tipp des Tages: Trotzdem – Es ist Teil vom Job, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Niemand badet gerne die schlechte Laune von anderen aus. Wenn du es nicht verkneifen kannst, sei zumindest ehrlich, Menschen sind meistens ziemlich verständnisvolle Wesen.

3. Dreckspatz

Die Hygieneanforderungen sind in der Gastro so hoch, wie in wohl fast keiner Branche. Es schaudert mich darum jedes Mal, wenn ich Bedienung mit langen, offenen Haaren oder in Tanktops sehe. Und es ekelt mich, wenn ich sehe, wie Gläser an den oberen zwei Zentimetern angefasst werden, die meinen Mund beim Trinken berühren – wann hast du das letzte Mal die Hände gewaschen?!
Tipp des Tages: Vergiss deine Eitelkeit und mach es einfach, isch doch nöd so schwirig, oder? Und in diesem Fall Regel Nr. 3: Fasse die Gläser IMMER unten an.

4. Alles in Ordnung?

Zwei Fliegen mit einer Klatsche: Zu aufdringliches Personal und mega verhängtes Personal. Wenn ich beim Kauen zum gefühlt zehnten Mal gefragt werde, ob alles in Ordnung ist, nuschle ich nicht «hmm nein». Auch wenn ich seit 15 Minuten versuche zu zahlen, werde ich mich wahrscheinlich leise nerven. Not cool.
Tipp des Tages: Es ist eine Gratwanderung. Augenkontakt suchen, den Raum immer im Blick halten. Es ist okay, wenn etwas länger braucht, weil viel zu tun ist, aber schnorrende oder am Handy-hängende Bedienung, die Gäste warten lässt, ist ein No-Go.

5. Kei Ahnig

Sich mit dem Sortiment (noch) nicht auskennen kann verzeihbar sein, den teuersten Whiskey ungefragt im Tumbler auf Eis servieren nicht. An vielen Orten muss kein überwältigendes Fachwissen vorhanden sein, doch wenn die fachliche Inkompetenz hinter dem Tresen hervorquillt, den ganzen Betrieb einnimmt, aus der Tür rollt und die ganze Stadt umhüllt, ist etwas falsch.
Tipp des Tages: Irgendwann ist jede*r ein*e Anfänger*in – aber jede*r wird eingearbeitet, und wenn du dich dafür interessierst, informierst du dich. Wenn nicht, ist es vielleicht nicht der richtige Job.

6. If bin nift bedrungen

Abgelöschtes, Keine-Lust-Personal ist die eine Sache – übermotiviertes Personal in Hinsicht auf den eigenen Alkoholkonsum ist eine ganz andere. Klar wird Abends mal ein Bier getrunken oder ein genervter Beruhigungs-Shot, doch ein*e Barkeeper*in, der*die so betrunken ist, dass alles nur noch halbpatzig funktioniert ist .. ääh, unangebracht.
Tipp des Tages: Ich bin ja keine Spezialistin, aber wenn du das jeden Abend machst, empfehle ich dir einen Alkoholentzug.

7. Geiz ist nicht geil

Klar ist Zürich teuer, klar muss der Betrieb Geld einnehmen und klar zahle ich für eine bestimmte Menge. Wenn so richtig knausrig eingeschenkt wird, fühle ich mich bizli unerwünscht. Falls hinzu kommt, dass die Bedienung betrunken, unmotiviert und inkompetent, nicht den Hygienestandards entsprechen herumsteht und die Arbeit nicht sieht, trinke ich möglichst schnell aus und springe von der Brücke.
Tipp des Tages: Hast du den Stellenbeschrieb gelesen, in dem steht: «Mach mich betrunken und halte mich bei Laune»?

Titelbild: Timothy Endut / Laura Kaufmann

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