Klima-Briefing im Mai: Im Zeichen des 18. Junis - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Von Isabel Brun

(Klima-)Redaktorin

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2. Juni 2023 um 14:00

Klima-Briefing im Mai: Im Zeichen des 18. Junis

Das Klima-Briefing ist der monatliche Newsletter über Klima-Themen aus Zürich und der Welt. Was uns im Mai 2023 beschäftigt hat: Die Eidgenössische Klimaschutz-Abstimmung treibt Menschen um, der Aktivismus nimmt Fahrt auf und die Temperaturen werden unmenschlich.

Illustration: Zana Selimi

Die ersten Zeilen will ich aber dem neuen Klimaschutz-Gesetz widmen, über das die Schweizer Stimmbevölkerung am 18. Juni abstimmen wird. Der indirekte Gegenvorschlag der Gletscher-Initiative sorgte in den letzten Wochen für einige erzürnte Gemüter – und nicht zuletzt dafür, dass der FDP-Ständerat Ruedi Noser aus dem Hauseigentümerverband (HEV) austrat.

Grund dafür war laut Blick die Sympathien des HEV-Präsidenten Hans Egloff. Als ehemaliger SVP-Nationalrat bläst er in dasselbe Horn wie seine Partei – was auch einen Einfluss auf die Position des HEV hat. Das schreibt zumindest der Tages-Anzeiger. Bereits im Januar sprach sich der Verband für ein Nein zur Klimaschutz-Initiative aus. Dieser sollte eigentlich die Interessen von Hauseigentümer:innen vertreten, so Ruedi Noser, «stattdessen übernimmt er beim Klimagesetz unbesehen die SVP-Kampagne – das ist eine Respektlosigkeit gegenüber den Mitgliedern». Viele seien in dieser Frage gespalten, wenn nicht mehrheitlich dafür. Schliesslich würden Hauseigentümer:innen vom neuen Gesetz profitieren, so Noser: Über zehn Jahre hinweg soll ihnen zwei Milliarden Franken für den Ersatz fossiler Heizungen zur Verfügung stehen.

Sowohl der Westschweizer Hauseigentümerverband als auch die kantonalen Verbände von Luzern, Zug und Basel-Stadt beschlossen deshalb die Ja-Parole. Zu Nosers Freude, schliesslich ist er das bürgerliche Aushängeschild der Vorlage (darüber habe ich im Klima-Briefing von September bereits berichtet).

Hans Egloff reagiert derweil auf die Kritik des FDP-Politikers einigermassen gelassen: «Unser Vorstand besteht zu drei Vierteln aus Personen, die nicht Mitglieder der SVP sind.» Die Entscheidung für die Nein-Parole sei demokratisch gefällt worden. Diese Rechtfertigung scheint Noser nicht zu genügen: Nach zehn Jahren als HEV-Mitglied entschied er sich Mitte Mai für den Austritt aus dem Verband. Und damit bleibt er nicht alleine. Gemäss Tagi verliert der HEV seit dem Abgang Nosers täglich Mitglieder – viele davon wechseln zur Konkurrenz Casafair, heisst es im Blick.

Das Klimaschutz-Gesetz – und wie die SVP Halbwahrheiten verbreitet

Dass das Klimaschutz- und Innovationsgesetz auch bei der SVP für Unruhe sorgte, weil sich der Bundesrat Albert Rösti als eigentlicher Gegner in seiner neuen Position für die Vorlage aussprechen muss, darüber habe ich vergangenen Monat bereits geschrieben. In der Arena-Sendung von SRF war seine frühere Ablehnung gegen das Klimaschutz-Gesetz als SVP-Nationalrat ebenfalls Thema. Denn als Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation, kurz UVEK, vertrat er im Ring die Seite der Befürworter:innen.

