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12. September 2018 um 09:34

Meinungs-Mittwoch: Die Polizei ­– dein Freund und Helfer?

Die Polizei – dein Freund und Helfer. Diesen Slogan kennen wir alle. Unsere Redaktorin Darja Schildknecht spürt davon aber nicht viel in Zürich. Und das liegt nicht nur an den Gesetzeshüter*innen in Spe. Ihr Meinungs-Mittwoch gegen das grundsätzliche Scheisse-Finden der «Bullerei».

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In der Artikel-Reihe «Meinungs-Mittwoch» leistet sich jeden Mittwoch ein Redaktionsmitglied von Tsüri.ch eine Meinung. Sei es als Kolumne, Glosse oder eventuell als Video mit Tanzeinlage. Denn wie hat es Clint Eastwood als Dirty Harry damals so schön auf den Punkt gebracht: Meinungen sind wie Arschlöcher, jeder hat eins.

Die «Bullen» sind in Zürich ein beliebtes Thema. Schon immer. Polizeipatrouillen hier, Beschimpfungen dort. Letzter Vorfall war der 18. August 2018, wo es nach einer Messerattacke und dem Eingriff der Polizei und Sanität zu Krawallen kam. Ältere Herren mit grauen Haaren lesen die Schlagzeilen und schütteln den Kopf. «Was ist nur mit der heutigen Jugend los?» Ja, was ist los? Wird es jemals hingebungsvollen Versöhnungssex zwischen der Stadtpolizei und gewissen Teilen der Zürcher Bevölkerung geben?

Letzthin war ich in Schwyz zu Besuch und ging eine Runde laufen. Da kamen mir zwei Polizisten entgegen und gaben mir ein Schöggeli mit Polizei-Branding. Weil ungewohnt, nahm ich es verwirrt entgegen. Die zwei netten Herren informierten mich dann, dass nun wieder mehr eingebrochen werde und dass ich, sollte ich etwas Auffälliges beobachten, die Polizei doch anrufen solle. Aha, ok. Merci, mach ich. Zurück in Zürich lese ich über die Berliner Polizei und wie diese aufgrund von Trockenheit ihre Wasserwerfer nutzte, um die Berliner Grünflächen zu bewässern. Wow. Da kann man wirklich von Freund und Helfer sprechen.

Man nehme sich doch zwei Sekunden, um diese zwei Vorfälle bildlich vorzustellen. In Zürich. Ich kann gar nicht anders als lachen. Ich sehe sie vor mir, zwei Polizisten mit Glatze, männlichem Bart und Stecker im Ohr. Sie gehen die Langstrasse hinunter und verteilen freundlich Schöggeli für die Stadtbewohner*innen. Zwischendurch wird halt gemacht, um die paar Bäume zu giessen. Ich hoffe, ihr habt genauso Spass an diesem Bild wie ich. Natürlich ist das überspitzt. Aber sind wir ehrlich: Am Besten ist die Polizei doch, wenn sich alle sicher fühlen und langsam das Gefühl aufkommt, es brauche gar keine Polizei. Das hiesse, die Herren (und die paar Damen) machen einen guten Job.

Die Realität scheint aber anders auszusehen. Zumindest wenn ich mich in meinem Zürcher Umfeld umhöre: Die Polizei in Zürich funktioniert nicht als Freund und Helfer. Zu tief sind die Gräben zwischen gewissen Teilen der Stadtbevölkerung – in welchen ich anscheinend verkehre – und der Polizei. Aber ganz klar ist auch: Das ist auf beide Seiten verschuldet. Während die Stadtpolizei immer mal wieder zu unseriösen und vor allem unverhältnismässigen Mitteln greift, übernehmen viele der mir bekannten Zürcher*innen eine nicht sehr konstruktive Haltung. Viel zu oft musste ich mir schon anhören, dass «alle Bullen scheisse sind» und man niemals die Polizei anrufen würde. Ganz heftig wird es immer, wenn ich mit meinen Gender-Anforderungen komme – Gleichheit auch bei der Polizei. Das wird dann oft abgetan mit dem Satz: «Lieber abschaffen, die Bullen». Und dann ist es an mir, zu sagen: «Äh nein, wir brauchen eine Polizei zum Schutz unseres Rechtsstaates. Lieber diese Mal reformieren.»

Long Story short: Ich möchte mir eigentlich nicht mehr anhören müssen, wie scheisse alle «Bullen» sind und dass man diese doch abschaffen müsste. Wir alle wissen, dass es eine Polizei braucht. Abschaffen ist keine Option. Vielmehr liegt es an uns, darauf zu schauen, dass diese ihre Macht nicht missbraucht. Sind wir vehement gegen das Prinzip der Polizei, können wir sie auch nicht ändern. Und liebe Stadtpolizei: Wie wär’s denn mal mit Schöggeli und Pflanzen giessen? Anstelle von Racial-Profiling, Einsätzen vor der Autonomen Schule oder Party-Crashen? Ich glaube, es ist Zeit für Versöhnungssex.

Titelbild: Laura Kaufmann / Timothy Endut

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