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Von Dominik Wolfinger

Redaktor

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10. November 2016 um 08:32

Masturbation und Europa...

... haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun.

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Im Gespräch mit der Zürcher Band JPTR wird jedoch beides zum Thema. JPTR sind Sängerin Andrina Bollinger, Schlagzeuger Ramón Oliveras und Allround-Talent Olivier Baumann – sie bilden den harten Kern des weichen, offenen Kollektivs. Ein Jahr lang produzierten sie zu jedem Vollmond eine experimentelle Single. Im April 2017 erscheint ihr erstes Album.

Es sind die aktuellen Themen, die unsere Generation am meisten beschäftigen: Gleichberechtigung, Identität, Sexualität. Mit einem ungewohnt objektiven Zugang nähert sich JPTR den Thematiken. «Wie wollen keine Introspektive (ich denke, ich fühle, etc.), wie es viele andere Künstler*innen unserer Generation vermitteln.» Eine Absicht, die gelingt, auch wenn sehr präzise auf den Text gehört werden muss, um den behandelten Inhalt zu verstehen. Richtungsweisend sind immerhin die gesetzten Titel: EUROPA handelt von Krisen, MASTER BABE von Masturbation. Mit Instrumentierung und Inhalt schlagen sie eine Kerbe in den Mainstream der Pop-Musik und spielen dabei mit den gegebenen Referenzen und generieren neue Perspektiven.

«In der Schweiz wird dir immer gesagt, niemand höre auf den Text», sagt die Band. Gut, dass JPTR nicht nur textbasiert arbeitet. Zu fast jedem Song produzieren sie ein Video. Die Liebe zur Arbeit wird dabei offenbart. Für eine Vollmond-Szene fahren sie ans Meer, für eine andere stampfen sie leicht bekleidet im Schnee über den Gotthard. Kreativ-künstlerisches Effort im Do-it-yourself Gedanken.

«Vielleicht sind wir Workaholics. Aber wir sind persönlich beleidigt, wenn etablierte Künstler*innen sich keine Mühe geben.»
Wer also mit dem Text nichts anfangen kann, wird eingeladen auf visueller Eben ihre komplexen Gedanken zu entschlüsseln. Für Revolution beispielsweise bauten sie eine Drehbühne, umzingelt von Lichtern. Der Clue dabei ist die Revolutionsperiode (das komplette Umkreisen eines Himmelskörpers zum Bezugspunkt). Bewegung und Statik. Form und Inhalt vereint.

Auch wenn JPTR nicht direkt Provokation sucht, so eckten sie doch mit ihrem nackten, intersexuellen Wesen – kombiniert aus Bollinger und Oliveras – an. «Unser Jesus Christ Jupiter Gender Morph sorgte bisher für die grösste Empörung, gewisse fanden die Darstellung wirklich eklig.» Ein Erfolg für JPTR, durch Empörung entstehen die erwünschten Diskussionen, die sonst nicht entstehen würden.

Wem das nun alles zu kryptisch und verkopft ist, sollte JPTR live sehen – am besten am 12. November im Mehrspur. Denn live zeigt die Band enthemmt ihre ganze Wucht: kraftvolle Stimme, lautes Schlagzeug, geile Licht-Show.

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