Bevor wir in die hitzige Debatte starten (heute sind starke Nerven gefordert), nochmals kurz zum Mitschreiben: Das Klimaschutz- und Innovationsgesetz fordert, dass die Schweiz bis ins Jahr 2050 klimaneutral ist. Fossile Energien sollen zwar nicht verboten, aber soweit wie möglich reduziert werden. Neben dem Klimaschutz und der Förderung von neuen Technologien ist auch die Stärkung der Unabhängigkeit der Schweiz in Sachen Energieversorgung vorgesehen: Der Verbrauch von Öl und Gas soll gesenkt und gleichzeitig mehr Energie in der Schweiz produziert werden. Damit das auch tatsächlich gelingt, sind in der Vorlage Zwischenziele, Richtwerte und Massnahmen definiert.

Auch Geld soll fliessen: Nehmen die Schweizer Stimmberechtigten die Initiative an, würde der Bund während zehn Jahren Hauseigentümer:innen, die ihre Öl-, Gas- oder Elektroheizungen ersetzen, mit jährlich maximal 200 Millionen Franken unterstützen. Für Unternehmen, die in klimafreundliche Technologien investieren, sind bis 2030 ebenfalls jährlich maximal 200 Millionen Franken vorgesehen. Das finden übrigens alle grossen Parteien und auch der Bundesrat gut – einzig die SVP spricht sich gegen die Vorlage aus. Soviel dazu. Nun aber zurück in die Arena

Moderator Sandro Brotz im Fegefeuer: In der Arena standen drei SVP-Politiker:innen. (Bild: Screenshot SRF)

Dort liefen die Eisen heiss. Auf der einen Seite die SVP-Politiker:innen Michael Graber – der auch die entsprechende Kampagne leitet – und Magdalena Martullo-Blocher, auf der anderen Seite Bundesrat Albert Rösti und Mitte-Politiker Stefan Müller-Altermatt. Im Zentrum der Diskussion stand laut Watsondie Strommangellage, die steigenden Preise sowie der Windenergie-Ausbau, welcher den Gegner:innen zufolge dem Tourismus schaden soll (der Tourismusverband macht sich übrigens für das Gesetz stark). Und auch die Sorge um Verbote von Brenn- und Treibstoffen führte zu Gefühlsausbrüchen auf Seiten der SVP. Dass ihr Parteikollege Rösti mehrmals betonte, dass das Gesetz lediglich Anreize schaffen soll, die auf Freiwilligkeit beruhen, schien gekonnt überhört zu werden. 

Es war, wie es immer ist, wenn die SVP gegen den Klimaschutz wettert: Zu teuer und unnötig. Sogar das Argument, dass die Energie-Sicherheit zerstört werde, wurde gezückt. In Zukunft würden es sich zudem nur noch reiche Menschen leisten können, Auto zu fahren, in die Ferien zu reisen und die Wohnung zu heizen. Stimmt das? Der Tages-Anzeiger hat die Behauptungen der SVP geprüft – und kam zum Schluss, dass nicht nur mit Szenarien gerechnet wurde, die davon ausgehen, dass sich die Schweiz selber versorgen kann, sondern die Partei auch mit Transparenz geizt. 

So schreibt die SVP in ihrer Kampagne beispielsweise: «Der realitätsfremde Umbau der Energieversorgung verursacht Kosten von mindestens 387 Milliarden Franken.» Diese Zahl stamme aus aus einer Studie aus dem Jahr 2021, die von der Schweizerischen Bankiervereinigung durchgeführt wurde, so der Tages-Anzeiger. Doch anstelle der direkten Energiekosten gehe es um Investitionen in den Aus- und Umbau in eine emissionsfreie Energieinfrastruktur. Die 387 Milliarden Franken würden dabei nicht sofort, sondern über die nächsten 30 Jahre verteilt anfallen. Im Durchschnitt wären das 12,9 Milliarden Franken pro Jahr oder 1290 Franken pro Kopf.

