Künstler:innen nach 2 Jahren Corona: Nando von Arb - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Von Alice Britschgi

Praktikantin Redaktion

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22. März 2022 um 05:30

Künstler:innen nach 2 Jahren Corona: «Die Inspiration war am Tiefpunkt, aber die Produktivität hoch»

Seit dem ersten Lockdown sind zwei Jahre vergangen. Wie geht es den Zürcher Kunst- und Kulturschaffenden heute? Wir haben einige von ihnen auf ihrem Sofa besucht und nachgefragt. Illustrator Nando von Arb über den finanziellen Aufprall der Pandemie und über die Kunst, den Hustenreiz zu unterdrücken.

Nando von Arb illustriert manchmal T-Shirts und trägt sie dann auch selbst – wie hier auf dem Foto. (Foto: Alice Britschgi)

Nando von Arb ist Illustrator, Grafiker und Buchmacher. Seine erste Graphic Novel «Drei Väter» wurde mit dem Kinder- und Jugendbuchpreis 2020 ausgezeichnet. In einer satten Welt aus Farbe und Witz erzählt der Zürcher die Geschichte seiner Kindheit mit drei Vätern, zwei Schwestern und einer Mutter.

Tsüri.ch: Welches Werk beschreibt die letzten zwei Pandemie-Jahre für dich am besten?


Nando von Arb: Das Lied «Ab und Auf» von Bilderbuch und das Bilderbuch «Ich und meine Angst» von Francesca Sanna
 .

Wie haben dich die vergangenen zwei Jahre als Künstler:in beeinflusst?


Weniger als ich anfangs befürchtet hatte. Den ersten Lockdown durchlebte ich gemeinsam mit meiner Freundin in Gent, Belgien. Es war schwierig, keine Museen besuchen zu können und immer durch die gleichen drei Parks zu spazieren. Die Inspiration war am Tiefpunkt, aber die Produktivität war hoch. Was hätte ich sonst machen sollen, als zeichnen? Ich habe meine Familie vermisst. Aber da ich jemand bin, der auch sehr gerne alleine ist, war es weniger ein Problem für mich, öfter zu Hause zu sein.

«Ich will gerne weiterhin mehr Zeit im Garten verbringen, mehr schlafen und weniger reisen.»

Nando von Arb

Die Kulturbranche hat sehr unter den Corona-Massnahmen gelitten – was waren deine schwierigsten Momente?

Die ganzen abgesagten Festivals und Veranstaltungen hatten schon auch finanzielle Auswirkungen auf mich. Die Promotion meiner Graphic Novel «Drei Väter» auf Französisch ist beispielsweise vollkommen untergegangen. Aber die schwierigsten Momente hatten ganz sicher nicht mit den Massnahmen zu tun. 



Hattest du mal den Gedanken, dein Künstler:innenleben aufzugeben?

Nö, weil ich sonst nichts machen will und nichts machen kann. Die Stadt Zürich hat zum Glück auch finanzielle Hilfen angeboten, beispielsweise durch das Covid-Arbeitsstipendium. Mein lieber Verlag Edition Moderne hat mir einen Vorschuss auf Tantiemen gewährt und so konnte ich den finanziellen Aufprall der Pandemie etwas abfedern.


Was war gut in den letzten zwei Jahren? Woran hast du dich gewöhnt, was willst du beibehalten?


Die Solidarität, Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft. 
 Ich habe mich daran gewöhnt, den Hustenreiz zu unterdrücken, bis ich es fast nicht mehr aushalte. Ich will gerne weiterhin mehr Zeit im Garten verbringen, mehr schlafen und weniger reisen.

Die unsicheren Zeiten halten an, wenn auch nicht mehr nur pandemiebedingt. Wie willst du die kommenden Monate angehen? Auf welches Projekt von dir können wir uns freuen?


Ich probiere, seit drei Jahren an meinem nächsten Buch zu arbeiten, aber ich werde immer wieder durch mehr oder weniger coole Aufträge unterbrochen. Ein Fluch und ein Segen. Leider sind auch die Förderbeiträge für Buchprojekte zu klein, um unabhängig von Aufträgen arbeiten zu können. Ich finde mich also eingezwängt zwischen der näher und näher kommenden Deadline für die Buchveröffentlichung und der Notwendigkeit, nicht am Buch zu arbeiten, weil ich Geld verdienen muss.


 Angenommen, Corona würde erst heute ausbrechen: Welches Produkt würdest du –  mit der Erfahrung aus den letzten zwei Jahren Pandemie – hamstern? 


Gratis Selbsttests. Dann hätte ich etwa 100 Franken gespart. Wahnsinn, oder?

Serie «So geht es Künstler:innen nach 2 Jahren Corona»

Am 16. März 2020 wurde in der Schweiz der erste Corona-Shutdown angeordnet, während dem das öffentliche Leben vom Bundesrat weitgehend zum Erliegen gebracht wurde: Leere Strassen, Plätze und Cafés boten ein ungewohntes Bild. Dass die Pandemie bis heute andauern wird, hätte damals wohl keine:r erwartet. Besonders die Kunst- und Kulturbranche wurde von den immer wieder neu definierten Corona-Massnahmen hart getroffen. Wir wollten deshalb wissen: Wie geht es den Zürcher Kunst- und Kulturschaffenden heute? 

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