«Wir müssen improvisieren und flexibel sein, sonst macht uns der Stress kaputt» - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Von Simon Jacoby

Co-Geschäftsleitung & Chefredaktor

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8. Oktober 2019 um 04:00

Aktualisiert 27.01.2022

«Wir müssen improvisieren und flexibel sein, sonst macht uns der Stress kaputt»

Was hat die Startup-Welt mit Improvisationstheater gemeinsam? Vieles, sagt einer, der es wissen muss. Frank Renold hat Students.ch aufgebaut und ist parallel mit dem Theater anundpfirsich gestartet. Im Interview erklärt er Gemeinsamkeiten, Unterschiede und warum seine Workshops alle Teams besser machen.

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Der Impro-Spieler Frank Renold. (Bild: zvg)

Hallo Frank Renold, du hast früher Students.ch aufgebaut und dann verkauft. Jetzt machst du Impro-Theater. Wie kam es zu diesem Wandel?

Das war kein Wandel, es lief beides von Anfang an parallel. Bei Students.ch habe ich viel über das Geschäftsleben gelernt, was ich immer noch sehr spannend finde. Das gleiche gilt aber auch für das Theater. Nun habe ich eine Verbindung zwischen den beiden Welten geschaffen und konnte so mein Hobby zum Beruf machen.

Also hattest du genug von der Startup-Welt?

Nein, davon habe ich wohl nie genug. Das Theater anundpfirsich fühlt sich auch jetzt nach fast 15 Jahren wie ein Startup an: Es ist ständig im Wandel und die Menschen hier wollen immer wieder Neues erleben. Das ist teilweise furchtbar anstrengend, aber auch spannend und kreativ.

Du bietest Kurse für Firmen an, die mit ihren Mitarbeitenden improvisieren lernen wollen. Warum kann das hilfreich sein?

Unser Slogan ist: Eine Kulturfirma macht Firmenkultur. Eine Kultur baut sich oft über Jahrzehnte auf, ist stabil, träge und entwickelt sich nur in ganz kleinen Schritten. Doch das Umfeld verändert sich zum Teil rasant. An diesem Punkt versuchen wir Firmen und Organisationen aktiv auf die Sprünge zu helfen: Was ist eure Kultur? Was gehört dazu? Was soll nicht mehr dazugehören?

Es heisst auf der Webseite, die Teams funktionieren besser nach deinem Kurs. Inwiefern?

Gerade in grossen Organisationen ist es oft so, dass man einfach eine Funktion hat und diese möglichst konzentriert und gut wahrnimmt. Da ist der Fokus stark nach innen gerichtet. Was wir Improspieler*innen richtig gut können ist, auf einander Bezug nehmen. Bei der Stärke eines Teams geht es genau darum. Die Improvisation ist, im Tun zusammenzukommen, im Moment sein, ohne viel zu überlegen. Das schweisst Teams langfristig zusammen.

Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in einen Selbstoptimierungs-Wahn verfallen.

Waren Menschen und Teams früher besser in diesen Fähigkeiten, oder wie hat sich dies verändert?

Früher konnten sich die Menschen auch nicht besser aufeinander einlassen. Aber heute ist es nötiger als noch vor einigen Jahrzehnten. Im Berufsleben ändert sich momentan vieles sehr schnell. Berufe verschwinden, neue kommen hinzu. Um mit diesen Situationen gut umgehen zu können und sich nicht vom Stress kaputt machen zu lassen, müssen wir Menschen improvisieren und flexibel sein.

Wir beschäftigen uns derzeit intensiv mit der Zukunft der Arbeit. Was rätst du den Menschen: Sich selber optimieren, weiterbilden und konzentriert nach Erfolg streben oder einfach mal improvisieren?

Ich empfehle allen, Skills aufzubauen, die einem körperlich und psychisch beweglich machen. Und zwar aus zwei Gründen: Erstens ist es so einfacher, neue Chancen zu nutzen und mit einem sich verändernden Umfeld klarzukommen und zweitens ist es schlicht gesünder. Auf der anderen Seite müssen wir aufpassen, dass wir nicht in einen Selbstoptimierungs-Wahn verfallen. Für mich persönlich habe ich die goldene Regel, dass ich mir für jedes Jahr vornehme immer nur drei Fähigkeiten zu trainieren.

Was sind deine Trainings-Vorsätze fürs aktuelle Jahr 2019?

Am ersten Januar habe ich ziemlich klassisch mit dem Rauchen aufgehört und werde es vermutlich auch nicht wieder anfangen. Ein wichtiger Punkt ist die Arbeitsorganisation; was eigentlich das Gegenteil von Improvisation ist (lacht). Als drittes schaue ich auf meinen Rücken und dass dieser gesund wird! Ich bin viel am Probieren, am Scheitern und mit verschiedenen Projekten am Jonglieren. So gesehen hat alles auch Elemente der Improvisation.

Was macht denn die Improvisation und das Spielerische so wertvoll?

Es tut uns allen gut, wenn wir vom ständigen Resultate messen wegkommen. Das ist natürlich schwierig, wenn ich dir jetzt beispielsweise sage, dass es egal ist, wenn dieses Interview nicht gelingt und auch nicht gelesen wird. Das würde dir und mir nicht gefallen! Dies müssen wir üben, darum ist es auch so wichtig, dass unsere Trainer*innen regelmässig auf der Bühne stehen und auch mal scheitern. Das müssen wir immer wieder trainieren.

Wie geht das?

Das internationale Improvisationsfestival, das diese Woche startet, ist ein Paradebeispiel. Hier kommen Menschen zusammen, die sich zum Teil noch nie gesehen haben und innert eineinhalb Tagen ein funktionierendes Ensemble bilden müssen und dann tolle Aufführungen für ein zahlendes Publikum bieten! Das ist Impro-Training pur!

Das Improfestival SPUNK
Bereits zum 7. Mal findet vom 9. bis zum 13. Oktober das Zürcher Improtheater Festival SPUNK statt, welches vom theater anundpfirsich im ComedyHaus an der Albisriederstrasse 16 in 8003 Zürich organisiert wird. Auf der Bühne des ComedyHaus entstehen völlig überraschende Geschichten und Figuren aus dem Moment. Ein einzigartiges Theatererlebnis gespielt vom internationalen Ensemble mit hochkarätigen Gästen aus Österreich, den USA, Frankreich, Spanien und der Schweiz.

Freitag, 11. Oktober, 20 Uhr: Die Züri-Show Zürich wird neu entdeckt – in dieser Show steht die Limmatstadt im Zentrum. In einem Interview werden den Spieler*innen und dem Publikum eine Trampilotin der VBZ, die Zürich wie ihre Westentasche kennt, vorgestellt. Inspiriert von ihren Erzählungen zaubert das Ensemble witzige Geschichten und überraschende Momente aus dem Hut.
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