Ausserdem würden 58 Prozent dieser Investitionen sowieso anfallen; alleine ein Drittel für den Ersatz von Fahrzeugen. Dass die Studie schliesslich zum Schluss kommt, dass der Finanzmarkt das nötige Geld aufbringen kann und die Transformation für die Schweiz «eine grosse Chance» darstellt, verschweigt die SVP. 

Neben der Untersuchung der Schweizerischen Bankiervereinigung zitiert die Partei auch aus einer Studie der Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa), die der ETH angegliedert ist. Doch die Forschungsergebnisse seien aus dem Kontext gerissen worden, kritisiert die Empa. Dass bei einer Annahme des Gesetzes automatisch dieses «Extremszenario» zum Tragen käme, sei «eine unzulässige Schlussfolgerung», sagt ein Sprecher gegenüber der Blick-Zeitung. 

Vier Millionen für die Klimaschutz-Kampagne

Das Gefährliche daran: Viele Stimmberechtigte scheinen die Märchen der stärksten Volkspartei des Landes für voll zu nehmen. Waren laut einer SRG-Umfrage Anfang Mai noch 72 Prozent der befragten Stimmberechtigten für das Klimaschutz-Gesetz, sank er laut Tages-Anzeiger in der Tamedia-Umfrage in der letzten Maiwoche von 58 Prozent (Anfang Mai) auf 55 Prozent. Die grossen Befürworter:innen wie der Verein Klimaschutz Schweiz beginnen angesichts des Mobilisierungskampfes der SVP zu zittern. 

Und das, obwohl hinter dem Verein über 200 Organisationen – darunter auch Wirtschafts- und Tourismusverbände sowie Umweltorganisationen – stehen und auch genügend Geld vorhanden ist, um das Gesetz ins Trockene zu bugsieren. «Für die Kampagne stehen uns wahrscheinlich rund vier Millionen Franken zur Verfügung», sagt Sophie Fürst, Co-Kampagnenleiterin und Geschäftsführerin des Vereins (sie war übrigens auch schon Klimakopf des Monats). «Damit müssen wir aber auch die Personalkosten decken.» Wie CH Media berichtet, stammt ein Drittel der Einnahmen aus Spenden, ein Drittel aus Stiftungen, und ein Drittel trugen Organisationen und Verbände zusammen.

Nur wenige Organisationen sprechen sich gegen das Klimaschutz-Gesetz aus. (Bild: Screenshot Twitter/klimaschutzja)

Wie viel Geld ihr Gegner:innen für die Kampagne springen lassen, will der zuständige Kampagnenleiter Michael Graber nicht verraten. Fürst geht aber davon aus, dass sie mindestes doppelt so viel in ihre Mobilmachung investieren. «Dort, wo wir ein Plakat aufstellen, montiert die SVP zwei.» Umso wichtiger sei es deshalb, dass alle Befürworter:innen am 18. Juni an die Urne gehen. 

Zu diesen gehört im Übrigen auch die Stadt Zürich. Sie bekundete mittels Medienmitteilung ihre Ja-Parole. «Von den geplanten Fördermassnahmen, die ergänzend zu den bestehenden städtischen sowie kantonalen Förderprogrammen vorgesehen sind, können Bevölkerung, Wirtschaft und Gemeinwesen profitieren», wird der Stadtrat Andreas Hauri zitiert. Mit ihm habe ich Mitte Mai auch noch über das einjährige Jubiläum der städtischen Netto-Null-Abstimmung gesprochen – weshalb er in dieser Ausgabe auch zum Klimakopf des Monats gekürt wird. 

Werden Klimaaktivist:innen immer radikaler?

