Klimastreik in Zürich: «Die Zeit läuft uns davon» - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Von Michael Schallschmidt

Praktikant Redaktion

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24. September 2021 um 15:57

Klimastreik in Zürich: «Die Zeit läuft uns davon»

Am Freitagnachmittag fand der internationale Klimastreik statt. Auch in Zürich gingen mehrere Tausend Menschen auf die Strasse, um gegen die Untätigkeit von Politik und Wirtschaft zu demonstrieren.

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Ein Klimaaktivist macht die letzten Handgriffe an einem Protestwagen (Alle Fotos: Michael Schallschmidt)

Gegen 15 Uhr strömen die ersten Gruppen mit Transparenten und Protestschildern auf die Polyterrasse. Obwohl sich der Betonplatz durch die Nachmittagssonne bereits stark aufgeheizt hat, füllt sich die Terrasse mit immer mehr Menschen. «Die Erde kocht vor Wut» und «Die Titanic hätte 2021 kein Problem» ist auf einzelnen Schildern zu lesen.

Sie alle, laut Organisator:innen rund 4000 Menschen, versammeln sich am heutigen Freitag, um gemeinsam am internationalen Klimastreik teilzunehmen. In insgesamt acht Schweizer Städten gehen Klimademonstrant:innen auf die Strasse, um auf die drohende Klimakrise aufmerksam zu machen.

Die Demonstration findet unter der Planung von «Klimastreik Zürich», einer Regionalgruppe der nationalen Klimastreik-Bewegung, statt. Ihr Kernanliegen besteht darin, für eine gerechte und nachhaltige Gesellschaft zu kämpfen: «Obwohl die wissenschaftlichen Fakten zur Klimakrise seit Jahrzehnten bekannt sind, weigern sich unsere Entscheidungsträger:innen entsprechend zu handeln», erklärt die Bewegung auf ihrer Website.

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Corinne Husmann (links) und Schirin Kurmann neben ihren Protestschildern.

«Wir müssen jetzt handeln, denn die Zeit läuft uns davon», sagt die junge Demonstrantin Corinne Husmann. Aus diesem Grund nimmt sie am Klimastreik teil. Da rund 20 Firmen für ein Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich seien, sollte die Gesellschaft vor allem an diesem Punkt beginnen, findet sie.

«Wir wissen aus wissenschaftlicher Sicht, was mit unserem Planeten passiert, wenn wir so weitermachen wie bisher», sagt Schirin Kurmann. Es brauche vor allem mehr Liebe zu unserem Planeten: «Während der Corona-Pandemie war immer von Nächstenliebe die Rede, wieso dann auch nicht beim Klimaschutz?», findet sie.

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Sonia Seneviratne während der Kundgebung auf der Polyterrasse.

Während Besammlung der Demonstrant:innen auf der Polyterrasse ergreift auch die Klimawissenschaftlerin Sonia Seneviratne das Wort: «Der Wandel findet hier und jetzt statt, und es gibt bereits zu viele Todesfälle, auch in hochentwickelten Ländern.» Weiterhin betont sie, wie wichtig der Protest des Klimastreiks ist. «Dank dem Klimastreik und Fridays for Future wurde die Klimakrise zum ersten Mal ernsthaft in der Gesellschaft thematisiert», sagt Seneviratne. Dies sei ein grosser Erfolg.

Auf der Strasse für Netto-Null

Unter anderem fordert die Bewegung eine Reduktion der Treibhausgase auf Netto-Null in der Schweiz bis 2030. Dafür müsste die Schweiz der Atmosphäre die gleiche Menge an Treibhausgasen entziehen, wie sie verursacht. Bis 2024 sollte der Ausstoss von Treibhausgasen bereits um 13 Prozent und bis 2030 um weitere acht Prozent sinken, wie die Bewegung erklärt.

Die Klimastrategie des Bundes sieht momentan eine Netto-Null-Bilanz bis 2050 vor. Die Bewegung fordert weiter auch «Klimagerechtigkeit» gegenüber benachteiligten Menschen, die zusätzliche Belastung erfahren könnten sowie einen Investitionsstopp in fossile Energieträger.

