Nerv mich nicht mit deinem Fussball-Sexismus - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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27. Juni 2018 um 09:20

Nerv mich nicht mit deinem Fussball-Sexismus

Die WM lässt die Emotionen hochkochen – und das nicht nur bei den Schweizer Nati-Spielern (hehe). Auch Redaktorin Darja lässt sich gerne hinreissen: Als weiblicher Fussball-Fan muss sie sich aber einiges anhören – besonders von den Männern. Das nervt und ist unnötig. Also bitte lasst es sein!

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In der neuen Artikel-Reihe «Meinungs-Mittwoch» leistet sich jeden Mittwoch ein Redaktionsmitglied von Tsüri.ch eine Meinung. Sei es als Kolumne, Glosse oder eventuell als Video mit Tanzeinlage. Denn wie hat es Clint Eastwood als Dirty Harry damals so schön auf den Punkt gebracht: Meinungen sind wie Arschlöcher, jeder hat eins.

Yes! Heute sind wieder Nervenkitzel, lautes Gejohle, Bier und Wurst angesagt. Ja genau, ich spreche vom Fussballmatch, bei dem sich die Schweizer Nati (hoffentlich) ins Achtelfinale schiesst. Es war ja der Wahnsinn, wie sie sich letzten Sonntag zum Adler – äh, Sieg – verholfen haben!

Ich (weiblich, 27 Jahre alt) schaue gerne Fussball. Nervtötend finde ich jedoch, dass ich mich dafür rechtfertig muss – als Vertreterin des weiblichen Geschlechts, so scheint es. «Was, du hast sogar ein Schweizer-Nati-Trikot?», «Weisst du überhaupt was Abseits ist?», «Wie hiess nochmals die Freundin des einen Spielers da?». Äh `tschuldigung, nur weil ich Brüste habe, interessiere ich mich noch lange nicht automatisch für den Klatsch und Tratsch der Fussballer. Klar war ja auch, dass diese Frage nach mir direkt an eine weitere Fussball-Begeisterte gestellt wurde, während fünf männliche Nasen rundherum sassen. Diese hätten die Antwort ja vielleicht auch wissen könnten – aber Gott bewahre, ein Mann ein Klatsch-Heftli lesen. Unvorstellbar!

Nette Aktion von Burger King, oder?

So, ihr seht. Ich reg mich über Sexismus beim Fussball auf. Während der Sexismus in unserer Gesellschaft normalerweise etwas unter der Oberfläche brodelt, schwappt es bei den grossen Fussballturnieren so richtig über. Dass es keine weiblichen Fussballkommentatorinnen gibt oder nie weibliche Gäste in die Diskussion beim SRF eingeladen sind, ist das eine. Die tollen sexistischen Werbungen (danke Burger King, das war ja echt mal eine tolle Initiative!), das andere. Nicht zu vergessen das journalistische Prachtstück «Wo sind die schönen Olgas von der Wolga?» der Südostschweiz, dessen Titel so schlecht ist, dass er mich zum Lachen brachte (shame on me!). Da hat wohl jemand die ganze #metoo-Debatte verpasst.

Südostschweiz punktet mit Sexismus

Und alles ist doch so einfach: Ich will einfach Fussball schauen und mich nicht rechtfertigen müssen, wenn ich mal eine Regel nicht richtig verstanden habe. Denn ganz ehrlich, wie den meisten (Frauen und Männern!), macht es mir wahnsinnig Spass einfach reinzuschreien, den Schiri zu beschimpfen und überall ein Foul zu sehen. Auf dass die Schweizer heute gewinnen mögen!

Titelbild: Darja Schildknecht

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