Es ist zur Tradition geworden, dass wir im Klima-Briefing über Aktivismus sprechen. Das war auch der Grund, weshalb ich dich in der letzten Ausgabe gefragt habe, ob du findest, dass der Zweck alle Mittel heiligt. 27 Personen stimmten Ja, 22 Nein und 27 sind der Meinung, dass man das nicht pauschal beantworten könne. Das zeigt ganz gut, wie die Meinungen dazu auseinandergehen. Die Reaktionen auf die kürzlich durchgeführten Aktionen fielen ebenfalls unterschiedlich aus. 

«Die richtigen Kämpfe werden falsch, wenn sie Güter der Allgemeinheit beschädigen», sagte beispielsweise der Bürgermeister von Rom, nachdem Klimaaktivist:innen der Gruppe Letzte Generation in den Brunnen der berühmten Piazza Navona schwarze Flüssigkeit gelassen haben. Damit wollten sie gegen die Umweltpolitik protestieren und auf die Gefahren durch Dürren, Trockenheit und Überschwemmungen aufmerksam machen, heisst es auf Watson.

Nur zwei Wochen später wurde dasselbe Spiel beim Trevi-Brunnen wiederholt. Wie Watson schreibt, will Italiens Regierung deshalb härter durchgreifen und Vandalismus an Kulturgütern mit der Zahlung von Schadenersatz in Höhe von 10'000 bis 60'000 Euro und strafrechtlichen Sanktionen bestrafen. 

Auch im Norden Europas kam es vor einigen Tagen zu eine Aktion, über die auch Schweizer Medien berichteten. Im niederländischen Den Haag blockierten mehrer Tausend Personen eine Autobahn, um gegen die Energiepolitik der Regierung zu demonstrieren. Dazu aufgerufen hatte die Gruppe Extinction Rebellion. Wie die NZZ berichtet, wurden dabei über 1500 Personen festgenommen und gegen 48 Teilnehmer:innen wegen strafbarer Handlungen ermittelt – darunter Beleidigung, Sachbeschädigung und Behinderung des Verkehrs.

Die Blockade der A12 nahe Den Haag von oben. (Bild: Screenshot Twitter/ExtinctionR)

Zurück in die Schweiz und nach Genf. Dort stürmten Klimaaktivist:innen Ende Mai das Rollfeld des Flughafens, was dafür sorgte, dass der Flugverkehr für eine Stunde unterbrochen wurde. Grund dafür war eine Ausstellung für Privatjets, die vor Ort stattfand. Wie SRF schreibt, klebten die Aktivist:innen verschiedenster Organisationen «Warnhinweise» auf die Jets, wie sie auch auf Zigarettenpackungen zu finden sind, wie «Privatjets zerstören unseren Planeten», «verbrennen unsere Zukunft» oder «nähren die Ungleichheit».

Ausserdem hätten sie darauf hingewisen, dass der Flughafen Amsterdam Schiphol Privatjets ab 2025 verbieten werde, während es in Genf ein starken Verkehr von Privatjets gebe. Zwischen 80 und 100 Personen wurden vorläufig festgenommen (gemäss Polizei waren es 80, gemäss Aktivist:innen 100). 

Von der Romandie in die Deutschschweiz – wir nähern uns Zürich langsam, aber sicher. Zuerst aber noch nach Bern: In der Bundeshauptstadt kletterten am 13. Mai sechs Klimaaktivist:innen von Greenpeace auf einen Baukran vor dem Gebäude der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und brachten ein Transparent an mit den Worten «Unser Planet hat Grenzen. Sprengen wir sie nicht». Mit ihrer Aktion wollten sie laut Blick auf den Earth Overshoot Day aufmerksam machen.

Der Tag markiert das Datum des laufenden Kalenderjahres, an dem die menschliche Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen das Angebot und die Kapazität der Erde zur Reproduktion dieser Ressourcen übersteigt. «Ab heute leben wir auf Pump. Würden weltweit alle Menschen so viel verbrauchen wie Einwohner:innen, Unternehmen und Verwaltungen der Schweiz, wären heute am 13. Mai sämtliche Ressourcen verbraucht, welche die Ökosysteme unseres Planeten in einem Jahr erneuern können», heisst es in der Medienmitteilung der Umweltorganisation. 