Auch andere Klima-Bewegungen setzen sich aktiv für ein Ende der Investitionen in fossile Energien ein. So sorgte «Rise Up For Change» in den letzten Monaten für Schlagzeilen. Im August dieses Jahres besetzten rund 200 Klimaaktivist:innen die Zugänge der UBS und der Credit Suisse am Paradeplatz. Sie verfolgten das Ziel, auf die klimaschädigenden Investitionen der Grossbanken aufmerksam zu machen.

Im Kanton Zürich soll es vorwärts gehen in Sachen Klimaschutz

Max Töpfer, SP-Gemeinderat Kloten

Allein zwischen 2016 und 2019 investierten diese rund 83 Milliarden Franken in fossile Energien wie Kohle, Gas oder Öl. Dies zeigt ein Bericht der Organisation Banktrack. Die Aktion am Paradeplatz, die 83 Festnahmen nach sich zog, fand im Rahmen der Aktionswoche von Rise Up For Change statt. Vom 30. Juli bis zum 6. August richteten die Klimaaktivist:innen auf dem Areal der Stadionbrache Hardturm ein «Klima-Camp» ein, auf dem sie ihre Aktionen vorbereiteten. Tsüri.ch war auf dem Klima-Camp zu Besuch und berichtete.

Demonstration nur mit Maske

In der Vergangenheit stellte vor allem die Covid-19-Pandemie die Aktionen der Klimastreik-Bewegung vor Herausforderungen. So kam der internationale Sitzstreik, der am 19. März dieses Jahres unter anderem auch in Zürich stattfand, zu einem schnelleren Ende als geplant.

Da die kantonalen Vorschriften zum Zeitpunkt des Sitzprotestes politische Veranstaltungen mit mehr als 15 Teilnehmer:innen untersagten, erteilte die Stadt keine Bewilligung für die Demonstration. Nachdem sich die Aktivist:innen dennoch auf drei Plätzen in einen Sitzstreik begaben, löste die Stadtpolizei den Streik unverzüglich auf.

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An der Klimademo bestand Maskenpflicht.

Da politische Grossveranstaltungen wieder erlaubt sind, kann auch der Klimastreik in einem grösseren Rahmen stattfinden. Die Regionalgruppe Klimastreik Zürich machte auf ihrer Website jedoch auf die Hygienemaskenpflicht aufmerksam und hielt die Demonstrant:innen an, sich vorher testen zu lassen. «Wir nehmen die Corona-Pandemie ernst», sagt Anna Lindermeier von der Klimastreik-Bewegung. Bei der Bewilligung der Demonstration sei auch die Zusammenarbeit mit der Stadt reibungslos verlaufen: «Wir verfügen über ein Schutzkonzept, das wir an unseren Veranstaltungen auch umsetzen.»

Der Streik verändert die Politik

«Im Kanton Zürich soll es vorwärts gehen in Sachen Klimaschutz», finden Max Töpfer und Philip Graf aus Kloten. Die beiden SP-Gemeinderäte nehmen an der Klimademo teil, um die Leute über die Abstimmungen am 28.November zu informieren. Dann kommt die Änderung des Kantonalen Energiegesetzes vor die Urne. Dank Veranstaltungen wie dem Klimastreik würde der Kantonsrat auch solche Reformen zur Abstimmung bringen, erklärt Töpfer.

Gleichzeitig sei es auch wichtig die Stimmbürger:innen zu informieren: «Beim CO2-Gesetz dachten sich alle, dass es sowieso angenommen wird. Am Ende scheiterte die Abstimmung an der fehlenden Mobilisierung auf der linken Seite». Aus diesem Grund verteilen Töpfer und Graf auf der Polyterrasse Flyer an die anderen Teilnehmer:innen. Was die Klimapolitik in Zukunft betrifft, so findet Graf: «Wir müssen zuversichtlich bleiben, etwas anderes bleibt uns nicht übrig.»

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