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3. Mai 2019 um 14:00

Ich hatte keine Ahnung von Köbi Kuhn, bis ich an seine Vernissage ging

Nach anderthalb Jahren Arbeit wurde Jakob (Köbi) Kuhns Autobiografie veröffentlicht. Im Beiwohnen von Prominenz fand letzte Woche im Kosmos die Vernissage des Buches «Köbi Kuhn. Die Autobiografie» statt.

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Alle kennen und lieben Köbi. Ich hingegen wusste über Köbi Kuhn etwa so viel wie der Esel vom Spinnrad – schliesslich spielte ich seit jeher lieber Rollenspiele als Fussball. Und auch die Kollegin von Le Temps, welche am Event neben mir sass, teilte den fehlenden Enthusiasmus. Lediglich ein Begriff bestückte ihren sonst leeren Notizblock: Fritschiwiese. Dort hat der in Wiedikon geborene Köbi sich die Füsse vertreten und alles gekickt, was nicht niet- und nagelfest war. Doch unser Unwissen vom legendären «Köbi national» sollte ein Ende finden, denn mit Unterstützung von der Autorin Sheril Kneifl hat Köbi sein Leben auf Papier festgehalten.

Der Veranstaltungsleiter des Kosmos, Reto Bühler, fasste in seinen einführenden Worten zusammen: «Köbi Kuhn ist der grösste Schweizer, den wir haben.» Mit einer Körpergrösse von 175 cm ist er allerdings knapp unterdurchschnittlich. Auch dieses Thema fand prompt Platz, als Kneifl und Kuhn auf der Bühne Platz nahmen und mit dem Gespräch begannen. «Sie waren immer der Kleinste und der Leichteste, wurden aber stets als Erster gewählt.» Köbi war ein Ausnahmetalent – als Mittelfeldspieler wie auch als Trainer; er ist der einzige Schweizer, der an Weltmeisterschaften in beiden Funktionen mit von der Partie war. Dabei blieb er dem FCZ derart treu, dass er sogar auf eine internationale Karriere verzichtete.

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So sah Köbi Kuhn 1963 aus. (Bild: Wikipedia Commons/Com_C12-200-001/CC by-SA 4.0)

Kneifl las einige Zeilen aus dem Buch vor. Die Autorin, Juristin und Psychologin ist nicht nur kompetent im Schreiben, auch als Moderatorin hatte sie die Sache im Griff. Sogar mit Köbis lakonischen Antworten – das Mikrofon benutze er nur ungern – konnte sie umgehen. Auch wenn sie Köbi einige Male darum bat, ins Mikrofon zu sprechen: Das Gespräch blieb etwas harzig. Dementsprechend erfuhr man wenig Neues – weder über den Spitzensportler noch über den Menschen dahinter.

Über ein Jahr haben Kneifl und Kuhn zusammengearbeitet und Vertrauen aufgebaut. Denn die Schattenseiten von Köbis Leben mussten in seinem Buch ebenfalls Platz finden, so beispielsweise die Krankheit seiner Frau und der sexuelle Missbrauch, der Köbi als Kind erfuhr. Die 75 Jahre Leben hat Kneifl durch Köbis Erzählungen auf 208 Seiten kondensiert und im Orell Füssli Verlag herausgebracht.

Kneifl und Kuhn bestritten das einstündige Gespräch allerdings nicht alleine. Auch der ehemalige FCZ-Spieler und heutige Juniorentrainer Daniel Gygax und Tigermaler Rolf Knie waren dabei. Während Gygax ausgesprochen sachlich lobende Worte über Köbi verlor, erklärte Knie, wie Köbi dem Schweizer Fussball wieder Hoffnung gab. «Solche Galionsfiguren gibt es heute keine mehr. Der heutige Fussball besteht nur noch aus Laienschauspielern», erzählt Knie und fügte an, dass auch er ein herausragender Fussballer hätte sein können. Der FC Knie sei auch heute noch besser als GC, wurde schon zu Beginn gewitzelt.

Seit 2008 ist Köbi nicht mehr im Fussball tätig, doch seinen vielen Fans wird er noch lange im Gedächtnis bleiben. Das Gespräch endete mit einem emotionalen Höhepunkt; vor lauter Gefühlen fehlten Köbi beinahe die Worte der Danksagung. Knie schloss dann mit einem «jetzt muesch 'habe fertig' säge» ab.

Während die grosse Menge eine Schlange bildete, um sich das eben gekaufte Buch von Köbi persönlich signieren zu lassen, formierte sich das Team Tsüri.ch und Le Temps beim Bier. «Ich hätte es interessant gefunden, wenn sie über die schlimmen Themen auch auf der Bühne gesprochen hätten», meinte die Kollegin. Wohl wahr. Vielleicht war es die Schweizerische Zurückhaltung, die Förmlichkeit, die in der Öffentlichkeit bewahrt werden muss, aber mehr über Köbi konnten wir nicht erfahren. Dafür haben wir ja nun seine Autobiografie.

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