Im Zuge all dieser Aktionen fragte sich die Sonntags-Zeitung, ob sich die Klimaaktivist:innen zunehmend radikalisieren würden. Die Antwort lieferte die Sprecherin des Nachrichtendiensts des Bundes (NDB), Sonja Margelist: Die Klimabewegung hätte bisher kaum Gewalt eingesetzt, weshalb sie noch nicht im Fokus des NDB stünden. «Es ist aber wahrscheinlich, dass sich ein Teil dieser Szene in den kommenden Jahren radikalisieren wird.» Wenn ihre Forderungen im politischen Prozess kein Gehör finden sollten, werden einige dabei «die Grenze zur Gewaltausübung überschreiten», so Margelist.

Cécile Bessire, Sprecherin von Renovate Switzerland, hingegen meint dazu: «Ich wünschte mir, dass der Staat genauso viel Energie zur Bekämpfung der Klimakrise verwenden würde wie zur Verfolgung von gewaltfreien Bürgerinnen und Bürgern.» Sie würden weiterhin auf gewaltfreie Protestaktionen setzen. 

(Foto: Elio Donauer)

Klimakopf des Monats: Andreas Hauri

Mitte Mai war es ein Jahr her, seit die Stimmbevölkerung der Stadt Zürich Ja zum Klimaschutzgesetz «Netto-Null 2040» gesagt hat. Was ist seither passiert? Mit dieser Frage wandte ich mich an den Vorsteher des Umweltdepartements und Stadtrat Andreas Hauri. Im Gespräch sagte er: «Es ist ein Ruck durch die Verwaltung gegangen.» Das sei aber auch wichtig, denn alle Departemente sollen auf Kurs kommen – und ihre Strategien dem neuen Klimaziel anpassen, so Hauri. Im Interview sprach der Politiker auch über die Rolle des Kantons und Bundes: Es würde schon ab und zu vorkommen, dass die Stadt «auf die Bremse treten muss», weil eine höhere Instanz eine weniger progressive Klimapolitik betreibe. 

Die Frage, ob zu einer progressiven Klimapolitik auch Verbote gehören, beantwortet der ehemalige Marketingmanager gewohnt diplomatisch: «Es gibt Bereiche, wo wir auf Anreize setzen, und andere, wo Verbote zielführender sind.» Er persönlich sei übrigens schon lange dafür, den Verkauf von Billigfleisch aus dem Ausland zu verbieten. Apropos Ausland: Weil die Stadt mit Klimaschutzmassnahmen alleine laut Hauri nicht auf Null Treibhausgas-Emissionen kommen wird, beobachte man die Forschung zu Negativemissionstechnologien, kurz NET, sehr genau. So gäbe es beispielsweise die Möglichkeit, CO2 im Untergrund zu speichern – dort wird es dann langsam abgebaut. Nur: Die Böden in der Schweiz würden sich dafür nicht eignen, so der Stadtrat. Trotzdem sieht er in dem Projekt in Island, das vom ETH-Spin-off Climeworks durchgeführt wird, viel Potenzial. Dieses soll sogar ausgebaut werden, meldete der Blick Mitte Mai. 

Zum ganzen Interview mit Stadtrat Andreas Hauri gelangst du hier

Kurz & knapp:

  1. Wegen der Erderwärmung wird am Ende des Jahrhunderts rund ein Drittel der Menschheit in Gebieten leben, in denen unmenschliche Temperaturen herrschen. Das zeigt eine neue Studie des Fachblatts «Nature Sustainability». Als die «menschliche Klimanische» definiert das Forschungsteam jenen Temperaturbereich, in welchem Menschen in der Vergangenheit mehrheitlich lebten – Nutztiere gehalten werden und Nutzpflanzen spriessen konnten. Die optimale Jahresmitteltemperatur dieser Nische liege bei etwa 11 bis 15 Grad Celsius, so die Studienautor:innen. Aktuell würden bereits heute über 600 Millionen Menschen und damit über neun Prozent der Weltbevölkerung ausserhalb derartiger Gebiete liegen. Die Erderwärmung treibe diese Entwicklung jedoch weiter voran: Besonders viele Menschen wären in Indien, Nigeria und Indonesien betroffen. Die Länder Burkina Faso, Mali und Katar würden nahezu komplett ausserhalb der Klimanische liegen.
     
