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15. Juni 2019 um 08:32

Was müssen wir an unserem Konsum ändern?

Wenn wir so weiter konsumieren, werden unsere Enkel dann noch leben können? Diese Frage haben wir am Donnerstagabend im Kosmos von sieben Expert*innen beantworten lassen.

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Es war der pompöse Auftakt des Fokus «Konsum». Sieben Personen, die wissen, wovon sie sprechen, haben vor rund hundert Personen im Kulturhaus Kosmos kurze Input-Referate gehalten. Alle sollten sie die gleiche Frage beantworten: Was müssen wir an unserem Konsum ändern?

Dass wir etwas ändern müssen, wenn wir unseren Planeten nicht zerstören wollen, ist unausweichlich. Was wir ändern müssen und wie wir das konkret anpacken sollen, da gibt es verschiedene Ansätze.

Hier präsentieren wir dir die sieben Perspektiven:

1. Marie-Claire Graf / Klimastreik Schweiz

Der Reigen der kurzen Referate wurde von einer Vertreterin der berühmt berüchtigten Klimajugend eröffnet: Marie-Claire Graf vom Klimastreik Schweiz, welche vor ein paar Wochen zu Besuch bei Greta Thunberg war. In ihrem Appell wies sie auf zwei wesentliche Punkte hin.

Erstens brauchen wir einen Systemwandel. Die Notwendigkeit dafür macht Graf an einem Beispiel fest: Heutzutage brauchen quasi alle Menschen ein Smartphone, doch es ist nicht möglich, dieses nachhaltig zu besorgen. Die Akkus von iPhones sind so gebaut, dass sie nach ein paar Jahren automatisch schwächer werden, zudem werden einige Rohstoffe (Coltan) im Gerät unter widerlichsten Verletzungen der Menschenrecht abgebaut.

Zweitens müssen wir alle konkret aktiv werden; sei es an einem Klimastreik oder natürlich bei den nächsten Abstimmungen und den nationalen Wahlen im Herbst.

Nur so kann es die Welt und die Schweiz schaffen, in den nächsten elf Jahren, welche wir noch haben, massiv etwas zu ändern und die Erderwärmung gemäss Pariser Klimaabkommen auf 1,5 Grad zu beschränken.

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2. Dr. Pia Furchheim / ZHAW

Die Konsument*innen-Forscherin von der ZHAW Dr. Pia Furchheim bringt in ihrem Referat das Problem auf den Punkt: Materialismus und Nachhaltigkeit gehen halt leider einfach nicht zusammen. Wir westlichen Menschen nutzen Besitztümer als Ausdruck unserer selbst und halten uns an diesen externen Dingen fest. Diese Haltung ist widersprüchlich zu Nachhaltigkeit. Auch wenn wir grün konsumieren, konsumieren wir immer noch zu viel. Damit wir unseren Planeten retten können, müssen wir alle unser Konsumlevel massiv senken, so Pia Furchheim.

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3. Rolf Hiltl / Inhaber Hiltl

Wenn es um Konsum und Nachhaltigkeit geht, dann geht es auch um die Ernährung und um Vegetarismus und Veganismus. Der Zürcher Vegi-Papst und Inhaber des ältesten Vegi-Restaurants der Welt Rolf Hiltl betont, dass auch er mit seinem Konsumverhalten nicht restlos zufrieden sei, obwohl er sich ohne viele Dinge wohler fühle. In den 121 Jahren des Hiltl habe der Familienbetrieb Millionen Tieren das Leben gerettet und hunderte Tonnen CO2 einsparen können. Der Gastronom stellt fest, dass vegetarisch und vegan leben kein Trend mehr sei, sondern eine Einstellung. In Zukunft wird das Restaurant noch viel mehr auf vegane Gerichte setzen; bereits heute liegt deren Anteil im Sortiment bei rund 70 Prozent.

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4. Lea Trogrlic / Verein Plurale Ökonomie

Unser aktuelles Wirtschaftssystem baut auf Wachstum und dieses wiederum braucht Konsum. Dass es durchaus Alternativen gibt, erklärt Lea Trogrlic vom Verein Plurale Ökonomie. Um dies zu veranschaulichen, liefert Trogrlic drei Beispiele:

  • Die ökologische Ökonomie sieht die Umwelt als Ganzes und erkennt, dass sie Limiten hat und darum nicht monetarisiert werden darf.
  • Die Postwachstumsökonomie stellt die Frage, wie wir ein System schaffen können, welches nicht von Wachstum abhängig ist und wie somit die soziale Sicherheit und die Erwerbsarbeit umstrukturiert werden können.
  • Die Glücksforschung solle in die Wirtschaft einzug halten. Denn schliesslich soll uns die Wirtschaft glücklich machen.

Lea Trogrlic plädiert für ein weltweites Schrumpfen der Wirtschaft und für ein konsequentes Hinterfragen der herkömmlichen Konzepte: «Wir brauchen wieder andere Perspektiven, die uns helfen neue Wege zu finden.»

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5. Philippe Schenkel / Greenpeace

Nach Rolf Hiltl setzt sich auch Philippe Schenkel von Greenpeace mit dem Thema Ernährung auseinander; allerdings auf einer anderen Flughöhe. Ganze 27 Prozent der Umweltbelastung eines Haushaltes kommen durch die Ernährung zustande (Wohnen sind 28%, Mobilität 18%). Wie müssen wir uns also ernähren, um die Umwelt zu schonen? Schenkel hat eine einfache und wirkungsvolle Antwort auf diese Frage: Der Anteil an tierischen Produkten auf unserem Speiseplan muss drastisch reduziert werden, zudem müssen wir Foodwaste verhindern und regional und saisonal einkaufen.

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6. Dr. Christina Marchand / Verein fossil-free.ch

Der nächste Input wagt sich an eine neue Perspektive, es geht um den indirekten Konsum und die Auswirkungen von unseren Finanzen auf das Klima und die Umwelt. Dr. Christina Marchand vom Verein fossil-free ruft dazu auf, die Investments von Firmen abzuziehen, welche mit fossilen Rohstoffen ihr Geld verdienen. Sie ruft auch dazu auf, Druck zu machen auf unsere Pensionskassen und Banken, damit diese in nachhaltige Finanzprodukte investieren. Denn unser Geld verursacht gleich viel CO2 wie wir Menschen.

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7. Fred Frohofer / Fazilitator für neue Lebensformen

Das letzte Referat des Abends stammt von Fred Frohofer, der, wie er sagt, zur Generation gehört, die es «verkackt» habe. Er zeigt auf, dass die Menge CO2 in der Atmosphäre direkt mit der Entwicklung des BIP und damit der Wirtschaft zusammenhängt: geht es der Wirtschaft gut, geht es der Umwelt schlecht. Der Veganer und Kalkbreite-Bewohner ruft darum vehement dazu auf, die Wirtschaft «gesund zu schrumpfen». Er selber meidet seit rund drei Jahrzehnten die Grossverteiler Coop und Migros und kauft sich praktisch keine neuen Dinge. Auf die Erfüllung der Menschlichen Bedürfnisse nach der Maslow-Pyramide habe ein Konsumverzicht keinen Einfluss, so Frohofer.

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Hier findest du alle Folien der Veranstaltung

Du kannst den ganzen Event hier im Video nachschauen.

Sehen wir uns an einem der kommenden Veranstaltungen?

Text: Simon Jacoby
Fotos: Florentina Walser
Video: Elio Donauer

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