Lena Aurea Schneider: Architektin, Kreisflohmi-Organisatorin und Tsüri-Member - Tsüri.ch #MirSindTsüri
account iconsearch
Von Seraina Manser

Community-Verantwortliche

emailinstagram logotwitter logo

20. Oktober 2020 um 14:14

Lena Aurea Schneider: Architektin, Kreisflohmi-Organisatorin und Tsüri-Member

Mit dem «Kreisflohmi» will Lena Aurea Schneider das Stadtleben sozialer machen. Tsüri.ch hat die Architektin und neue Tsüri-Member auf einen Videocall getroffen.

Mood image for Lena Aurea Schneider: Architektin, Kreisflohmi-Organisatorin und Tsüri-Member

Lena auf ihrem Balkon, coronakonform fotografiert. Foto: Seraina Manser

Über 1200 Menschen sind Tsüri-Member. Welche Gesichter und Geschichten stecken hinter dieser Zahl? Wir machen uns auf die Suche und portraitieren sie. Bist du auch Tsüri-Member und einem Portrait nicht abgeneigt? Melde dich!

Eigentlich hat Lena das Campo am Helvetiaplatz in der Nähe ihres Ateliers für dieses Interview vorgeschlagen. Eigentlich hätten wir uns dort auf einen Kaffee getroffen. Eigentlich – denn es ist Oktober 2020 und Lena befindet sich gerade in Quarantäne; so findet das Treffen online statt. Lena trägt kurze pinke Haare und eine dünne goldene Drahtbrille. Sie sitzt auf einer Chaiselongue. Hinter ihr ein selbstgebautes Regal voller Pflanzen. Sie wohnt im Kreis 6 und zum ersten Mal in Zürich in einem Haus, wo sie ihre Nachbar*innen kennt. Zuvor hat sie drei Jahre in einer Wohnung in einem «anonymen» Haus gewohnt. Diese Anonymität ist auch ein Grund, warum sie den Kreisflohmi durchführt.

«Ein Flohmarktstand verbarg sich in einem alten Militärbunker im Niederdörfli», erzählt Lena Aurea Schneider. Das sei wohl der speziellste Ort, wo bis anhin ein Flohmarkt stattfand. Zum zweiten Mal hat die 33-jährige Lena dieses Jahr den Kreisflohmi organisiert; von Juli bis Oktober jeden zweiten Samstag in einem anderen Kreis. Und so funktioniert es: Die Bewohner*innen der Kreise 1, 3, 4, 5, 6 und 10 stellten ihren Stand zum Beispiel im Innenhof, in der Wohnung oder auf dem Vorplatz auf. Eine digitale Karte zeigt, wo sich überall stöbern lässt. «Das Ziel des Kreisflohmi ist, dass man nicht mehr Gebrauchtes nicht einfach wegschmeisst und neue Leute und Orte kennenlernt», sagt Lena. Somit will sie das Stadtleben sozialer machen. Gerade kürzlich hat sie erfahren, dass zwei Frauen, die sich am Kreisflohmi kennengelernt haben, sich jetzt regelmässig zum Spinnen und Weben unter einer Linde treffen. Ziel erreicht.

Ein schlechtes Jahr für den Job, ein gutes für den Flohmi

Lena wächst in Liestal in Baselland auf. 2009 zieht sie wegen des Architekturstudiums nach Zürich. Nach dem Master arbeitet sie in zwei verschiedenen Architekturbüros. Sie merkt schnell, dass sie sich in diesem Setting nicht wohlfühlt und sie das Kreative nur minimal ausleben kann. Sie kündigt und arbeit seither selbständig. Sie führt Studien durch, designt und baut Möbel, macht Grafik. Kurz gesagt: «Ich interessiere mich mehr fürs Konzepten – als für das eigentliche Häuser-Bauen.»

Bezeichnest du dich überhaupt als Architektin? Das sei eine sensible Frage – sie sei noch auf der Suche. Und doch, einfachheitshalber nennt sie sich Architektin. Man müsse dann nicht so viel erklären. 2020 war für sie als Selbstständige ein schwieriges Jahr, aber ein gutes für den Kreisflohmi. Dies weil sie viel Zeit hatte, die sie darin investieren konnte.

Jeder Kreis ist cool
Und wie ist sie überhaupt auf die Idee gekommen? Letztes Jahr im Frühling besuchte Lena in Basel einen Quartierflohmarkt und konnte nach einer Google-Recherche kaum glauben, dass es so etwas in Zürich noch nicht gibt. Und beschliesst:

Hach, ich mach das jetzt einfach!

Lena Aurea Schneider

2019 organisierte sie einen Probedurchlauf durch drei Kreise. Grafik, Webseite und Marketing – alles macht sie selbst. Es gab eher wenige Anmeldungen, aber sie ist zufrieden und beschliesst, den Flohmi 2020 professioneller aufzuziehen. Sie gründet einen Verein, schreibt Fördergesuche und kommt schliesslich vom Migros Kulturprozent und von der Stadt Zürich Unterstützung zugesichert. Allerdings kommen lediglich zehn Prozent ihres geplanten Budgets zusammen. So fühlt sie sich gezwungen, den Kreisflohmi nur in der Hälfte der Kreise durchzuführen und ehrenamtlich zu arbeiten. «Mit wenig Geld kann ich auch viel erreichen, es steckt einfach sehr viel Aufwand dahinter», sagt sie. So schreibt sie hunderte von Mails an Gemeinschaftszentren, Cafés und Quartiervereine und bittet sie, auf den Kreisflohmi aufmerksam zu machen. So ist sie auch auf Tsüri.ch gestossen und hat sich als Member angemeldet.

Im Jahr 2021 soll der Kreisflohmi in allen 12 Kreisen stattfinden. Täglich bekam sie empörte Mails von Leuten, die wissen wollten, warum ihr Kreis nicht dabei ist. «Sie haben angenommen, dass ich ihren Kreis nicht cool finde», sagt sie. Dabei war es einfach eine finanzielle Frage. «Ich freue mich natürlich sehr, wenn nächstes Jahr auch Schwamendingen dabei ist. Denn jeder Kreis ist auf seine eigene Art speziell und cool!»

Dieser Artikel wurde automatisch in das neue CMS von Tsri.ch migriert. Wenn du Fehler bemerkst, darfst du diese sehr gerne unserem Computerflüsterer melden.

Das könnte dich auch interessieren