  2. Die Stadt Zürich hat die Energiekarte EnerGIS überarbeitet. Die Plattform kommt seit Frühling 2023 mit neuen Informationen und in neuem Design daher. Die Energiekarte soll Hauseigentümer:innen, die eine Immobilien auf Stadtgebiet besitzen, dabei unterstützen, zu entscheiden, ob sie diese an die Fernwärme anschliessen oder an ihrem Standort eine Wärmepumpe bauen können. Zudem würden sie Kontakte für die weitere Beratung und Umsetzung, Informationen zu Fördergeldern sowie allfällige Fernwärme-Anschlusstermine erhalten, heisst es in der Medienmitteilung. Auch sei es möglich, dass sie durch EnerGIS in Erfahrung bringen können, in welchem Ausmass sich ihre Dachfläche für die Nutzung von Sonnenenergie eignet. Neu sei ausserdem zu sehen, welche Heizsysteme in den Gebäuden, Quartieren und Stadtkreisen aktuell wie häufig vertreten sind. EnerGIS wurde vom Umwelt- und Gesundheitsdepartement entwickelt und steht Hauseigentümer:innen seit 2018 zur Verfügung.
     
  3. Dürren beeinträchtigen zunehmend den Kohlenstoffkreislauf in Regenwäldern – was bedeuten könnte, dass Landökosysteme als Kohlenstoffsenken in Zukunft weniger CO2 aufnehmen können als erwartet. Das schreibt die ETH in einer aktuellen Medienmitteilung. Problematisch ist das gemäss den Forschenden vor allem, weil die meisten Klimamodelle den wachsenden Einfluss von Wasserverfügbarkeit und Dürren auf die pflanzliche CO2-​Aufnahme und die atmosphärische CO2-​Konzentrationen nicht wiedergeben. Aus diesem Grund müsse man das globale Kohlenstoffbudget für die verbleibenden Emissionen neu berechnen, so die Studienautor:innen.

Bild: Screenshot byanjushka.com

Rezept des Monats: Veganer Rhabarberkuchen mit Streusel

Zutaten für 10 Portionen 
Zubereitungszeit: 1h 20min

Zutaten:

  1. 300 g Rhabarber
  2. 1 EL Zitronensaft
  3. 1 Päckchen Vanillezucker
  4. 1 TL brauner Zucker
  5. Prise Zimt (optional)

Rührteig:

  1. 200 g Mehl
  2. 50 g gemahlene Mandeln (oder mehr Mehl)
  3. 37 g Vanillepudding-Pulver
  4. 15 g Backpulver
  5. 8 g Vanillezucker
  6. 120 g Zucker
  7. ¼ TL Salz
  8. ¼ TL Orangenabrieb (optional)
  9. 100 ml geschmacksneutrales Öl (zum Beispiel Rapsöl/ 125 g flüssige vegane Butter)
  10. 120 ml Soja- oder Haferdrink
  11. 60 g Apfelmark

Streusel:

  1. 50 g Mehl
  2. 25 g brauner Zucker
  3. ¼ TL Salz
  4. ¼ TL geriebene Orangenschale (optional)
  5. 40 g pflanzliche Margarine (kalt)
  6. Mandelblättchen (optional)

Rhabarber waschen und klein schneiden. Mit Zitronensaft, Vanillezucker, braunen Zucker und optional Zimt vermengen und beiseite stellen. Ofen auf 180 °C Ober- Unterhitze vorheizen. Eine Springform leicht einfetten und den Boden mit Backpapier auslegen. 

Für den Rührteig Mehl, gemahlene Mandeln, Puddingpulver, Backpulver, Vanillezucker, Zucker, Salz und optional Orangenabrieb in einer Rührschüssel vermischen. Öl, Pflanzenmilch und Apfelmark hinzugeben und nur kurz zu einem Teig verrühren. Alle Zutaten für die Streusel zügig zu einem Teig kneten. Rührteig in die Springform verteilen. Rhabarber über den Teig verteilen und leicht andrücken. Zum Schluss den Streuselteig über den Rhabarber verteilen. Nach Geschmack einige Mandelblättchen über die Streusel geben.

Im vorgeheizten Ofen etwa 50 bis 60 Minuten backen, bis der Kuchen durch ist. Nach etwa 25 Minuten Backzeit, sollte der Kuchen abgedeckt werden, damit er nicht zu dunkel wird. Um zu testen, ob der Kuchen fertig ist, einfach mit einem Holzspiess oder Messer in den Kuchen Einstechen. Bleiben keine flüssigen Teigreste daran haften ist der Kuchen durch. Den Kuchen noch 20 Minuten bei leicht geöffneter Ofentür im Ofen stehen lassen. Dann herausnehmen und komplett auskühlen lassen.

Die Good-News zum Schluss

Jede Neuigkeit darüber, dass mehr Klimaschutz betrieben wird, ist eine gute Neuigkeit. So sehe ich das zumindest. Nun soll auch der Kanton Zürich noch mehr Verantwortung für unsere Umwelt übernehmen. Das forderten links-grüne Parteien im Kantonsrat. Mitte Mai stimmte das kantonale Parlament deshalb darüber ab, ob der Kanton künftig noch mehr Fördergelder im Namen des Klimas sprechen soll – immerhin sieht das Klimaziel des Kantons vor bis spätestens 2050 klimaneutral zu sein.

Und die Antwort lautete Ja. Mit deutlichen 119 zu 48 Stimmen sprach sich der Kantonsrat für einen neuen Rahmenkredit von 68 Millionen Franken bis ins Jahr 2026 aus – und erhöhte den Betrag gar um 16 Millionen. Das schreibt der Tages-Anzeiger. Mit dem Geld sollen erneuerbare Heizsysteme weiter gefördert und Pilotprojekte insbesondere bei der Erforschung der Geothermie und der Photovoltaik unterstützt werden. Mehr ist nicht immer besser, aber hier ausnahmsweise schon.

Event-Tipps

  1. 09.06. von 19 bis 21 Uhr im Kulturpark Zürich West: Das Onlinemagazin Das Lamm bringt dir die Schweizer Klimagesetzgebung näher. Unter dem Motto «Klimagesetze für Dummies (und Fortgeschrittene)» verschafft meine Berufskollegin Alex Tiefenbacher einen Überblick zu Sinn und Unsinn der bestehenden und vielleicht bald neuen Klimagesetzgebung der Schweiz
  2. 13.06. ab 17 Uhr im Innenhof des Landesmuseums: Marktstände, Abendessen, Podiumsdiskussion und Kinovorstellung in einem – das ist der Klimaschauplatz! An dem Abend dreht sich alles um nachhaltige Ernährung – dazu gehört natürlich auch, lecker zu schlemmen. Hier findest du alle wichtigen Infos zur Veranstaltung
  3. 21.06. 18.30 bis 19.30 Uhr im Unterwerk Aubrugg:Wolltest du schon immer mal wissen, wie Solaranlagen funktionieren? Dann lege ich dir eine Führung im Unterwerk Aubrugg nahe – durchgeführt von der Stadt Zürich. Hier kannst du dich anmelden.

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